Vor ein paar Tagen hatte ich über meine Beobachtungen während einer MTB-Tour nach Winterberg an den Minenplätzen berichtet.
Offensichtlich waren dort junge Fichten großflächig gerodet worden. Nun sagten Gerüchte, die ich allerdings bislang nicht erhärten konnte, dass dort ein Regenwasser-Rückhaltebecken, also ein kleiner See, für die Versorgung der Schneekanonen im Winterberg angelegt werden solle.
Im Ratsinformationssystem der Stadt Winterberg findet sich aber tatsächlich eine Vorlage der Verwaltung für den Bau- und Planungsausschuss vom 30. Juni 2011, in welcher die Anlage eines Speicherteichs „zur weiteren
Optimierung der maschinellen Beschneiung“ angesprochen wird:
Zitat aus der Vorlage „12. Änderung des Bebauungsplanes Nr. 21 „Ski-, Freizeit- und Erholungsgebiet Herrloh/
Bremberg“, Winterberg“ (Hervorhebung von mir):
„a) Die Lifttrasse sowie der geplante Lift in Richtung „Minenplätze“ entfallen ersatzlos. In Folge dieser Planungsänderung konnte auch eine Verkürzung des geplanten Sesselliftes zum „Sürenberg“ erfolgen. Des Weiteren entfällt die ursprünglich geplante Gastronomiefläche im Bereich „Minenplatz“. Der Sürenbergrücken wird nun nicht mehr nach Norden überschritten. Die Einwirkungen auf Natur und Landschaft im Abgleich mit der ursprünglichen Planung können auf diese Weise erheblich gemindert werden. Der nördlich des Sürenbergs gelegene (Wald)-Bereich behält dadurch seine
abschirmende Funktion gegenüber dem Freizeitbereich.
b) Neben der planungsrechtlichen Absicherung der vorhandenen privaten Parkplatzanlage auf dem Flurstück 444 tlw. soll weiter die Möglichkeit geschaffen werden, unter der privaten Parkplatzanlage (Flurstück 444 tlw.) einen Speicherteich zur weiteren Optimierung der maschinellen Beschneiung anzulegen.
c) Östlich an die vorhandene private Parkplatzanlage angrenzend soll eine überbaubare Fläche festgesetzt werden, um dort u.a. einen Skiverleih, einen Verleih von Spiel und Sportgeräten sowie ein unterirdisches Speicherbecken (unter dem geplanten Gebäude) einschl. der notwendigen technischen Einrichtungen für die maschinelle Beschneiung zu ermöglichen.“
Eine Karte habe ich leider noch nicht gefunden. Mir ist also nicht bekannt, ob sich der im Zitat erwähnte Speicherteich mit der Rodung an den Minenplätzen „deckt“.
Falls jemand weitere Informationen hat, wäre ich sehr interessiert.
Die Minenplätze lagen schon seit Jahren auf unseren Hauptwander-, Lauf- und MTB-Routen zu Möppis Hütte.
Die Veränderungen und Eingriffe durch die Errichtung des Landal Ferienparks, dessen Bebauung nicht weit von den Minenplätzen entfernt beginnt, waren seinerzeit recht dramatisch.
Ich bin gespannt, wie sich die Umsetzung der neuen Pläne auf die Landschaft auswirkt.
Am 15./16.7. 2011 ist in der WP ein Artikel erschienen, der im Archiv der Printausgabe gefunden werden kann. Stichwort „Minenplätze“. Dort heißt es unter anderem:
Die SPD-Fraktion begrüßt die Pläne. Der Sessellift stelle eine sinnvolle Ergänzung in einem bereits jetzt intensiv touristisch genutzten Bereich dar, heißt es in einer Pressemitteilung, die bereits gestern Nachmittag herausgegeben wurde. Im Rat machte es der SPD-Fraktionschef Harald Koch kurz: „Wir finden die Pläne gut und stimmen zu.“
„Konkret plant der Investor den zusätzlichen Sessellift sowie eine Abfahrttrasse vom „Bremberg-Kopf“ in Richtung des „Käppchen-Liftes“. Von der neuen Talstation des Sesselliftes soll weiter eine Anbindung über einen Schlepplift oder ein Förderband an die Talstation des „Käppchen-Liftes“ erfolgen. Zur Querung oberhalb der Bundesstraße ist laut Antrag auf Neuaufstellung des Bebauungsplanes seitens des Investors eine Skibrücke geplant. Der Verbindungslift soll eine maschinelle Beschneiung erhalten. Ferner ist im Bereich des Großraumparkplatzes ein multifunktionales Gebäude mit Lagerhalle für Lift- und Beschneiungszubehör, Toiletten sowie ein Gastronomiebereich geplant.“
Wir waren dieses Jahr im Oktober, mal wieder in Winterberg. Wir haben am Fichtenweg gewohnt. Wir haben kleine Kinder und wollten mal im Wald spazieren gehen ? Wir waren geschockt, ES GIBT DORT KEINEN WALD MEHR. Es gibt unglaublich grosse Kahlgeschlagene Bereiche und da wo noch Wald steht wir man von Bikern fast umgefahren. wie man so die Natur aus profitgier zerstoeren kann ist mir ein Raetsel. Ach ja wir waren auch im Maerz diesen Jahres dort. Schlafen war nachts so gut wie nicht moeglich da Nachts ueberall das laute Fiepen der Schneekannonen zu hoeren ist. …. Das ist echt eine Kathastrophe ..
