Der Freitag: „Anzeigen Alptraum“

Das Wichtigste kommt zum Schluss, auch der Bezug auf die Überschrift. Das ist eigentlich ein journalistisches „no, no“, aber ich mach’s einfach 😉

Vorrede: Wir haben in diesem Blog ziemlich auf den Freitag „eingedroschen“. Manchmal hat sich der Herausgeber Jakob Augstein eingemischt, dann auf Rückfragen nicht mehr geantwortet.

Seit ein paar Wochen schon, will ich trotzdem eines tun:

Dem „Freitag“ ein Lob zollen.

Doch so ist manchmal die Blogger-Welt –  das Adrenalin zwingt schnell  zum Schreiben, wenn der große Kritiker in uns ruft, mit Lob hingegen gehen wir recht sparsam um.

Lieber Jakob Augstein,

der Freitag ist besser geworden.

Damit meine ich sowohl die wöchentliche Print-Ausgabe, als auch den Online-Auftritt.

Der Freitag ist wieder interessant geworden, zugespitzter, politischer.

Ich hoffe, dass Sie den Freitag nicht nur aus Opportunismus gegenüber den „Restlinken“, nach einer anfänglich „breiigen“ Phase wieder in die Politik geführt haben, sondern aus einem Teil eigener Überzeugung.

Die Zusammenarbeit mir dem „Guardian“ finde ich sehr gut, obwohl ich die Print-Ausgabe dieser Zeitung langweiliger finde als noch vor 20 Jahren. Das liegt bestimmt an meinem „Altersradikalismus“.

Hier nun ein gutes Stück Guardian aus dem Online-Freitag.

Die Anzeigenkunden brauchen die Zeitungen nicht mehr, zumindest bei weitem nicht mehr in dem Maße, wie dies einmal der Fall war. Die Zeitungen hingegen brauchen die Anzeigenkunden. Wie wird dieses existentielle Dilemma gelöst werden? Um Gillmore zu zitieren – ein Thema, das uns in Zukunft noch viel beschäftigen wird. … alles lesen

Der Freitag: Eigentor oder Pass nach vorn? Mit Fussball auf Leserfang.

Braucht Abos und Leser: Der Freitag setzt nun auch auf Fussball
Braucht Abos und Leser: Der Freitag setzt nun auch auf Fussball.

Die ehemals hochpolitische Ost-West-Wochenzeitung „Der Freitag“ scheint langsam Richtung Lifestyle Paper mit Internetanschluss zu driften. Ein halbes Jahr nach dem Relaunch unter dem neuen Verleger Jakob Augstein, dümpelt das Blatt in Punkto Abo-Zahlen vor sich hin: 8.942 vorher – 8946 heute. Vier(!!!) Abonnementen mehr.

In einem Interview mit dem Medienmagazin DWDL (sieht auf den ersten Blick aus wie eine Jägerzeitung 😉 ) versucht der stellvertretende Chefredakteur Jörn Kabisch eine positive Bilanz zu ziehen. Seinen Optimismus kann Kabisch allerdings nicht durch harte Fakten erhärten.

Neue Leser sollen nun durch das Thema Nr. 2 gewonnen werden: Fussball!

Analog zu seiner „Wahlkampfarena“ findet der „Freitag“-Nutzer im Netz nun auch eine „Fußball-Arena„, in der brisante Fragen des Rasensports („Wird der FC Bayern München deutscher Meister?“) debattiert werden können. Die Hoffnung dahinter: Vielleicht bleibt der ein oder andere Fußball-Fan erhalten und klickt sich durch bis zu den politischen Themen. „Das sind für uns gleiche Zielgruppen“, sagt Kabisch.

Eines ist sicher: Die Freitag-Redaktion tut gut daran, bald einen neuen Abonnenten zu werben, denn mich wird sie, wenn es so weiter geht, verlieren. Ich interessiere mich nämlich für das Thema Nr. 3:  Politik.

Und der Verleger?

Noch werde Verleger Augstein nicht ungeduldig, erklärt Kabisch. „Wir sind auf einem einem guten Weg – und mit viel Ehrgeiz.“

Das kleine Wörtchen „Noch“ würde mir als Freitag-MitarbeiterIn zu denken geben. Aber wo soll mensch hin, in diesen schweren Zeiten?

Umleitung: Piraten, Müntefering, WAZ MSG und moderne Mäuse

Piraten: Parteitag in Dortmund … ruhrbarone

Wirtschaftskrise: Was ist eigentlich systemrelevant? … NachDenkSeiten

Medien für die Massen: Jakob Augstein erobert den Boulevard … Bild

Olsberg: Teurer bauen als geplant – Kostentransparenz bei Baumaßnahmen? … sbl

Update: WAZ MSG – Mittwochsprotest auf … youtube

Offensive nach dem Wahl K.O: Müntefering. Hartz IV war richtig … DerWesten

Heimatzeitung: Hallenberg –  Der Nager meldet sich per Handy … wp-brilon

Lieber Jakob Augstein: Könnten Sie mir diesen Absatz erklären?

