Hochsauerlandkreis: CDU und FDP beschließen Streichung der Linienbusfahrten am Abend

Symbolbild: Bushaltestelle in Siedlinghausen (archivfoto: zoom)

Am Freitag (13.12.) in der Kreistagssitzung wurde der Kreishaushalt 2025 beschlossen. In diesem Rahmen hatte die Kreisverwaltung neue Buslinienfahrpläne vorgelegt, aber nicht erläutert. Erst wer diese Fahrpläne genau mit den bisherigen verglich, kam schnell zu dem Ergebnis, dass auf den von der Westfalenbus GmbH betriebenen Linien alle Fahrten ab 20 Uhr entfallen sollen. Die SBL-Kreistagsfraktion beantragte daher, das bisherige Angebot beizubehalten.

(Dieser Bericht der SBL-Fraktion ist in ähnlicher Form gestern auf der Website der Sauerländer Bürgerliste erschienen.)

Doch bei der Abstimmung stimmten alle Mitglieder der CDU- und der FDP-Kreistagsfraktion (diese Fraktionen sind auch sonst kaum noch zu unterscheiden …) gegen den Antrag der SBL. SPD, Grüne und Linke/FW unterstützten den Antrag.

Insgesamt gab es dann 29 Stimmen für die Abschaffung der Busfahrten am Abend. Dies betrifft beispielsweise die Linien R 75 (Meschede – Bestwig – Nuttlar – Olsberg), S 50 (Olsberg – Winterberg – Hallenberg) und R 21 (Arnsberg – Sundern). Dadurch werden viele Menschen abends von der Mobilität abgehängt, und zwar bereits zum Fahrplanwechsel ab Sonntag, 15. Dezember.

Der letzte Bus von Olsberg nach Siedlinghausen fährt heute um 19.35 Uhr ab Bahnhof Olsberg. Letzte Woche wäre noch um 21.45 Uhr ein weiterer Bus gefahren. (Screenshot Bahn.de)

Anders als die Kreisverwaltung es behauptet, verstößt dieser Beschluss übrigens auch gegen den für den HSK gültigen Nahverkehrsplan. Da stehen u.a. die abendlichen Busfahrten zwischen Meschede und Olsberg ausdrücklich drin.

Ob CDU und FDP wohl im bevorstehenden Kommunalwahlkampf behaupten, sie wollten Bus und Bahn stärken?

8 Gedanken zu „Hochsauerlandkreis: CDU und FDP beschließen Streichung der Linienbusfahrten am Abend“

  1. Dann können die Zugbegleiter nun nicht mehr die meist auswärtigen Fahrgäste auf den Bus um 21:45 Uhr ab Olsberg verweisen, wenn sie in Dortmund um 18:41 Uhr nicht mehr den letzten Zug nach Winterberg erreicht haben. Für die letzten Fahrten der S50 Richtung Winterberg gibt es eben kein alternatives Angebot im Schienenpersonennahverkehr, wie es die Vorlage vom September suggeriert hat. Da bleibt dann in Zukunft nur noch das teure Taxi.

  2. Man müsste lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Flieger und Porsche-Fahrer geben ihr sauer verdientes Geld eben lieber nicht mittels Steuern für so unnütze Sachen wie Nahverkehr aus. Und ihre Putzfrauen benötigen die Busse abends ja auch nicht mehr, sondern eher morgens… Anschließend nutzen sie die geringe Nachfrage im ländlichen Raum wieder um das Deutschland-Ticket zu torpedieren und als Geschenk für Großstädter zu diffamieren.

  3. Schade, ich habe die Spätfahrten der R75 gerne benutzt, um zur Nachtschicht zu kommen oder von der Spätschicht nach Hause bzw. um im Mescheder Schwimmbad abends noch ein paar Bahnen zu ziehen. Die Spätfahrten kenne ich schon seit 25 Jahren und ich kann nicht behaupten, dass sie schlecht nachgefragt waren. Es gab Abende da saßen in den Fahrten 20 Fahrgäste. Einige fuhren vom Bahnhof nach Hause, andere waren vorher beim Sport, in der Kneipe oder auf der Arbeit. Legender war die Fahrt um 22:18 Uhr ab Meschede Bahnhof, die erst den Mescheder Norden bediente und dann über Eversberg nach Wehrstapel fuhr. Da Westfalenbus die Route sonst nicht bedient, wussten einige Fahrer nicht, wo sie lang fahren mussten und haben sich auf der Suche nach der Haltestelle Mittelstraße mit ihrem 12 m Fahrzeug im Ortskern von Eversberg verfahren. Ist auch nicht ganz so einfach, da die Haltestelle in der Baumhofstraße liegt.

    Die Bahn ist kein adäquater Ersatz, da man an beiden Bahnhöfen kilometerweit zum eigentlichen Ziel gehen muss. Da muss ich zukünftig wohl mit dem Auto zur Schicht fahren. Interessant fand ich in dem Zusammenhang die Firmenchronik der Firma Knipschild Reisen, in der beschrieben ist, wie das Unternehmen ein dichtes Linienbusangebot zwischen Nuttlar und Meschede aufgebaut hat, dass die Bundesbahn nicht einrichten wollte. Aufgrund des Parallelverkehrs hatte die Bundesbahn nicht genug Nachfrage auf dieser Linie gesehen und Knipschild Reisen hatte damals trotzdem genug Potential gesehen, dass sich durch die Bahn nicht bedienen lässt. Bis heute hat die Linie als einer der wenigen im Sauerland immer noch einen Halbstundentakt.

  4. „Die deutsche Frau fährt Auto“, soll vor wenigen Jahren ein CDU-Mitglied aus dem oberen Sauerland geäußert haben. Insofern ist der Kreistagsentscheid doch konsequent. 🙁

  5. Beim Warten auf den Zug nach Bestwig habe ich letzte Woche in Meschede am Busbahnhof den um 20:47 dort endenden Bus der Linie R75 gesehen. Als ich anschließend vom Bestwiger Bahnhof nach Velmede gelaufen bin, kam mir der Bus wieder entgegen und fuhr leer in die Abstellung am Bestwiger Bahnhof.

    1. 20:47 Ankunft – das ist doch der letzte Bus der Linie R75 von Olsberg nach Meschede, oder? Der letzte R75 von Meschede nach Olsberg würde um 20:08 in Meschede abfahren und um 20:53 in Olsberg ankommen. Von dort dann zur Abstellung?
      Nun ja, mit den Buslinien rund um Bestwig bin ich nicht sehr vertraut. Ab Siedlinghausen ist die Kombination S50 bis Olsberg und dann die Bahn.

      Der letzte Bus von Olsberg nach Siedlinghausen fährt um 19:35 dort ab.

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