Briloner SPD diskutierte am Dienstag über das Heizungsgesetz

Beamer-Präsentation des Heizungsgesetzes (foto: spd)

Zu einem Diskussionsabend über das Gebäudeenergiegesetz (Heizungsgesetz), hatte die Briloner SPD am Dienstag ins Cafe am Markt eingeladen. Der heimische Bundestagsabgeordnete und stellvertretende Fraktionsvorsitzende Dirk Wiese berichtete in einem Vortrag über die wesentlichen Inhalte des Gesetzes und den aktuell geplanten Förderrahmen. Im Laufe der Veranstaltung beantwortete er viele Nachfragen aus dem Publikum.

(Pressemitteilung SPD Brilon)

Wiese ging dabei zuerst auf die Hintergründe des Gesetzgebungsverfahrens ein. Denn Deutschland habe sich verpflichtet, bis 2045 seine Treibhausgasemissionen auf null zu reduzieren. Diese Klimaschutzziele seien im Klimaschutzgesetz verankert, das auch ein Klimaschutzprogramm vorsehe, damit die Ziele erreicht werden könnten. Dazu gehöre auch das Gebäudeenergiegesetz (GEG). Der Betrieb von Gebäuden durch Heizen und die Versorgung mit Warmwasser verursachen in Deutschland etwa 35 Prozent des Endenergieverbrauchs und etwa 30 Prozent der CO2-Emissionen. Die Wärmewende sei also ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität.

„Zentrale Vorgabe der geplanten Neuregelung im GEG ist, dass neu eingebaute Heizungen mindestens zu 65 Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben werden. In Neubaugebieten gilt diese Vorgabe ab dem 1. Januar 2024. Bei bestehenden Gebäuden greift sie für neue Heizungen erst, wenn eine kommunale Wärmeplanung vorliegt. Große Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern haben dafür bis Mitte 2026 Zeit, kleinere Kommunen bis Mitte 2028.“, so Wiese. „Erst, wenn die Heizung kaputt ist und nicht mehr repariert werden kann, muss eine neue eingebaut werden.“ 

Die SPD-Fraktion habe in den Verhandlungen mit den Koalitionspartnern zum GEG durchsetzen können, dass eine verpflichtende deutschlandweite kommunale Wärmeplanung das zentrale Steuerungsinstrument für die Kommunen und eine wertvolle Orientierungshilfe für die Bürger:innen in der Wärmewende sein werde.

Aus der kommunalen Wärmeplanung, die in dieser vom Bundeskabinett auf den Weg gebracht wurde, werde für alle Bürgerinnen und Bürger ersichtlich, welche Wärmeversorgungsmöglichkeiten in ihrer Straße geplant werden und zukünftig zur Verfügung stehen. Auf dieser Basis können Eigentümer aus den vor Ort zur Verfügung stehenden Alternativen die für sich beste Wärmeversorgung wählen, z. B. Fernwärme, Strom, klimaneutrales Gas, Holz und Pellets oder anderes. Die Kommunen gingen also in die Vorleistung und schafften Klarheit, wo welche Wärmelösungen zukünftig möglich seien.

Beim Umstieg auf klimafreundliche Heizungssysteme würden alle Optionen gleichwertig behandelt. Keine klimafreundliche Wärmetechnologie dürfe von vorneherein ausgeschlossen werden, Hauptsache sie sei mindestens 65 Prozent erneuerbar.

Möglich seien sieben Standardoptionen (Wärmenetz, Wärmepumpe, Stromdirektheizung, solarthermische Anlage, Heizung mit Biomasse wie Holzpelles oder Wasserstoff, Solarthermiehybridheizung und Wärmepumpenhybridheizung) plus verschiedene Kombinationsmöglichkeiten.

Der Einbau klimafreundlicher Heizungen werde mit bis zu 70 Prozent der Investitionskosten gefördert. Wer eine klimafreundliche Heizung einbaue, bekomme 30 Prozent der Investitionskosten als Sockelförderung. Wer ein zu versteuerndes Jahreshaushaltseinkommen von bis zu 40.000 Euro habe, solle weitere 30 Prozent Förderung erhalten. Wer schnell sei und schon vor 2028 umrüste, bekomme einen Klima-Geschwindigkeitsbonus von 20 Prozent.

Dieser schmelze dann ab 2028 alle zwei Jahre um drei Prozent ab. Insgesamt werde die Förderung auf maximal 70 Prozent gedeckelt. Förderfähig seien Investitionskosten bis zu 30.000 Euro. Außerdem solle es zinsvergünstigte Kredite mit langen Laufzeiten und Tilgungszuschüsse für Haushalte mit zu versteuernden Einkommen bis zu 90.000 Euro geben.

Dirk Wiese (MdB) ging in seinem Vortrag selbstkritisch auf das Gesetzgebungsverfahren und die Diskussionen innerhalb der Ampel-Koalition in den letzten Wochen ein. „Das ganze Verfahren war kein Glanzstück. Am Ende haben wir das Gesetz von Robert Habeck aber richtigerweise vom Kopf auf die Füße gestellt und sehr pragmatische Lösungen gefunden.“ Die Ampel-Fraktionen hätten das Gebäudeenergiegesetz gern in der letzten Sitzungswoche vor der Sommerpause verabschiedet. Ein Abgeordneter der Union habe aber einen Eilantrag beim Bundesverfassungsgericht eingereicht, mit der Begründung, dass ihm als Abgeordneter nicht ausreichend Zeit eingeräumt worden sei, sich mit dem Entwurf zu beschäftigen. Die Ampel wollte das Gesetz so schnell wie möglich verabschieden, damit die Bürgerinnen und Bürger Planungssicherheit gehabt hätten und wüssten, was auf sie zukomme.