Heute steckte rechtzeitig vor Fronleichnam der „Freitag“ in unserem Briefkasten. Die Zeitung ist mit den letzen Ausgaben besser geworden. Woran ich das merke? Ich habe den Freitag mit aufs Sofa genommen und mehrere Artikel vor dem Einschlummern mit Interesse gelesen 😉  Die Zeitschrift ist insgesamt politischer geworden und das postmoderne WischiWaschi ist klareren Konturen und Analysen gewichen. Dazu in einem späteren noch zu schreibenden Beitrag, denn eigentlich ging es mir um Folgendes:

Vor dem „Freitag“ war die „Frankfurter Rundschau“ dran. Dort ist heute ein Interview mit Jakob Augstein, dem Herausgeber des „Freitag“ erschienen. Im Gespräch mit Jakob Buhre, Felix Kubach äußert Augstein viele interessante Gedanken zur Entwicklung der Medien in Deutschland und zum Profil seiner Zeitung.

An zwei Absätzen bin ich etwas länger hängen geblieben:

Ich glaube, dass ich über das, was tatsächlich in der Gesellschaft los ist, aus der Bild mehr erfahre als aus der Süddeutschen. Dort erfahre ich vielleicht etwas über Parteien und Verbände, aber in der Bild lese ich dafür etwas über das Arbeitsleben der Leute oder über merkwürdige Beziehungssituationen.

Gut! Habe ich gedacht. Da versucht einer aus der Selbstreferentialität des Medienzirkus auszubrechen. Bei der Hyper-Welle um die faule EU-Abgeordnete Koch-Mehrin habe ich das Gleiche getan und geschaut, was von der Empörung der Bildungsbürger beim Blatt der gemeinen Gefühle übrigbleibt.

Meine eigene Frage an die Bild-Zeitung war: An welche niederen Instinkte appelliert die Bild, um dann wiederum die Meinung ihre Leserschaft in eine bestimmte Richtung zu manipulieren?

Verstärkt die Bild oder steuert sie gegen.

Nun- bei Koch-Mehrin hat sie ganz klar gegen gesteuert und die Frau aus der Schusslinie bugsiert.

Die Bild-Zeitung ist nicht der Boulevard, auf dem sich der Bildungsbürger in Ruhe den Zustand der un- und halbgebildeten Menge in Ruhe anschauen kann. Der Boulevard der Bildzeitung ist im Vexierspiegel der Manipulationen längst nicht das Abbild eines realen Boulevards. Wer dem Volk auf’s Maul schauen will, muss zu den Menschen selbst, zu denen, die man anfassen kann.

Das Interview schließt mit den folgenden zwei Sätzen von Augstein:

Oh Gott, bitte gib uns noch ein bisschen Zeit und lass die Zeitungen nicht so schnell sterben, weil sonst das Feld brach liegt. Wenn Don Alphonso und Sascha Lobo diejenigen sind, die diese Lücke in Zukunft ausfüllen sollen, dann kann ich nur sagen: Herzlichen Glückwunsch!

Diesen kleinen Absatz hätte ich gerne mit etwas mehr Inhalt erklärt. Ist mein Ironie-Meter kaputt? Spüre ich Sarkasmus oder ist alles ganz anders gemeint? Was bedeuten Ihnen diese beiden genannten Herren, Herr Augstein? Wofür stehen sie?

Noch einmal „Freitag“: Zielgruppe souveräne Sinnsucher

Am 9. Januar habe ich bereits über die Veränderungen beim „Freitag“ berichtet. Ausführlich beschreibt Roland Pimpl auf horizont.net unter dem Titel

„Der Freitag“: Jakob Augstein startet Meinungsmedium in Print und im Netz

den geplantenten Relaunch der Wochenzeitung „Freitag„, die ab 5. Februar als „Der Freitag“ erscheinen wird.

Roland Pimpl schreibt zum Schluß seines Artikels:

Die „Freitag“-Zielgruppe, bis jetzt wohl eher älteres links-intellektuelles Bürgertum, beschreibt Geschäftsführer Detlev Hustedt künftig als „souveräne Sinnsucher“: Das seien Menschen, für die es einen Wert darstelle, über Wissen zu verfügen, sich Meinungen zu bilden und Haltung zu zeigen. Hustedt war früher Anzeigenleiter von „Welt“ und „Woche“, Geschäftsführer einer Nachrichtenagentur und zuletzt selbstständiger Berater. „Freitag“-Chefredakteur ist Philip Grassmann, zuvor „SZ“-Redakteur in Berlin. Die mittlerweile über 30-köpfige Redaktion rekrutiert sich auch aus Medien wie „taz“ und Stern.de.

Wann ist der Break-even erreicht? „Wir haben Zeit“, sagt der designierte Verleger. Aber natürlich: „Die Investitionen müssen irgendwann zurückkommen, um die journalistische Qualität und die verlegerische Unabhängigkeit zu sichern.“ Ein Satz, der durchaus glaubwürdig klingt aus dem Munde eines Mannes mit dem Nachnamen Augstein.

Ich sehe das Experiment mit neugierigem Wohlwollen, frage mich allerdings, was mit all jenen geschieht, die bislang für die Zeitschrift gearbeitet haben?