Ich habe in den letzten Wochen viele Gespräche über die geplante Wasserski-Anlage am und auf dem Hillebachsee in Niedersfeld geführt.
Alle Gesprächspartner standen dem Projekt positiv gegenüber. Der Tenor war knapp zusammengefasst: gut für den Tourismus, gut für Niedersfeld, gut für den Freizeitsport in Winterberg.
Mich hatte das gewundert, da hier im Blog und auch in den anderen Medien durchaus kritische Positionen vertreten wurden.
Ich persönlich hatte bislang noch nie bewusst eine Wasserski-Anlage gesehen und konnte mir zumindest von der Anschauung her keine Meinung bilden.
Das hat sich jetzt radikal geändert. Innerhalb nur weniger Tage habe ich mehrere Anlagen auf Binnengewässern gesehen. Am Alfsee habe ich mit meiner Pocket-Kamera einen kleinen Clip gedreht***. Vielleicht ermöglichen die drei Minuten einen ersten Eindruck.
Die Wassserski-Anlagen waren alle ähnlich, wenn auch auf variablen Flächen, aufgebaut: ein paar Masten, Kabel, Starthaus.
Die Lärmemission war für mich kaum wahrnehmbar. Die Anlagen werden durch Elektromotoren betrieben.
Die Unterschiede lagen im Grad der Freizeitvermarktung: angeschlossene Campingplätze, Wasserski-Schulen, Verkauf von Kleidung und Material, Restauration usw.
Der Grad der Vermarktung hing dann wiederum von den örtlichen Gegebenheiten und dem Umfeld / Einzugsgebiet ab. Vom aufgepeppten Baggersee-Ambiente am Weimarer und Wißmarer See/Heuchelheim (Marburg, Gießen) über das Freizeit“dorf“ am Alfsee bis hin zur großstadtnahen Anlage auf einem ehemaligen Landesgartenschau Gelände (Norderstedt bei Hamburg) haben die Wasserski-Anlagen gemeinsam, dass sie gut bis sehr gut besucht wurden.
Nun habe ich natürlich nicht in die Bücher geguckt und kenne also weder die nötigen Investitionen, noch den Umsatz oder weitere finanzielle Daten.
Ich weiß zur Zeit darüber hinaus nicht, ob der Betreiber einer solchen Anlage diese selbst errichtet bzw. bauen lässt, ob er sie mietet, least oder was auch immer möglich sein mag.
Niedersfeld könnte sich wahrscheinlich auf eine Menge junger Leute einrichten.
Sollte die Trendsportart Wakeboarding / Wasserski irgendwann out sein, sollte dies kein Problem sein. Die Anlagen kann man dem Anschein nach leicht wieder abbauen.
*** Den Film habe ich unbearbeitet, wie gefilmt, hochgeladen.
@ zoom:
Die Mühe der „vor Ort-Recherche“ macht sich heutzutage ja kaum noch jemand. Insofern Kompliment! Ihre Schlussfolgerung ist durchaus nachvollziehbar. Bin selbst nicht ganz so euphorisch, unter anderem wegen diesen Punkten:
a. Wasser-, (Luft-)Temperatur und Sonneneinfall am Hillebachsee im Vergleich zu den von Ihnen besuchten Gewässern?
b. Differierende Einzugsgebiete und Klientel? Die Weimarer Anlage z.B. hat die Unis MR, KS und GI in mittelbarer Nachbarschaft (mehreren zehntausend sportliche Studenten als Idealzielgruppe im Umkreis von 30 km). Der Hillebachsee hingegen muss seine Wakeboarder unter Kurzurlaubern aus dem Ruhrgebiet und den Niederlanden rekrutieren.
c. Lärmentwicklung? Sie geht übrigens nicht von den wie Sie überaus zutreffend feststellen leisen Zugsystemen sondern von Wasserverdrängung, Skiresonanz, Sprungrampen, Menschenansammlungen aus.
d. ausgehend von c.: Exponierte Lage des Wohngebiets „Am See“?
e. Marode Uferbefestigung, die absehbar (auf Kosten des Steuerzahlers?!) den erhöhten Anforderungen (Wellengang) entsprechend erosionsfest gestaltet werden muss?
Dazu natürlich die Gefahr auf Seiten der Stadt/Bürger ausgehend von einer allzu unbedarften Kontrahierung mit geschäftstüchtigen Investoren.
Auf der anderen Seite steht – das darf nicht unerwähnt bleiben – ein so gelungenes und bundesweit renommiertes Projekt wie der Winterberger Bikepark…