Das Bundesverfassungsgericht habe aber dem Eilantrag stattgegeben mit der Begründung, dass es nicht ausschließen könne, dass durch das schnelle Verfahren die Rechte Abgeordneter verletzt worden wären. Ob durch das Verfahren tatsächlich Rechte von Abgeordneten beeinträchtigt worden sind, werde aber erst abschließend in der Hauptverhandlung geprüft und entschieden.

Mögliche Ersatztermine für eine abschließende Befassung des Bundestages und Bundesrates wären Ende Juli in einer Sondersitzung gewesen oder eben – wie nun beschlossen – Anfang September in der nächsten regulären Sitzungswoche nach der parlamentarischen Sommerpause. Die Ampel-Fraktionen seien sich einig, dass das Gesetz in der vorliegenden Form beschlossen und nicht mehr geändert werden solle. Damit wüssten alle schon jetzt, was ab 2024 geplant sei. Das Bundesverfassungsgericht habe in seinem Beschluss keine inhaltliche Wertung gegenüber dem Gesetz vorgenommen.

8 Gedanken zu „Briloner SPD diskutierte am Dienstag über das Heizungsgesetz“

  1. Was ich nicht verstehe:
    Aus welchem Grund sind „Holz und Pellets oder andere“ klimafreundlich?

    Wenn ich Holz oder Pellets verbrenne setze ich in kürzester Zeit CO2 frei. Dieses CO2 treibt die Erhitzung der Atmosphäre weiter an.

    Die lebenden Bäume, die dieses CO2 durch die Photosynthese wieder binden, benötigen dafür Jahrzehnte. Pellet- bzw. Holz-Verbrennung ist also keinesfalls klimaneutral.

    Dazu kommt, dass durch die Pellet-Öfen ein Markt für Holzverbrennung geschaffen bzw. vergrößert wird. Die Folge ist, dass um die Nachfrage für Brennholz und Pellets zu befriedigen, Wälder abgeholzt werden. Die Wälder stehen dann nicht mehr als CO2-Senke zur Verfügung.

    Holz hat im übrigen einen wesentlich geringeren Brennwert als fossile Energieträger.

    Holzverbrennung, sei es direkt oder in Form von Pellets, ist klimaschädlich.

    Kein Wunder, dass der Expertenrat die Klimapolitik der Ampel heftig kritisiert.

    https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/expertenrat-klima-ampel-regierung-100.html

  2. wenn man die fdp machen lässt, kommt eben sowas dabei raus. das geheule der holz- und sägeindustrie war ja schon monate vorher zu vernehmen und schlussendlich hat man sich durchgesetzt, ist halt ein einträgliches geschäft und das will man sich von so ein bisschen klimawandel nicht kaputt machen lassen. siehe die sägebarone im sauerland. der eine lässt am hohen knochen einen alten buchenwald kahl schlagen und mit fichten aufforsten, der andere baggert einen halben berg weg. und in schmallenberg will das forstamt auf zuschüsse verzichten, weil sie lieber nadelwald statt laubmischwald pflanzen möchten, ein schelm wer böses dabei denkt. die heimischen säger können halt nur fichte und douglasie und für pellets muss man eben nadelholz haben. ich schließe wetten ab, dass demnächst die umlaufzeit von fichte und douglasie keine 30 jahre mehr ist und man waldflächen noch mehr wie maisfelder bewirtschaftet als ohnehin schon. heute wird nach 80 jahren gefällt, oder sinds schon 70? das halten die bäume aber kaum noch durch – borkenkäfer, etc. und zu pellets lassen sich die douglasien auch schon mit 30 jahren verabeiten.

  3. Aber Herr Christoph, solange leben wir nicht mehr… Also Wetten hat keinen Sinn.
    Prigoschin ist tot – wie vorausgesagt. Der hat doch ne‘ Macht der Kreml. Und die BRICS-Staaten sind im Kommen. 42 Prozent der Weltbevölkerung… Wollen wir noch mal wetten – im Westen ?!

      1. Könnte ich. Aber muss ich nicht. Es war doch deutlich. Niemand weiß etwas Genaues, aber alle spekulieren. Dass Putins Söldnerchef nicht 100 wird, war klar. Aber so demonstrativ..?!
        Noch einmal – 42 % der Menschheit, fast 50 % – die BRICS-Staaten – ok. werden mal noch mehr werden… Die Frage ist auf welcher Seite… Sicher nicht auf der Seite des anspruchsvollen Westens… Eher auf der des globalen Südens, die man früher einfach Entwicklungsländer oder Dritte Welt genannt hat. (War besser für das Image und für die Ausbeutung) Wir ruinieren uns mit unserem Anspruchsdenken… Weniger ist mehr . Und ehrlich mal – nicht jeder muss 100 werden, und wie sieht man da aus?

  4. @ zoom: „Poste doch bitte die URL deines Blogs.“

    sicher nicht. Es ist schon zu viel, wenn hier das große Geraune zu lesen ist.

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