Mahnwache zur Ziegenhaltung im Möhnetal

Mahnwache in Brilon mit drastischen Aussagen. (foto: loos)

Am Sonntag (26.02.) gab es eine Seltenheit im Hochsauerlandkreis: Zu einer demonstrationsähnlichen Veranstaltung versammelten sich mehr als 100 Personen.

Es ging um eine Mahnwache gegen die Vorkommnisse in der Ziegenhaltung auf einem Hof am Stadtrand von Brilon. Eine der Forderungen aus dem Kreis der etwa 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer war ein Tierhaltungsverbot für den Hofbetreiber. In der Kritik steht auch das Kreisveterinäramt, das die Bedingungen der Tierhaltung nicht hinreichend kontrolliert haben soll.

Bereits die Wahl der Ortes für die Mahnwache war mit einigen Merkwürdigkeiten verbunden. Die Veranstalterinnen hatten die Mahnwache angemeldet für einen Ort in der Nähe des betreffenden Hofes, auf einem öffentlichen Radweg im Möhnetal. Dem hatte die Kreispolizeibehörde schriftlich mit Bescheid vom 17.02.2017 zugestimmt.

Doch dann meldete sich die Polizei telefonisch bei einer der Veranstalterinnen und verlangte, dass die Veranstaltung an einen anderen Ort verlegt werden müsse. Nun wurde der Briloner Marktplatz als Veranstaltungsort ausgewählt, mitten in der Stadt.

Doch auch dieser Ort wurde verhindert und es erfolgte eine Verlegung in den Park vor dem Briloner Kreishaus, an den Rand der Innenstadt und weit entfernt von dem Hof, um den es geht.

Ob für diese Merkwürdigkeiten die Stadt Brilon oder die Kreispolizeibehörde oder vielleicht sogar beide verantwortlich sind, wird derzeit noch durch schriftliche Anfragen geklärt.

Bei der Mahnwache gab es Ansprachen der Initiatoren und eines ehemaligen Mitarbeiters des Ziegenhofs. Die von ihnen geschilderten Umstände der Ziegenhaltung, die auch bereits in Videos und Fotos dokumentiert worden waren, lösten bei vielen TeilnehmerInnen der Mahnwache Entsetzen aus.

Nach der Mahnwache wurden Unterschriften gesammelt. Diese Sammlung wird auch in den nächsten Tagen fortgesetzt. Wer eine Unterschriftenliste einsetzen möchte, findet sie hier.

http://sbl-fraktion.de/wp-content/Tierhalteverbot-20170226.pdf

Gestern (am 27.02.) veröffentlichte die Kreisverwaltung ihre Drucksache 9/687 zum Antrag der SBL/FW-Fraktion für die Sitzung des Kreisumweltausschusses. In dieser öffentlichen Sitzung wird – aus Sicht des Kreisveterinäramtes – über die Ziegenhaltung auf dem Hof an der Briloner Möhneburg berichtet werden. Wer die Drucksache liest, kann auf den ersten Blick den Eindruck gewinnen, dass – laut Kreisveterinäramt – mit der Ziegenhaltung auf diesem Hof alles in Ordnung zu sein scheint.

Wer genauer hinschaut, findet aber sogar in dieser von der Kreisverwaltung erstellten Drucksache einige Hinweise, dass Handlungsbedarf besteht. Es wird bestätigt, dass etwa 90% der Ziegen auf diesem Hof an der Möhneburg krank sind und dass “zunehmende Abmagerung” auftritt. Wie die “chronische Infektionskrankheit” heißt, erfahren wir aus der Drucksache nicht, auch nichts über mögliche Folgen für die Verwertung der Milch.

Über die Auswirkungen der Krankheit steht wenig Konkretes drin, außer dass sie die Ursache für die Abmagerung sein soll. Ebenso bleibt die konkrete Krankheitsursache im Dunkeln (“Der wichtigste Weg der Einschleppung dieser Erkrankung … ” stellt nur eine ganz allgemeine Aussage dar!). Notwendig wären auch Infos über Behandlungsmöglichkeiten und gegebenenfalls unterlassene Vorbeugung, beispielsweise durch Impfung oder mit besserer Hygiene oder mit anderem Futter. All das steht nicht in der Drucksache…

Vielleicht gelingt es in der Sitzung des Kreisumweltausschusses am Donnerstag 09.03. in Meschede, für mehr Klarheit zu sorgen.

5 Gedanken zu „Mahnwache zur Ziegenhaltung im Möhnetal“

  1. Nur ganz kurz:

    Ich finde es völlig ok, wenn sich Menschen gegen Tierquälerei einsetzen. Was mich aber etwas merkwürdig anrührt, ist das zentrale Transparent:

    „Harte Strafen für Tierschänder“ steht dort, das erinnert mich sehr stark an die Nazi-Sprüche auf Autoheckscheiben: „Todesstrafe für Kinderschänder“

    Diese sprachliche Nähe ist mir unheimlich.

    Darüber hinaus hat der Begriff „Schänder“ starke antisemitische Mitbedeutungen (Konnotationen).

    Vielleicht bin ich ja auf dem Holzweg, aber ich würde das gerne offen diskutieren.

  2. @zoom

    Stimmt, die Formulierung ist unglücklich gewählt. Mir war sie aber noch nicht so ins Auge gesprungen. Jetzt, wo Du es sagst …
    Ich vermute, dass sich die, die das Plakat aus der Taufe gehoben haben, darüber so wenig Gedanken gemacht haben wie ich. 🙁

  3. @ zoom @ Gabi

    Ich halte die Wortwahl „Tierschänder“ auch für verfehlt, denke aber, dass sich die Demonstrierenden aus (verständlicher) Verärgerung derart drastisch artikulieren, um einfach ihre Wut zum Ausdruck zu bringen.
    Eine gewollte Assoziation zur Nazi-Ideologie („antisemitische Konnotationen“) halte ich in diesem Zusammenhang für unbeabsichtigt und definitiv überinterpretiert.
    Wir kennen doch alle das Phänomen: kochen die Emotionen hoch, neigt der Mensch gelegentlich zu unüberlegten Äußerungen, die er bei sachlichem Abstand letztendlich bedauert („sorry, war nicht so gemeint“).
    Liebe Mahnwache, nennt es doch einfach beim Namen: TIERQUÄLER!
    Das sitzt und ist „unverdächtig“.
    Viel Erfolg bei der „Ziegenbefreiung“!

Kommentare sind geschlossen.