Vor ein paar Tagen erschienen hier im Blog und bei BloggerInnen des Nachbarortes Wiemeringhausen mehrere Artikel, die sich mit dem „Schicksal von Mr. Freedom“, einem nigerianischen Asylbewerber, befassten.
In den anschließenden Kommentaren haben sich diejenigen Tatsachen, Sachverhalte und Meinungen herauskristallisiert, über die die Öffentlichkeit zu verfügen scheint.
Klar scheint: Alle habe viel über „Mr. Freedom“ gesprochen“, aber niemand mit ihm. Sein bürgerlicher Name ist der Öffentlichkeit nicht bekannt.
Klar scheint: Es gibt viele Fragezeichen in dieser „Geschichte über Gewalt, Verzweiflung, Verständnis und Verständnislosigkeit“.
Die Sauerländer Bürgerliste hat nun eine Anfrage an den Kreistag und den Gesundheits- und Sozialausschuss gerichtet.
Ich fände es gut, wenn die Fragen nicht einfach abgebügelt werden. Ich bin auf die Antworten gespannt, weil sie hoffentlich zur Versachlichung der Debatte beitragen.
Die zehn Fragen:
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Hielt sich der Nigerianer, bevor er nach Olsberg kam, bereits längere Zeit in Deutschland oder in Europa auf, wenn ja, wie lange?
- Wer veranlasste seinerzeit, den afrikanischen Asylbewerber in Wiemeringhausen unterzubringen, und aus welchen Gründen?
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Welche Integrationsangebote (Deutschkurs, Arbeitsangebote etc.) wurden dem Nigerianer seitens der Behörden oder auf private Initiative hin gemacht und mit welchen Erfolgen?
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Ist es richtig, dass der Asylbewerber aus Nigeria Wiemeringhausen kürzlich verlassen hat bzw. verlassen musste? Wenn ja, wer hat die „Umsetzung“ veranlasst, und aus welchen Gründen erfolgte sie?
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Wo hält sich der Nigerianer derzeit auf, und soll dieser Wohnort sein längerfristiger Aufenthaltsort sein?
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Falls es stimmt, dass der lange Zeit als freundlich geltende Afrikaner in den letzten Wochen plötzlich „auffällig geworden ist“, welche erkennbaren Gründe gibt es Ihrer Kenntnis nach für die Änderung seines Verhaltens? Drohen dem Afrikaner auf Grund der „Auffälligkeiten“ juristische Konsequenzen?
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Wurde in diesem Fall seitens der Ausländerbehörde ein Arzt oder ein Psychiater zu Rate gezogen?
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Wie war der Stand des Asylverfahrens zum Zeitpunkt der „Umsetzung“, und wie ist der aktuelle Stand des Asylverfahrens?
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Welche Perspektiven hat der nigerianische Asylbewerber nach Ihrer Einschätzung?
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Ist es üblich, Entscheidungen über das Schicksal von Asylbewerbern bei Schnadegängen vorzubereiten?
Wiemeringhausen und ein Staatsgeheimnis
Die Antwort der Kreisausländerbehörde (mit Datum vom 21.99.) auf die Anfrage der Sauerländer Bürgerliste (SBL) (vom 07.09.) liegt jetzt zwar vor, aber sie bringt uns leider in der Sache „Mr. Freedom“ nur einen Deut weiter; denn (ich zitiere): „Im Datenbestand des Hochsauerlandkreises insgesamt 10 Personen nigerianischer Staatsangehörigkeit mit dem Wohnort/ehemaligen Wohnort Olsberg erfasst sind“.
Weiter geht`s im Behördentext: „ Um die ausländerrechtlich relevanten Fragen beantworten zu können, benötige ich die konkreten Personalien: Name, Vorname, Geburtsdatum des Betroffenen“.
Ansonsten erhielten wir nur noch die Hinweise, dass die Aufnahme, Unterbringung und Betreuung zugewiesener ausländischer Flüchtlinge den Kommunen obliege. Die Zuweisung der jeweiligen Flüchtlinge erfolge durch die Bezirksregierung.
Dann werden wir höflich darauf hingewiesen, wir sollen uns zur Beantwortung von vier der zehn Fragen bitte an die Stadt Olsberg wenden und zwar bei diesen:
„Wer veranlasste seinerzeit, ben afrikanischen Asylbewerber in Wiemeringhausen unterzubringen, und aus welchen Gründen?
Welche Integrationsangebote (Deutschkurs, Arbeitsangebote etc. ) wurden bei dem Nigerianer seitens der Behörden oder auf private Initiative hin gemacht und mit welchen Erfolgen?
Ist es richtig, dass der Asylbewerber aus Nigeria Wiemeringhausen kürzlich verlassen hat bzw. verlassen musste? Wenn ja, wer hat die „Umsetzung“ veranlasst, und aus welchen Gründen erfolgte sie?