@JimKnopf:
Wer den Wald in Winterberg sucht, der findet ihn auch immer noch. Man muss nur in der richtigen Richtung suchen 😉
Was die Geräusche der Schneekanonen angeht: es geht ja bald wieder los, denn die Temperaturen sinken unter 0°C. Werde mir das einmal bewusst anhören.
Mit Bikern habe ich persönlich keine Probleme. Ich meide einfach das Gebiet um die Kappe.
Das mit der Naturzerstörung ist so eine Sache. Der Anbau der Fichten im Hochsauerland erfolgt nur zu einem Zweck: Gewinnerzielung vulgär Profit. Überließe man den Wald sich selbst, wäre die Fichte sehr schnell von anderen Baumarten verdrängt.
Die Frage, die ich mir stelle ist, ob der forcierte Ausbau des Skitourismus der Region und den Menschen langfristig nutzt oder eventuell sogar schadet.
@zoom Im Bebauungsplan der Stadt Winterberg Nr. 21 „Ski-, Freizeit- und Erholungsgebiet Herrloh/Bremberg“ – 12. Änderung, Stand: Satzungsbeschluss Mai 2012, steht:
Vorgesehen ist, über einen bereits bestehenden und im Bebauungsplan Nr. 21 festgesetzten Abfahrtshang, eine Liftanlage mit Abfahrtshang in Richtung „Sürenberg“ zu erstellen. Um eine weitere Entspannung der zunehmenden Besuchersituation zu erzielen, soll ein weiterer Abfahrtshang mit Liftanlage im Abstand von 15,0 m an der nordwestlichen Grenze befindlichen „Ferienhausparks Landal“ entstehen. In der v.g. Abstandsfläche von 15 m soll ein Lärmschutzwall mit einer Höhe von 3,50 m angelegt werden, damit die Möglichkeit einer maschinellen Beschneiung eröffnet werden kann (näheres siehe hierzu unter Ziffer 8.2 der Begründung). Das hier geplante Angebot einer Abfahrtsmöglichkeit mit Liftanlage soll um einen Rodelhang und ein Kinderland ergänzt werden. Die beschriebenen Abfahrtshänge mit Liftanlagen sollen durch einen einfachen Abfahrtshang ohne Liftanlage miteinander verbunden werden. Die Breite der Trassen der Abfahrtshänge mit Liftanlagen beträgt 50 m und die des Abfahrtshanges ohne Liftanlage 30 m.
Aufgrund der zentralen Einspeisung in das bestehende und neu zu erstellende Beschneiungsanlagensystem soll in der „Büre“ im Bereich „Möppis Hütte“ ein unterirdisches Speicherbecken (unter der vorhandenen privaten Parkplatzanlage sowie unter der östlich an denParkplatz anschließenden überbaubaren Grundstücksfläche) mit einem Volumen von maximal10.000 m³ Inhalt entstehen. In dieses Speicherbecken soll auf kurzem Wege und mit geringerem Energieaufwand Wasser aus der „Büre“ eingeleitet werden. Des Weiteren soll das Speicherbecken mittels Wasser aus dem geplanten Beschneiungsteich im Bereich der
„Minenplätze“ gespeist werden.
Neben energetischen Gesichtspunkten (unterirdische Speicherbecken kann zunächst auf kurzem Wege mit „Büre-Wasser“ gefüllt werden) sind die notwendigen Anlagen und Einrichtungen für die Energieversorgung im Bereich „Möppis Hütte“ vorhanden und müssen nicht erst bis zum Minenplatz neu verlegt/installiert werden. Schliesslich ist eine zentrale Bedienung der Anlagen bei „Möppis Hütte“ vorteilhafter. Des Weiteren müssen bei dieser Konzeption wesentlich kleiner dimensionierte Rohrleitungen bis zur Teichanlage am „Minenplatz“ verlegt werden.
Das Wasser für den Beschneiungsteich im Bereich „Minenplatz“ soll der „Büre“ mittels Pumpen entnommen und weitgehend über die anzulegenden Abfahrtstrassen sowie vorhandene Schneisen im Waldbereich nördlich des Sürenbergs (vom geplanten Versorgungsgebäude bis zum Minenplatz) zugeleitet werden. Die Standortwahl des Beschneiungsteiches im Bereich des „Minenplatzes“ hat den Vorteil, dass dieser im Bedarfsfalle auch zur Löschwasserversorgung in dem angrenzenden weitläufigen Waldgebiet in trockenen Sommermonaten mit genutzt werden kann.
Eine entsprechende wasserrechtliche Genehmigung zur Entnahme von Wasser aus der „Büre“ liegt bereits vor. Überschüssiges Wasser wird wieder dem Einzugsbereich der „Namenlose“ zugeführt.
