Winterberg: Förderung von privaten Holzöfen?

Gestern hat der Rat der Stadt Winterberg getagt. Die Tagesordnung war lang, aber der TOP 6.11 ist mir im Ratsinformationssystem ins Auge gefallen: „Förderung von privaten Holzöfen, hier: Beratung und Beschlussfassung über die Förderrichtlinie“.

In der Beschlussvorlage heißt es u.a.:

„Auswirkungen auf den Klimaschutz / die Klimaanpassung:
Die hohe Dichte an Holzfeuerungsstätten stellt eine lokale Besonderheit und ein weiteres Potential in der Reduzierung/Vermeidung fossiler Energieträger dar. Bei der Nutzung von hochwertigem, regionalen Brennholz aus nachhaltiger Waldwirtschaft und modernen Holzöfen mit guter Umwelt- und Energieeffizienz wird ein Beitrag zur CO2-Reduzierung geleistet.

….

Auch wenn Holz als Energieträger nicht CO2-neutral ist, ist es ein nachwachsender Roh-stoff und im Vergleich zu fossilen Energieträgern, wie Gas und Öl (die i.d.R. die Alternative wären) deutlich nachhaltiger und weniger schädlich für die CO2-Bilanz und Umwelt. Hinzu kommt, dass die Anschaffung dieses Energieträgers i.d.R. aus regionalen Hölzern und bestenfalls aus nachhaltiger Wald- und Forstwirtschaft erfolgt und somit ebenfalls positiven Einfluss auf Umwelt- und CO2-Bilanz hat.“

Diese Bewertung kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Lediglich einem Teilsatz stimme ich zu: „Die hohe Dichte an Holzfeuerungsstätten stellt eine lokale Besonderheit und ein weiteres Potential in der Reduzierung/Vermeidung fossiler Energieträger dar.

Nirgendwo schmeckt und riecht es, vor allem in den Tälern, schlimmer nach Feinstaub als an kalten Tagen und besonders Abenden, wenn die Menschen ihre Holzöfen anwerfen.

Falls dazu noch eine Inversionswetterlage herrscht, liegen giftige Wolken über den Orten. Mir persönlich sind hier insbesondere die Orte Züschen (Winterberg) und Wulmeringhausen (Olsberg) aufgefallen, was allerdings auch dem Umstand geschuldet ist, dass ich hier öfter mit dem Fahrrad entlang fahre.

An kalten Abenden muss ich die Außenbelüftung unserer Wohnung einstellen, weil ansonsten der Gestank, also auch der Feinstaub, aus den Kaminen in der Nachbarschaft in die Räume und insbesondere das Schlafzimmer zieht.

Drastisch gesagt: Mit dem Rauchen habe ich nicht aufgehört, um mir im Schlaf den Lungenkrebs durch Feinstaub einzufangen.

Die 10.000 Euro Fördermittel sollte die Stadt Winterberg lieber in besser begründbare Projekte stecken. Bei 500 Euro Zuschuss reichen die 10.000 Euro mal gerade für 20 Holzöfen. Und wer bekommt das Geld? Ich finde dafür keine Richtlinien, außer:

„Ein Anspruch auf Förderung nach dieser Richtlinie besteht nicht. Die Stadt Winterberg entscheidet über Anträge aufgrund ihres pflichtgemäßen Ermessens im Rahmen der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel.“

Ich bin gespannt darauf, zu erfahren, was der Rat gestern beschlossen hat.

Eine kleine Zitatensammlung:

„Verzichten Sie aus Klimaschutz-, Luftreinhalte- und ökologischen Gründen auf die Nutzung von Holz zur Wärmeversorgung Ihres Hauses.“
https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/heizen-bauen/kaminofen#welche-umweltaspekte-sie-beim-kaminofen-beachten-sollten

„Holzöfen sind für die Umwelt genauso schädlich wie Autos. Das behauptet der Präsident des Umweltbundesamts (UBA), Dirk Messner. „Mittlerweile entfallen mehr als 20 Prozent der gesamten Feinstaubemissionen auf Holzheizungen.“ Das entspreche in etwa der Belastung durch den Straßenverkehr, sagte er der dpa.“
https://www.pnp.de/nachrichten/wirtschaft/feinstaub-holzoefen-belasten-umwelt-genauso-stark-wie-autos-11171906

„Beim Verbrennen von Holz können klima- und gesundheitsschädliche Stoffe entstehen. So heizen Sie möglichst emissionsarm.

Die Verbrennung von Holz, gerade von Scheitholz in kleinen Holzfeuerungsanlagen wie Kamin- oder Kachelöfen ohne automatische Regelung, läuft nie vollständig ab und es entstehen neben gesundheitsgefährdenden Luftschadstoffen auch klimaschädliches Methan, Lachgas und Ruß.

