Was mir zum Skitourismus in Winterberg am Ende noch einfällt

Das Skigebiet Postwiese am 21. Februar (foto: zoom)

O meine Brüder, bin ich denn grausam? Aber ich sage: was fällt, das soll man auch noch stoßen!

Das Alles von heute – das fällt, das verfällt: wer wollte es halten! Aber ich – ich will es noch stoßen!

Kennt ihr die Wollust, die Steine in steile Tiefen rollt? – Diese Menschen von heute: seht sie doch, wie sie in meine Tiefe rollen!

Ein Vorspiel bin ich besserer Spieler, o meine Brüder! Ein Beispiel! Tut nach meinem Beispiele!

Und wen ihr nicht fliegen lehrt, den lehrt mir – schneller fallen! –

http://www.zeno.org/Philosophie/M/Nietzsche,+Friedrich/Also+sprach+Zarathustra/Dritter+Teil.+Also+sprach+Zarathustra/Von+alten+und+neuen+Tafeln/11-20

Die Tagesschau berichtet heute, dass der Klimawandel, den man eigentlich Klimakrise nennen muss, weltweit bis zum Ende des Jahrhunderts zum Verschwinden von 13% aller Skipisten in den Hochgebietsregionen führt. Dabei wurden in einer Studie die europäischen Alpen, die Anden, die Appalachen, die australischen Alpen, die japanischen Alpen, die Neuseeländischen Alpen und die Rocky Mountains untersucht. Das „Zwergengebirge“ Hochsauerland war nicht dabei.

Jahrelang wurde in Winterberg der Klimawandel geleugnet. Als das Leugnen allein wegen der wissenschaftlichen Belege nicht mehr half, klammerte man sich zuerst an die Klimaleugner (die könnten ja auch noch Recht haben, wer wisse das schon) und danach redete man sich die Klimakrise schön. Klimawandel wäre gut für das Sauerland, weil er zu mehr Niederschlag führe und der käme zur Winterzeit in Winterberg dann doch als Schnee herunter.

Die vergangene Ski-Saison war alles andere als winterlich. Es gab viel Niederschlag, aber dann oft als Regen.

Der Sauerlandkurier berichtet: „Hat Wintersport noch Zukunft? Skilift-Betreiber im Sauerland ziehen ernüchternde Bilanz“.

Die Tourismus-Marke Winterberg hat häßliche Flecken entwickelt. Der Totalschaden wäre eingetreten, wenn der Snowboard-Weltcup am letzten Wochenende nicht bei sonnigem Wetter stattgefunden hätte. Bilder von einem verregneten Poppenberg wären um die Welt gegangen.

Ich bin kein Nietzsche-Fan, aber das Zitat oben passt imho ganz gut auf die Situation in Winterberg. Die Stadt muss sich neu erfinden. Das alte Denken muss weg. Der Skitourismus hat auch in Winterberg keine Zukunft: „was fällt, das soll man auch noch stoßen! … wen ihr nicht fliegen lehrt, den lehrt mir – schneller fallen!“

„Wie grün wird der Winterurlaub der Zukunft?“, hatte das WDR 5 Stadtgespräch im Februar vergangenen Jahres im Oversum gefragt (siehe auch hier im Blog), auch das schon ein Weckruf.

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