@Zoom
Wie gesagt wir haben kleine Kinder von 3 und 6 Jahren. Die koennen nicht so weit laufen. Wo komme ich den noch schnell in den Wald wenn ich am Fichtenweg wohne ?
Ich glaube da muss man schon mit dem Wagen Richtung Kahler Asten fahren und irgendwo beim Hotel Winterberg sich in Wald schlagen.
Frueher konnte man sehr schoen am Kampenrundweg spazieren gehen. Seit aber dort der Bikerlift steht koennen wir das mit den kleinen Kindern vergessen.
Wenn die Fahrraeder full speed an einem vorbeiflizen, dann ist es schwer sich zu entspannen, wenn man permanent Angst hat, dass die Kinder bei einer falschen Bewegung umgenagelt werden.
Wie gesagt sehr schade, dass was ich seit 10 Jahren an Winterberg geschaetzt habe, Natur gekoppelt mit gutem Unterhaltungsangebot scheint immer mehr zu gunsten der Unterhaltung zu kippen. Erst hat man die Natur mit der Panorama Bruecke verschandelt und jetzt holzt man die Waelder ab. Wenn man sich mal das Sateliten Bild von Winterberg anssieht, dann wird einem das das ganze Ausmass klar. Sehr sehr schade.
@Marker,
Diese ganzen Arbeiten muessen doch ennorme Kosten verursachen ? Rechnet sich das alles noch und wer finanziert diese ganze Arbeiten ? Sind das private Investoren ?
„Wie gesagt wir haben kleine Kinder von 3 und 6 Jahren. Die koennen nicht so weit laufen. Wo komme ich den noch schnell in den Wald wenn ich am Fichtenweg wohne ?
Ich glaube da muss man schon mit dem Wagen Richtung Kahler Asten fahren und irgendwo beim Hotel Winterberg sich in Wald schlagen“
Müsste ich in Winterberg Urlaub machen, würde es mich persönlich nicht zum Fichtenweg ziehen, zumal das Freibad geschlossen ist.
Wenn man es realistisch sieht, ist Winterberg kein „schnuckeliges“ Bergdorf, sondern eine Ansammlung von Wohngebieten, Geschäftsgebieten und Winterindustrieanlagen auf einer unwirtlichen Hochfläche.
Zugespitzt: ohne Wintersportindustrie hätte die Kernstadt kein Gymnasium, kein Krankenhaus und keine Bedeutung.
Ein „Reisebericht“ in der FAZ aus dem vergangenen Winter mit durchaus kritischen Anmerkungen: http://m.faz.net/aktuell/reise/sauerland-zwei-minuten-sessellift-11658567.html
Zur Finanzierung: es fließen auf jeden Fall öffentliche Gelder in die Bobbahn. Wie die Wasserreservoirs und anderen Anlagen finanziert werden? Interessante Frage!
Habe gerade eine interessante alte Studie von 2007 des Bund Naturschutz in Bayern gelesen. Da passt einiges auch auf Winterberg, wie beispielsweise:
„Da das Image „Wintersport“ und die Kommerzialisierung des Skisports eine Bereitstellung
von Schnee – unabhängig von Wetter und Klima – verlangt, werden den Klimaprognosen
zum Trotz die Beschneiungsanlagen ausgebaut. In Bayern hat diese Aufrüstung mit
Schneekanonen in den letzten Jahren ein Ausmaß angenommen, das die Befürchtungen
der Naturschutzverbände weit übertrifft. Nicht nur die Anzahl der Gebiete und die Größe
der Beschneiungsanlagen nahm und nimmt ungebrochen zu, auch die „Grundsätze für die
Genehmigung und den Betrieb von Beschneiungsanlagen“ wurden entscheidend gelockert.“
Siehe: http://www.bund-naturschutz.de/fileadmin/download/alpen/BN_Hintergrund_Schneekanonen_190307.pdf
@JimKnopf
Im Bebauungsplan Nr. 21 steht: „Die 12. Änderung des Bebauungsplanes Nr. 21 „Ski-, Freizeit- und Erholungsgebiet Herrloh/Bremberg“ löst keine finanziellen Auswirkungen für die Stadt Winterberg aus. Sämtliche Maßnahmen werden vom privaten Vorhabenträger finanziert. Die Stadt Winterberg erzielt Erlöse aus Verpachtung von Flächen im Bebauungsplangebiet.“
Vielen Dank. Ich verstehe natuerlich die Motivation Winterbergs, die Lage ist ja auch ziemlich Bescheiden wenn es um die Verkehrsanbindung geht (weit weg von jeder Autobahn). D.h. Es ist exterm schwierig produzierendes Gewerbe in Winterberg anzusiedeln. Da bleibt dann nur noch der Tourismus. Ein Gymansium zu haben ist natuerlich echt super. Und das Krankenhaus duerfte ja mittlerweile, mit Hilfe der Biker and Skifahrer auch in die Gewinnzone gerutsche sein 😉
Ich komme jetzt schon seit 11 Jahren fast jaehrlich nach Winterberg und es gefaellt mir immer weniger … Schade, da muss ich wohl mit Leben und evtl. meine Konsequenzen daraus ziehen. Trotzdem vielen Dank fuer die Antworten.