Frage in die Runde: Wie weit sind wir gekommen? Und gibt es überhaupt ein Ziel?

Eine Momentaufnahme aus der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung 1968, ausgestellt im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe (foto: zoom)

In der Ausstellung „Pop und Protest 68“ im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe spielen Frauen als treibende Kräfte kaum eine Rolle. Im Vordergrund stehen die männlichen Ikonen, Dutschke, Che Guevara und Co.

Eine der wenigen Ausnahmen: Die Demonstrantin mit der Zigarette in der rechten Hand, den auffälligen Ohrringen, Rüschenhemd und Samt(?)rock,  und dem ernsten taxierenden, leicht silbernen Blick in die Kamera. Sie erinnert mich an Porträts von Frida Kahlo.

Ihr Plakat mit der Forderung nach Power to the People, Gay Power, Black Power, Women Power, Student Power – noch fehlen die Working Class Heroes – hatte ich kurz nach dem Ausstellungsbesuch spontan mit einer Frage verbunden:

Wie weit sind wir gekommen? Oder anders: Wo stehen wir 2018?

Hat der Fortschritt eine Richtung? Und was wäre, wenn überhaupt, das Ziel?

4 Gedanken zu „Frage in die Runde: Wie weit sind wir gekommen? Und gibt es überhaupt ein Ziel?“

  1. Richtung des Fortschritts muss sein: Gleiches Geld für gleiche Arbeit, gleicher Anteil von Frauen im Bundestag (z.Z.30,9%), in Kommunalparlamenten, Medien, Theater und allen Kulturbereichen. Gleiche Teilhabe von Männern an Kindererziehung und Hausarbeit. Entschiedenes Vorgehen gegen Diskriminierung von Frauen am Arbeitsplatz und gegen Gewalt in der Familie und im öffentlichen Raum.

    Leider scheinen wir in einer Zeit des gesellschaftlichen Rollback zu leben: christliche Fundamentalisten, radikale Abtreibungsgegner und rechte Parteien in den USA und Europa wollen Frauen aus Politik und Wirtschaft verdrängen. Die AfD will mittels einer „aktivierenden Frauenpolitik eine höhere Geburtenrate der einheimischen Bevölkerung als mittel- und langfristig einzig tragfähige Lösung erreich(en)“ (Parteiprogramm AfD), um das Land mit vielen deutschen Kindern zu bevölkern. Die Frau als Mittel zum Zweck. Sie soll – mal wieder – als Gebährmaschine tätig werden. Neu ist das nicht, aber im Jahr 2018 doch reichlich ernüchternd.

    1. @Johanna

      -> „Die AfD will mittels einer “aktivierenden Frauenpolitik eine höhere Geburtenrate der einheimischen Bevölkerung als mittel- und langfristig einzig tragfähige Lösung erreich(en)” (Parteiprogramm AfD), um das Land mit vielen deutschen Kindern zu bevölkern.“

      AfD ist – wie immer – inkonsequent. Es wäre wegen Gesinnungspflege überaus sinnhaft den Damen Weidel, von Storch, (B. Kelle tendenziell auch dabei ???) etc. bei öffentlichen Auftritten zwingend BDM-Dresscode/Styling vorzuschreiben.

      Die braunen Damen im BDM-Outfit zu sehen, würde bestimmt die Gleichstellungsbeauftragte(?) der AfD elektrisieren.

      Nachvollziehbar schlüssige Reaktion der Fascho-Damen:

      „Kameraden. Schluss mit euren bunten Socken, dreiteiligen Anzügen und Dackel-Kravatten. Ab sofort ist Uniform angesagt. Und natürlich müssen die hochschäftigen Lederstiefel laut klackern, wenn wir gemeinsam in den Reichstag (ein)marschieren. Das sind wir unseren Altvorderen schuldig.“

  2. -> „Wie weit sind wir gekommen? Oder anders: Wo stehen wir 2018?“

    Sorry, Fragestellung ist zu kompliziert für mich.
    Bitte u.a. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek zu befragen.
    Die ist gesellschaftspolitisch ganz weit vorne …

    -> „Im Vordergrund stehen die männlichen Ikonen, Dutschke, Che Guevara und Co.“

    Werden weibliche Ikonen ala Beate Klarsfeld, Miriam Makeba, Angela Davis, Jelena Bonner … wenigstens „randständig“ oder überhaupt nicht erwähnt?
    Frage für ein neben mir sitzendes weibliches Wesen … 😉

  3. Gute Frage, bei Beate Klarsfeld wäre die 68er Ohrfeige in der Ausstellung Pflicht. Ich muss nachfragen, ob ich sie übersehen habe.

    Die anderen sind wichtig, aber haben sie das Jahr 68 geprägt?

    Ich spüre den unmittelbaren Impuls, mir ein Zugticket nach Hamburg zu kaufen und spontan zurück nach Hamburg zu fahren, um mir die Ausstellung noch einmal in Ruhe unter dem Aspekt „Frauen und 68“ anzuschauen.

    Ich denke dabei auch an Heike Sander.

    „1968 gründete sie zusammen mit anderen Frauen den Aktionsrat zur Befreiung der Frau. Als dessen Vertreterin hielt sie bei der Delegiertenkonferenz des SDS im September 1968 eine Rede. Darauf folgte der berühmte Tomatenwurf, der als Auftakt der Frauenbewegung in der Bundesrepublik gilt.“

    https://de.wikipedia.org/wiki/Helke_Sander

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