Krach in Winterberg. Vorwürfe gegen Regionalrat Hans-Walter Schneider (SPD): „Meinung zum Schaden der Stadt formuliert“

Blick aus dem Wald auf den Rand des Landal-Ferienparks.
Häuser am Rande des Landal-Ferienparks (archiv: zoom)

Ferienparks sind die vermeintlichen Cash-Cows des Hochsauerlandes. Hier wird die Kaufkraft der niederländischen Touristen abgeschöpft.

Entsprechend politisch umkämpft sind die Genehmigungen für die Errichtung neuer Anlagen, da sich viele Gemeinden hier in einer Konkurrenzsituation befinden: Wer beispielsweise in Winterberg bucht, kann nicht gleichzeitig in Medebach wohnen und umgekehrt.

Laut einem Artikel in der Westfalenpost, habe es am Donnerstag im Rat der Stadt Winterberg große Empörung über Äußerungen des stellvertretenden Regionalrats-Vorsitzenden Hans-Walter Schneider (SPD) zum Ferienpark Landal in Winterberg gegeben.

Schneider habe „jüngst mit seiner öffentlichen Stellungnahme den Eindruck erweckt, dass der Landal-Park eben nicht so umgesetzt wurde wie bei der Genehmigung konzipiert“.

Die Aussagen von Hans-Walter Schneider werden im Artikel der Westfalenpost weder zitiert noch verlinkt. Daher ist die Darstellung und Argumentation für nicht Eingeweihte nur schwer verständlich.

Wir haben daher drei Dinge getan:

Erstens den Artikel mehrmals gelesen.

Zweitens die Quelle, nämlich die Äußerungen des SPD-Politikers heraus gesucht.

Drittens Hans-Walter Schneider angerufen.

Die Quelle selbst ist „DerWesten“, also die  Westfalenpost oder WR vom 9./10. Dezember 2011. Dort hatte Jürgen Kortmann unter der Überschrift „Bestwig leidet unter Winterberger Beispiel“ darüber berichtet, dass die  „Entscheidung um einen Ferienwohnpark in Andreasberg (…) verschoben worden“ sei.

Die Passage mit den Äußerungen des SPD Politikers Schneider lautet:

„Sehr fragwürdig“ nannte Hans Walter Schneider (SPD), stellv. Vorsitzender des Regionalrates, die Hoffnung, die Dorfentwicklung von Andreasberg werde von dem Park profitieren. Sein Misstrauen gründet sich auf den Landal-Park in Winterberg: Dort sei zuvor auch eine Anlage für Selbstversorger versprochen worden, tatsächlich aber gebe es inzwischen ein Bistro mit Terrasse, Schwimmbad, Kiosk und Rezeption. Damit könne sich das Leben der Besucher vollständig innerhalb des Parks abspielen – keine Spur von einer zwingenden Außenorientierung der Touristen. Die wird aber auch in Andreasberg versprochen. Diese Zweifel müssen nun ausgeräumt werden.

Auf der Ratssitzung von Donnerstag, dem 15. Dezember reagierte der Winterberger Bürgermeister Werner Eickler (CDU) laut Westfalenpost mit folgenden Worten:

„Diese Aussage ist die Unwahrheit. Der Investor hatte nie vor, Indoor-Anlagen zu bauen für 1300 Gäste, sondern lediglich Mindesteinrichtungen der Grundversorgung. Die se(sic!) Konzeption wurde auch 1 zu 1 umgesetzt. Wir werden in der Region völlig falsch dargestellt. Die Botschaft, dass man Winterberg künftig nicht mehr trauen könne, können wir so nicht stehen lassen. Ich fühle mich persönlich angegriffen.“

Sekundiert wurde er dabei von Martin Schnorbus (CDU): „Dies ist eine große Sauerei! Herr Schneider hat seine Meinung zum Schaden der Stadt formuliert, da müssen wir Öffentlichkeitsarbeit machen.“

Der SPD-Fraktionschef Harald Koch wollte sich, laut Westfalenpost, zur Person Hans-Walter Schneider nicht äußern: „Ich kann aber sagen, dass wir den hier im Rat gemachten Ausführungen folgen können. Wir teilen auch die Ansicht, dass wir durch den Landal-Park Kaufkraft gewonnen haben.“

Der angegriffene SPD Politiker Hans-Walter Schneider äußerte sich uns gegenüber verwundert: „Soll ich an den Pranger gestellt werden?“

In seinem Interview habe er die Planer einer Feriensiedlung in Andreasberg lediglich vor zu hohen Erwartungen warnen und dies am Beispiel des Landal-Parks verdeutlichen wollen. Den Artikel in der WR kenne er noch gar nicht. Außerdem habe er Radio Sauerland ein Interview gegeben.

