„Highway 2013“ in Meschede, es gingen mindestens 126 Widersprüche ein

Einsturzgefahr: Ruhrbrücke in Meschede. (foto: zoom)
Einsturzgefahr: Ruhrbrücke in Meschede. (foto: zoom)

„Die Zitrone ist ausgepresst“, so wurde vor ein paar Tagen der Stadtkämmerer von Meschede im Sauerlandkurier zitiert.

Wir ergänzen: „Doch sie hat ja noch eine Schale!“

Denn wie lässt es sich sonst erklären, das Meschede noch Saft und Kraft für den Bau einer neuen zweispurigen LKW-Brücke über die Ruhr nebst üppigen Straße übrig hat? Schließlich weist der kürzlich mit nur einer Gegenstimme beschlossene Haushalt der Stadt Meschede einen riesigen Fehlbetrag auf. Von einem Minus im Ergebnisplan in Höhe von 10,3 Millionen Euro ist die Rede. Aktuell hat Meschede rund 40 Millionen Euro Schulden. Die Ausgaben übersteigen die Einnahmen schon seit Jahren bei weitem.

Doch ihren kommunalen Pflichtaufgaben muss die Stadt nachkommen. Schule und Bildung gibt es nun mal nicht zum Nulltarif. Das gilt auch für die anderen recht zahlreichen Leistungen und Investitionen der Stadt. Aber die Gewerbesteuer sprudelt nicht üppig, und die Landeszuweisung fällt jetzt aufgrund des neuerdings auch bei der CDU umstrittenen Berechnungsschlüssels für Meschede wie für alle ländlichen Kommunen unerwartet niedrig aus. Einsparpotentiale sind weitgehend ausgeschöpft. Bürgermeister und Kämmerer sehen keine Möglichkeiten, gegenzusteuern. Stadtkämmerer Bartholme wurde vom Ruhrkurier zitiert mit den Worten: „Die Zitrone bei den freiwilligen Leistungen ist ausgepresst“.

Wir können die Sorgen der Verwaltung nur zu gut verstehen. Schließlich trifft die desolate Haushaltslage auch uns Bürgerinnen und Bürger. Irgendwann wird man uns irgendwie die Rechnung präsentieren.

Um so mehr wundern wir uns, dass die „ausgepresste Zitrone“, nun doch noch etwas hergibt. 1,3 Millionen Euro sollen, oh Wunder, für die Regionale 2013 zur Verfügung stehen. Insgesamt will die Stadt 3,3 Millionen Euro investieren. Ein großer Brocken dieses Betrages ist für den „Highway 2013“ eingeplant. Der „Highway“, der besteht laut Planung aus einer neuen zweispurigen Brücke über die Ruhr (veranschlagte Kosten 1.255.000 Euro), einem Kreisel (veranschlagte Kosten 300.000 Euro), der Anbindung zur Kolpingstraße (veranschlagte Kosten 210.000 Euro), den Anbindungen zur Fritz-Honsel-Straße und zum Mühlenweg (veranschlagte Kosten jeweils 75.000 Euro). Da kommt eine Summe von 2.115.000 Euro zusammen. Nicht eingerechnet sind da die „Kollateralschäden“. z.B. der Abriss des Clubhauses der Portugiesischen Gemeinde und die Belastung der Anwohner durch ein erhöhtes (Schwerlast-)Verkehrsaufkommen.

Die Ratsfraktion „Meschede braucht Zukunft“ (MbZ) stellte der Stadt vor einigen Wochen ein Konzept für eine wesentlich preiswertere Lösung vor. Die deutlich abgespeckte „Bürgerbrücke“ ist für 915.000 Euro realisierbar. Summa Summarum bedeutet das im Vergleich zum „Highway 2013“ eine Einsparung für uns Bürgerinnen und Bürger von 1,2 Millionen Euro! Die Machbarkeitsstudie von MbZ hat noch mehr Charme: Das Haus der Portugiesischen Gemeinde muss bei diesem Konzept nicht abgerissen werden.