Wo hält sich der Nigerianer derzeit auf, und soll dieser Wohnort sein längerfristiger Aufenthaltsort sein?
Wir lesen:“Juristische (strafrechtliche oder aus ausländerrechtliche) Konsequenzen drohen bei strafrechtlich relevantem Verhalten“, und zwar als Antwort auf unsere Frage Nr. 6: „Falls es stimmt, dass der lange Zeit als freundlich geltende Afrikaner in den letzten Wochen plötzlich „auffällig geworden ist“, welche erkennbaren Gründe gibt es ihrer Kenntnis nach für die Änderung seines Verhaltens? Drohen dem Afrikaner auf Grund der „Auffälligkeiten“ juristische Konsequenzen?“
Sehr erhellend, klipp und klar und ohne Wenn und Ach, kurz und ganz eindeutig wurde auf unsere Frage Nr. 10: “Ist es üblich; Entscheidungen über das Schicksal von Asylbewerbern bei Schnadegängen vorzubereiten?“ mit einem schlichten „NEIN“ geantwortet.
Immerhin, das wissen wir jetzt also!
Wer kennt denn nun in Wiemeringhausen oder Bigge (und beim Ausländeramt, der Stadt Olsberg, der Bezirksregierung) den Namen von Mr. Freedom (Name, Vorname und Geburtsdatum!!!)? Bitte melden!
Oder ist der Mann ein gut gehütetes Staatsgeheimnis oder ein Phantom oder was?
Das ist doch perfektes Beamtendeutsch.
Es kann ohne den Namen, Geburtsdatum, Kleidergröße, Schuhgröße, Gesundheitsakte, Auskünfte über den letzten Stuhlgang und Augenfarbe keine Auskunft gegeben werden.
Am besten noch in dreifacher Ausführung!!
Da muss sich das Amt in Meschede doch mal fragen lassen, wie viele Schwarze Asylbewerber in der letzten Zeit umgesiedelt worden sind.
Ach nein, das macht ja das Amt in Olsberg oder doch vielleicht in Arnsberg, Brilon, Plettenberg oder auf Taka-Tuka ….
Oh man, wenn man das so ließt, dann glaube ich immer mehr an die Bananenrepublik in der wir hier leben.
Zum Glück gibt es die aufrichtigen Blogger, die helfen die Infos unter die Leute zu bringen.
Danke dafür!!!!!!!!!!!!!!
Grüße und gute Nacht
@knobelsdorff:
Ich sehe das Beamtendeutsch inzwischen ganz gelassen. Hier decken sich Form und Funktion fast 100% 😉 Und eine solche Antwort ist doch in ihrer schlichten Vollkommenheit kaum zu toppen:
“Ist es üblich; Entscheidungen über das Schicksal von Asylbewerbern bei Schnadegängen vorzubereiten?“ „NEIN“.
Was hätte der arme Mann/Frau den antworten sollen?
Mir fiele nur noch ein:
PROST 😉
„Ja, aber nur in Wiemeringhausen“, hätten sie doch auch auf die letzte Frage antworten können 😉
26.09.2010: Aktuelles ….aus dem Ort
Dorfladenprojekt – Informationsabend am 30.09.2010
Ein Bericht von Talat Durguter und Jürgen Winzer:
In der Bürgerversammlung am 18.05.10 haben wir Ihnen die ersten Informationen zu einem möglichen Projekt „DORV-Zentrum/Dorfladen-Wiemeringhausen“ geben dürfen. Wie hierbei angekündigt, möchten wir nun zu einem 2. Info-Abend einladen. An diesem Abend steht alleine das Thema „DORV-Zentrum/Dorfladen-Wiemeringhausen“ im Mittelpunkt. Wir möchten hier weitere, ausführlichere Informationen geben und die Möglichkeiten eines solchen Projektes gerne mit Ihnen diskutieren. Außerdem wird uns an diesem Abend ein Projektverantwortlicher des Projektes „DORV-Zentrum Völlinghausen“ zur Verfügung stehen. Er wird nicht nur aus dem bisher erfolgreich verlaufenden Projekt berichten, sondern auch Ihre und unsere Fragen beantworten können. Gleichzeitig möchten wir die Gelegenheit nutzen, und über einen Fragebogen informieren, der Anfang Oktober an alle Haushalte unseres Ortes im Zuge dieses Projektes verteilt werden wird. Der Informationsabend findet statt am Donnerstag, 30.09.10 um 20:00 Uhr im Gasthof Schöttes. Bei Fragen zu diesem Thema ist ab sofort auch folgende Webseite freigeschaltet:
http://www.dorfladen-wiemeringhausen.de Hier finden Sie aktuelle Nachrichten, Informationen und Terminankündigungen zu dem Thema.
@blogleser:
Vielen Dank für die Information. Ich werde sie als Artikel veröffentlichen. Dort kann dann auch bei Bedarf diskutiert werden.