Text folgt morgen…
Weiter mit Text – heute ist morgen. Am Feiertag sollte ich früh aufstehen. Noch ist der Ort ruhig. Nur Amsel und Zilpzalp geben ihr Bestes. Auf dem Hang gegenüber sitze ich auf einer Bank. Ein Fitis und eine Mönchsgrasmücke mischen sich unter die Vogelstimmen.
Ein wenig später rauschen die ersten Motorräder und Autos durchs Tal. Der Tag wird warm und sonnig.
Auf der Notenskala „Blühende Landschaften“ von 0 bis 10 gebe ich der Gegend um Siedlinghausen eine 3,7.

Auf den ersten Blick keine bunte Landschaft, aber dann entdeckt man die blühenden Kräuter.
Die Nikon DX ist zu Hause und das Smartphone hat keine Makro-Einstellung. Ich versuche trotzdem einigermaßen scharfe Bilder zu knipsen. Resultat: zwei Drittel Ausschuss, der Rest brauchbar.
Es geht mit dem punktierten Gilbweiderich los.
Meine Pflanzen-App (Flora Incognita) sagt getüpfelter Gilbweiderich. Um ganz sicher zu sein, müsste ich mir die Pflanze noch einmal am Standort anschauen. Die Alternative wäre gewöhnlicher oder gemeiner Gilbweiderich.
Wie dem auch sei. Der gemeine G. ist eine alte Bauernpflanze, der getüpfelte G. ein verwilderter Neophyt. Die Pflanze ist für Wildpflanzengärten geeignet. Die krautigen Teile enthalten einen gelben Farbstoff, der früher zum Färben benutzt wurde. (411/412*)
Und weiter geht es mit der Büschel-Rose (Rosa multiflora). Nomen est Omen. Die einzelnen Blüten stehen in Büscheln zusammen.
Rosa multiflora stammt aus Ostasien. Die Pflanze ist windtolerant und kann als Schutzhecke gepflanzt werden.
Auf den blau-violetten Beinwellblüten perlt noch der Tau. Beim gewöhnlichen Beinwell handelt es sich um eine ganze Artengruppe.
Die Wurzeln des Beinwell wurden seit alters her bei schlecht heilenden Wunden, Prellungen und Knochenbrüchen (Bein = Knochen, well = wallen, zuwachsen der Wunde) verwendet (643/644). Trotzdem mein Tipp: Wenn ihr euch die Knochen brecht, geht besser zum Arzt und nicht in die Botanik.
Die nächste Pflanze ist kein Löwenzahn, sondern eine Raue Gänsedistel, aber wie dieser gehört sie ebenfalls zur Familie der Korbblütler.
Der Korb der Gänsedistel besteht aus 100 bis 200 gelben Zungenblüten. Die Pflanze ist wertvolles Viehfutter (623/624).
Die unteren beiden Blüten sehen aus wie eine Rose und es handelt sich tatsächlich um die Hundsrose.
Die Früchte der Hunds- oder Hagrose heißen auch Hagebutten. Ihr kennt den Hagebuttentee. Hagebutten enthalten viel Vitamin C. Der Tee ist gesund. (563/564)
Wir freuen uns schon auf die Früchte der Himbeere, ebenfalls ein Rosengewächs.
Die Früchte der Himbeere sind zuckerreich wie Brombeeren, haben aber mit 25 mg auf 100 g einen höheren Vitamin C-Gehalt. Die Fruchtreife ist in der Periode von Juli bis September zu erwarten (568/569).
Und weiter zu einer anderen Form der Blütenpflanzen, den Gräsern.
Weil die Blüten der Gräser so klein und unscheinbar sind, fahre ich häufig eine Vermeidungsstrategie und beachte bzw. bestimme sie einfach nicht. Jedes Jahr nehme ich mir vor, mich mehr mit Gräsern zu beschäftigen, und jedes Jahr mache ich doch wieder einen großen Bogen.
Dabei sind unsere Getreide nichts anderes als hochgezüchtete Gräser. Wichtig für den Übergang unserer Zivilisation zur Ackerbaugesellschaft. Vielleicht wird es dieses Jahr (es ist schon spät), dann aber früh im nächsten Jahr etwas – mit mir und den Gräsern.
Das Knaulgras jedenfalls gehört zu den Süßgräsern (Poaceae).
Und damit wende ich mich der Wiesen-Margerite (Artegruppe) zu.

Die Wiesen-Margerite wird seit dem Mittelalter als Zierpflanze kultiviert und ist auch für Wildpflanzengärten zu empfehlen.
Leider(?) ist sie draußen (Wiesen und Felder) und in den Gärten nicht mehr so häufig wie vor ein paar Jahrzehnten. Die Senior*innen unter uns müssten sich erinnern.
Die Wiesen-Margerite ist in den Gärten häufig von der großblumigen Margerite abgelöst worden. Diese ist in allen Teilen größer als die Gewöhnliche Wucherblume. Häufig sind auch Hybriden (Kreuzungen, Bastarde) dieser gezüchteten Sorten. Einige Varianten sind gefüllt, d. h. auch die Scheibenblüten des Körbchens sind zungenförmig. (384/385)
Damit wäre der Text zu den Bildern ergänzt.
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(*) Alle Seitenangaben beziehen sich auf:
Ruprecht Düll / Herfried Kutzelnigg, Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder, 8. Aufl., Wiebelsheim 2016