Es gibt also mit der einspurigen Brücke eine Möglichkeit, gegen den Trend der Verschuldung zu steuern.

Die Mescheder Bürgerinnen und Bürger hatten in der Zeit vom 18.02.2011 bis zum 18.03.2011 Zeit, Einspruch gegen den „Highway-Plan“ der Stadt einzulegen. So viel wir wissen, haben mindestens 126 Meschederinnen und Mescheder von ihrem Bürgerrecht Gebrauch gemacht und ihre Einsprüche termingerecht bei der Stadtverwaltung eingereicht.

2 Gedanken zu „„Highway 2013“ in Meschede, es gingen mindestens 126 Widersprüche ein“

  1. Ergänzung zur wirtschaftlichen Lage der Stadt Meschede:
    Laut Haushaltsplan wird für das Jahr 2011 die Verschuldung der Stadt Meschede mit 40 Mio. €, die Neuverschuldung für 2011 mit 8,5 Mio. € (Seite 19), der Aufbrauch des Eigenkapitals mit 8,5 Mio. € (Seite 37) und nach Auskunft von Bürgermeister Uli Hess ein zusätzlicher Fehlbetrag von 2,6 Mio. €. angegeben. Somit beträgt bei einem Schuldenberg von 40 Mio. € der Gesamtfehlbetrag für 2011 fast 20 Mio. € und kann nach außen nur noch dadurch gehalten werden, indem das Geld der Bürger = Eigenkapital der Stadt wie in fast jedem Jahr hier den Ausgleich leisten muss.

    Die von der Stadt beauftragte Verkehrsprognose sagt aus, dass der Individualverkehr in der Zukunft zurückgehen wird. Die Notwendigkeit der Riesenbrücke findet sich u.a. in der Begründung zum B-Plan wo es heißt der Ostring habe die Funktion zur “Aufnahme der Werksverkehre zur Fa. Honsel“. Wenn 38-Tonner durch Wohngebiete fahren wird das in den Leitideen des Memorandum zum Regionale-Projekt der Stadt wie folgt bezeichnet:
    „Die Innenstadt als attraktiver Lebensraum“!!

    Aber die Regionale ist ein räumlich vor allem aber in den Köpfen der Stadtverwaltung, Stadtplaner etc. stark begrenztes Erlebnis. Deshalb kann man ja vorne die Henne öffnen und hinten mit der Riesenbrücke die Ruhr zu betonieren. Das ist weit weg mögen einige sagen, die die Stadt nicht als Ganzes begreifen und erleben wollen.
    Was liegt also näher? Das ehemalige Hertiegebäude!
    Im B-Plan zur Erweiterung dieses Kaufhaus heißt es dort zur Gestaltung, dass nicht mehr als 2/3 einer Fassadenseite z.B. in Beton „erstrahlen“ dürfen. Also wenn im EG Schaufenster sind und darüber zwei Geschosse Beton, dann ist das aus Sicht der Stadt ausreichend schön für Meschede. Diese Optik wird in den Leitideen des Memorandum zum Regionale-Projekt der Stadt wie folgt bezeichnet:
    „Die Innenstadt als vitales Mittelzentrum für Handel und Dienstleistung“!!

    Bei soviel Offensichtlichkeit mag niemand mehr bestreiten, dass es hier nur um einen teuren Aktionismus geht, nicht aber um den sinnvollen und nachhaltigen Einsatz von Steuergeldern. Armes Meschede!!

  2. @denkmal:
    Ich habe gestern mal das ganze Gebäudeensemble der Meschder Innnestadt von der anderen Seite der Ruhr auf mich wirken lassen und gedacht:

    Im Grunde genommen müsste die Ruhr im Innenstadtbereich „renaturiert“ werden. Der Hertie Klotz müsste weg, mitsamt einiger anderer häßlicher Großquader aus dem letzten Jahrtausend.

    Zur Zeit wirkt der Bereich mehr durch Parplätze, Straßen, Schatten und eben diese hohen Gebäude als durch den Fluss.

    Eigentlich wäre die Ruhr eine tolle Promenade.

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