Um möglichst emissionsarm und mit einem möglichst hohen Wirkungsgrad zu heizen, sollte gut aufbereitetes und getrocknetes Holz aus nachhaltiger regionaler Forstwirtschaft in einer modernen, effizienten und emissionsarmen Feuerstätte verbrannt werden. Gerade beim Verbrennen minderwertigen Holzes in alten, schlecht gewarteten Öfen und bei ungünstigen Verbrennungsbedingungen entstehen unnötig hohe Emissionen. Besonders in Ballungsräumen und in Tälern verschlechtern Holzheizungen aufgrund ihrer niedrigen Schornsteine die Luftqualität.“
https://www.umweltbundesamt.de/themen/heizen-holz

„Heizen mit Holz ist gerade im Zuge der Energiekrise sehr beliebt. Dabei ist es nicht wirklich umweltfreundlich und kann auch in Sachen Gesundheit durchaus bedenklich sein. Bei der Verbrennung im Ofen entstehen Abgase wie Kohlenmonoxid, Ruß- und Feinstaubpartikel, die die Atemwege angreifen und zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen können.“
https://www.zdf.de/nachrichten/ratgeber/kaminofenverordnung-holzofen-100.html

„Holzöfen im Trend: Giftige Gemütlichkeit“
https://www.sueddeutsche.de/bayern/holzofen-feinstaub-klima-umwelt-1.4203991

„Heizen mit Holz: Ein Problem für Gesundheit und Klima

Wir müssen weg von der Verbrennung fossiler Brennstoffe, wie Öl, Gas und Kohle. Doch auch das Heizen mit Holz als erneuerbare Alternative ist kritisch zu sehen, denn es ist die größte Quelle gesundheitsschädlicher Feinstaub- und Rußpartikel in Europa. 80 bis 90 Prozent der Partikel aus Holzöfen und Holzheizkesseln haben eine Größe von unter einem Mikrometer – ein großer Teil der Partikel ist sogar kleiner als 0,1 Mikrometer (PM0,1). Diese ultrafeinen Partikel sind gesundheitlich besonders relevant, weil sie sehr tief in den Körper eindringen. Kleine Feuerungsanlagen sind zudem für den überwiegenden Teil der EU-weiten Emissionen von krebserregendem Benzo(a)pyren verantwortlich. Für die Luftqualität ist es grundsätzlich am besten, ganz auf das Heizen mit Holz zu verzichten.“
https://www.duh.de/holzfeuerung/

„Toxischer Holzrauch aus dem Kamin

Die schlechte Luft macht uns krank: Ähnlich wie Dieselabgase schädigt der toxische Holzrauch das Erbgut der Lungenzellen und ist potenziell krebserregend. Vorzeitige Todesfälle durch Feinstaub gehen auch auf das Konto von Holzöfen, sagen Experten. Daneben leidet zudem das Klima. Der Ruß, der bei unvollständiger Verbrennung entsteht, sorgt mit seinem wärmenden Effekt dafür, dass die Alpen und die Arktis aufheizen und das Eis schmilzt. Außerdem entsteht bei Transport und Verbrennung von Holz CO2, weswegen Umweltverbände fordern, Holz mit seinem niedrigen Heizwert lieber für langlebige Möbel und Häuser zu nutzen. Wird Restholz aus regionaler, nachhaltiger Bewirtschaftung verbrannt, sind die CO2-Emissionen noch am ehesten zu verkraften.“
https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2022/02/kaminoefen-schoen-oder-schaedlich

„Heizen mit Holz ist nicht klimaneutral, sagt das Bundesumweltministerium. Waldbauern ärgern sich über diese Aussage, Umweltschützer wiederum über die Förderung von Holzheizungen.“
https://www.tagesschau.de/inland/holz-klimaneutral-101.html

Behauptung: Heizen mit Holz ist klimaneutral

Bewertung: Eher nicht.

Behauptung: Holzheizungen sind umweltfreundlicher als Öl und Gas

Bewertung: Kaum haltbar.

Behauptung: Subventionen für Holzheizungen sind sinnvoll

Bewertung: Ein Umdenken hat begonnen.“

https://www.t-online.de/heim-garten/energie/heizung/id_100238930/holzheizungen-im-faktencheck-wie-klimaneutral-sind-sie-wirklich-.html

2 Gedanken zu „Winterberg: Förderung von privaten Holzöfen?“

  1. „Die 10.000 Euro Fördermittel sollte die Stadt Winterberg lieber in besser begründbare Projekte stecken.“

    Mir fallen spontan Balkonkraftwerke ein.

  2. ach herrje, ja unsere volksvertreter von cdu und fdp sind ja immer besonders der heimischen sägeindustrie und sägemehlklebeindustrie verpflichtet. sie hängen am tropf der holzdealer… die fdp hat ja auch beim abstrusen geschrei um das heizungsgesetz dafür gesorgt, dass holzheizungen/pellet weiterhin förderfähig sind, obwohl das natürlich kompletter schwachsinn ist, denn holz zu verbrennen ist ungefähr so unsauber wie braunkohle.

    aber wer die von den waldlobbyisten geplanten „klimawälder“ mal genauer unter die lupe nimmt, erkennt ziemlich deutlich, dass demnächst die douglasien schon nach 30 jahren, so kurz sollen die umtriebzeiten werden, gehäckselt werden können. viel länger dürften die schon jetzt von schädlingen dahingerafften bäumchen auch nicht durchhalten. also alles schön an der industrie ausrichten, 20 prozent der waldfläche wird nicht durch windkraft vernichtet, sondern durch rückegassen, wege werden mit tonnen von stein-lagen „befestigt“ und verbreitert (hier im umkreis natürlich mit diabas aus silbach, der gerüchteweise ja asbest enthält, wurde die grenzwerte eigentlich mal überprüft bei der neugenehmigung für den abbau in den nächsten 30 jahren), so dass auch noch auf den letzten gipfel der 40 tonner fahren kann. aber gnade dem gott, der für ein windrad auch nur einen grashalm absenst, der bekommt es mit dem geballt gesteuerten volkszorn zu tun.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert