Ausstellungstipp: Blutiger Boden – die Tatorte des NSU

Eine Ausstellung von Regina Schmeken im Altonaer Museum

Süleyman Tasköprü wurde am 27. Juni 2001 in seinem Lebensmittelladen in der Schützenstraße in Altona von zwei Terroristen des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) ermordet. Er war eines von zehn Todesopfern einer brutalen Anschlagsserie, die zwischen 2000 und 2007 in acht deutschen Städten von Mitgliedern des NSU verübt wurde.

(Infotext nach dem Ausstellungsflyer)

Die Opfer waren neun Männer türkischer und griechischer Abstammung sowie eine Polizistin. Bei zwei Sprengstoffanschlägen des NSU in Köln gab es zudem viele Verletzte und Schwerverletzte.

Das Altonaer Museum und die Fotokünstlerin Regina Schmeken erinnern mit dieser Ausstellung an Enver Simsek, Abdurrahim Özüdogru, Süleyman Tasköprü, Habil Kiliç, Mehmet Turgut, Ismail Yasar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubasik, Halit Yozgat und Michèle Kiesewetter.

Am 27. Juni 2026 jährt sich der Mord an dem 31jährigen Süleyman Tasköprü, der in der Schützenstraße in Bahrenfeld verübt wurde, zum 25. Mal.

Blick in den Ausstellungsraum (foto: zoom)

Die Künstlerin Regina Schmeken besuchte 2013 und 2015/2016 die Tatorte des NSU. Ihre großformatigen Schwarzweißaufnahmen zeigen die verstörende Normalität der Schauplätze von Hass und Gewalt inmitten deutscher Städte. Ihre Fotografien versuchen das Ungeheuerliche dieser Taten begreifbar zu machen und rufen in Erinnerung: Die Attentate waren Angriffe auf universelle Menschenrechte und damit auch auf unsere gesamte Gesellschaft.

Mehmet Kubasik (39), Dortmund, Malinckrodtstraße, 4. April 2006

Der Ausstellungstitel verweist auf die Orte der Verbrechen, sowie auf die nationalsozialistische Propagandaformel „Blut und Boden“. Der NSU berief sich auf diese Ideologie und hielt sich durch sie für berechtigt, Menschen zu töten. Die Ausstellung reflektiert nicht nur die brutalen Taten, die vor 25 Jahren, am 9. September 2000 in Nürnberg mit der Ermordung von Enver Simsek begannen, sie gedenkt vor allem auch der Menschen, die ihr Leben verloren haben.

Halit Yozgat (21), Kassel, Holländische Straße, 6. April 2006

Begleitend zur Ausstellung lädt ein zusätzlicher Raum mit Videointerviews von Zeitzeug*innen, Engagierten und Betroffenen und mit einer partizipativen Installation dazu ein, über das Erinnern nachzudenken: Wer waren die Getöteten? Wer erinnert, an wen wird erinnert – und wer wird übersehen?

Die Interviews sind ca. 7 bis 9 Minuten lang. Ich bin von Hocker zu Hocker gewandert und habe mir alle sechs angehört. Es lohnt sich.

Neben der Künstlerin selbst, kommen zwei Betroffene (der Neffe von Süleyman Tasköprü sowie ein Überlebender des Mordanschlags von Mölln 1992), eine Journalistin und Prozessbegleiterin (Annette Rammelsberger, Süddeutsche), die engagierte Ombudsfrau für die Opfer und Überlebenden Barbara John und eine Bundestagsabgeordnete (Saliha Aydan Özoguz, von 2013 bis 2018 Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration) zu Wort.

Der Raum thematisiert auch die rechte Gewalt in Hamburg seit 1945 und informiert darüber, wie sich jede und jeder gegen Rechtsextremismus und Diskriminierung im Alltag engagieren kann.

Eine 60-minütige Führung durch die Sonderausstellung „Blutiger Boden. Die Tatorte des NSU“ vermittelt Besucher*Innen einen Überblick über die Ausstellung mit Fotografien von Regina Schmeken.

Anmerkung: Leider kann ich die Buchstaben des türkischen Alphabets nicht darstellen. Die Namen sind daher mit den nächstähnlichen Buchstaben geschrieben.

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