„Wenn Sie die Sendung im Archiv finden, schicken Sie sie mir“***, so Schneider.

***Anmerkung: der Artikel von DerWesten ist leider nur im zugangspflichtigen  Archiv zu finden und damit nicht verlinkbar. Die Sendung von Radio Sauerland konnten wir auf Grund des suboptimalen Archivsystems des Senders ebenfalls nicht finden.

4 Gedanken zu „Krach in Winterberg. Vorwürfe gegen Regionalrat Hans-Walter Schneider (SPD): „Meinung zum Schaden der Stadt formuliert““

  1. Ein Sturm im Wasserglas?

    Was ist so spektakulär? Ein Ferienpark wurde auf der grünen Wiese (oder wie hier im grünen Wald) gebaut.

    Und nun ist die Stadt Winterberg (2km vom Park entfernt) mit ihrem Bürgermeister Eickler beleidigt, weil jemand sagt, die Besucher dieses Freizeitparks würden fälschlicherweise ihr Geld lieber im Park als in der Stadt Winterberg ausgeben.

    Die Stadt Winterberg und ihr Bürgermeister haben doch sicher Möglichkeiten festzustellen, ob die Landalbesucher ihr Geld überwiegend in der Ferienanlage oder in der Kernstadt Winterberg ausgeben. Wieso müssen die Herren dann gekränkt und beleidigt „Schweinerei“ rufen? Warum veröffentlichen sie dann nicht lieber die Fakten?

    Der Betreiber von Landal hingegen möchte vermutlich, ebenso wie die Winterberger Politiker, das Geld der Urlauber abschöpfen und wird daher entsprechende Angebote unterbreiten. Ist das schlimm?

    Die Deutschen fahren doch auch gern in Länder, in denen sie „All-Inclusive“- Urlaube buchen können. Und hier vor unserer Haustür soll das falsch sein?

  2. Vor der Fertigstellung des Landal-Park in Winterberg war ich auch skeptisch, muß mich aufgrund mehrfacher besuche aber korrigieren. Der Landal-Park ist eine Bereicherung für Winterberg und führt nachweislich zu Merhumsatz im Handel und auch der gastronomie. Kein Gast wird ausschließlich die beschränkten Einkaufsmöglichkeiten im Park nutzen, sondern sein Geld auch im Zentralort Winterberg lassen. Ich bin allerdings auch der Meinung, das ein Park in Andreasberg nicht sinnvoll ist und keine Marktchancen hat – zwei Anlagen in Medebach und Winterberg reichen für Kunden, die diese Angebote nutzen. Übrigens: Welches Angebot vergleichbarer Art wie in Winterberg oder Medebach steht im Umfeld von Andreasberg zur Verfügung?

  3. @Bernd Kräling: Bin Deiner Meinung. In Winterberg setzt der Ferienpark auf eine vorhandene hochentwickelt-touristische Infrastruktur auf. Andreasberg hingegen erhofft sich das Entstehen neuer Strukturen, wobei der Ferienpark Keimzelle und/oder Katalysator wäre.

    Der Streit geht meiner Meinung darum, ob ein Ferienpark in Andreasberg eine Chance hätte, wobei Winterberg und Medebach unterstellt wird, sie würden einen unliebsamen möglichen Konkurrenten bekämpfen.

    Die Geschichte mit Hans-Walter Schneider sehe ich so: Seine Aussagen sind erst einmal durch den Artikel gefiltert. Ich verstehe ihn so, dass er gegen das Projekt in Andreasberg argumentiert, dabei aber einen verunglückten(?) Vergleich mit Landal heranzieht.

    Ich vermute sogar, er argumentiert eher auf der Wellenlänge von Winterberg.

    Unter welchem Tagesordnungspunkt ist die Aufregung um Landal/Schneider eigentlich abgehandelt worden?

    Verschiedenes?

    In der Einladung zur Sitzung habe ich keinen entsprechenden TOP gefunden.

Kommentare sind geschlossen.