Blaualgen im Hillebachsee: wo ist das Gutachten?

Der Hillebachsee in Niedersfeld: "Badeverbot! wegen der Bildung von Blaualgen. Stadt Winterberg"  (foto: zoom)
Der Hillebachsee in Niedersfeld. Unter dem Hundeverbotsschild hängt ein Zettel: "Badeverbot! wegen der Bildung von Blaualgen. Stadt Winterberg" (fotos: zoom)

Sommerzeit. Urlaubszeit. Algenblüte im Hillebachsee in Niedersfeld. Badekatastrophe in Winterberg.

„Wenn die Algen blühen, ist’s mit Baden vorbei“, hatten am 8. August die WAZ-Medien getitelt.

Wo ist das Gutachten?
Wo ist das Gutachten?

„Kann sein, kann sein … oder auch nicht“, habe ich mir heute bei einem Besuch am gesperrten Hillebachsee gedacht. Dilletantisch anmutende kleine Schildchen waren dort an verschiedenen Stellen rund um den See angebracht: „Badeverbot! wegen der Bildung von Blaualgen. Stadt Winterberg“

Eine Gewässeranalyse, wie ich sie von anderen Badeorten kenne: Fehlanzeige.

Informationen auf der Website der Stadt Winterberg: Fehlanzeige.

Informationen auf der Website von Niedersfeld: Fehlanzeige.

Informationen auf der Website des Hillebachsees: Fehlanzeige.

Im Internet habe ich dann noch die Badegewässerkarte in NRW gefunden. Dort heißt es bis zum 2. August: keine Beanstandungen.

Innerhalb von wenigen Tagen muss es anscheinend zu einer Blaualgenexplosion am Hillebachsee gekommen sein oder die vorhergehenden Untersuchungen waren lückenhaft.

Ich frage mich:

Wer hat die Messungen veranlasst?

Wer hat die Messungen durchgeführt?

Wo sind die Messwerte veröffentlicht?

In einem Gutachten über das Badegewässerprofil des Hillebachsees nach Art. 6 der EG-Badegewässerrichtlinie 2006/7/EWG werden die Risikofaktoren für eine Eutrophierung aufgezählt. Besonders gewichtet sind dort die Abschwemmungen von landwirtschaftlichen Nutzflächen.

Düngt der Hillebach (Vordergrund)  den See?
Düngt der Hillebach (Vordergrund) den See?

Die vorliegenden Informationen legen den Schluss nahe, dass eine Eutrophierung des Hillebachsees allein durch landwirtschaftliche Düngung/Überdüngung/Gülleaufbringung erfolgen konnte.

Solange die offenen Fragen (s.o.) nicht beantwortet sind, könnte man allerdings auch schlussfolgern, dass es überhaupt keine Algenblüte im Hillebachsee gibt.

Denn wo ist das Gutachten, welches die Behauptung beweist?

Die Gerüchteküche brodelt jedenfalls schon in Winterberg. Ein Investor sei an dem See interessiert und wolle die Besitzer der landwirtschaftlichen Flächen unter Druck setzen.  Eine steile These mit dem Charme einer Verschwörungstheorie. Dagegen hilft Transparenz:

Wer hat die Messungen veranlasst?

Wer hat die Messungen durchgeführt?

Wo sind die Messwerte veröffentlicht?

13 Gedanken zu „Blaualgen im Hillebachsee: wo ist das Gutachten?“

  1. Otto K. titelt BLOG-Beiträge mit „Es steht im Internet!“ – ZOOM: Die Blaualgen waren Thema in „Lokalzeit Südwestfalen“.

    Dem gemeinen Sauerländer kannste danach 1000 Seiten Gutachten vorlegen.

    „Blaualgen im Hillebachsee“ war im Fernsehen – kann doch keine Falschmeldung sein ?

  2. @g.p. Ich will mit dem Artikel keine Verschwörungstheorie aufstellen. Mich wundert einfach nur, dass bei einem derart gravierenden Verbot keine Messwerte ausgehängt werden bzw. nicht auf den einschlägigen Websites -Winterberg, Niedersfeld usw.- zugänglich sind.

    Wenn Du Die die PDF mit dem Gutachten anguckst, kannst Du die möglichen Quellen einer Überdüngung leicht erkennen. Das sind die Zeilen in denen „Belastung“ steht.

    http://www2.badegewaesser.nrw.de/46_Hillebachsee_Niedersfeld.pdf

    Eine mögliche Ursachen könnten starke Regenfälle sein, die Dünger und Mineralien vermehrt aus den landwirtschaftlichen Flächen gespült haben könnten.

    Darüber hinaus müsste geprüft werden, ob nicht gerade bei Regenwetter vermehrt Gülle auf die Wiesen aufgebracht wird und eventuell sogar Gülleimport aus anderen Gegenden mit intensiver Tierhaltung stattfindet/stattfand.

    Soweit erst einmal …

  3. @check: die Nachricht, dass der See wegen der Blaualgen gesperrt ist, ist allen bekannt. Das ist auch nicht der Punkt, sondern es geht unter anderem um die Mess-Ergebnisse und insgesamt um die Beantwortung der drei im Text (2x) gestellten Fragen:

    Wer hat die Messungen veranlasst?

    Wer hat die Messungen durchgeführt?

    Wo sind die Messwerte veröffentlicht?

  4. Die Fragen verhallten nicht ungehört. Gestern hat Reinhard Loos von der SBL eine Anfrage zum Badeverbot im Hillebachsee an den Landrat geschickt. Hier ist sie:

    Sehr geehrter Herr Landrat,
    sehr geehrter Herr Ausschussvorsitzender,

    für den Hillebachsee bei Winterberg-Niedersfeld hat das Kreisgesundheitsamt Anfang August 2012 aufgrund der vermehrten Blaualgenbildung ein Badeverbot ausgesprochen. In den vergangenen Jahren war die Bewertung der Badewasserqualität gut. Aus einem Gutachten über das Badegewässerprofil nach Art. 6 der EG-Badegewässerrichtlinie 2006/7/EWG geht hervor, dass die Ursache für die Algenbildung möglicherweise auf den umliegenden landwirtschaftlichen Flächen bzw. in Abschwemmungen von diesen Flächen zu suchen ist.

    Folgende Fragen bitte ich zu beantworten:

    1. Wann und mit welchem Verfahren wurde die Blaualgenbelastung des Hillebachsees erstmals festgestellt?
    2. Wer hat die Gewässerproben veranlasst und durchgeführt?
    3. Wo sind die Ergebnisse veröffentlicht?
    4. Ist es zutreffend, dass in erster Linie Niederschlagswasser von landwirtschaftlichen Flächen wie Weideflächen die Blaualgenbildung im Badesee verursacht haben oder gibt es auch noch weitere gravierende Gründe für die Wasserbelastung?
    5. Welche Maßnahmen sind seitens der Behörden ergriffen worden, um die Belastung des Hillebachsees zu reduzieren und hier sowie für andere Gewässer in Zukunft möglichst zu verhindern?
    6. Wann ist mit der Aufhebung des Badeverbots zu rechnen?

  5. @gabi: hoffentlich geht es schnell. „Eutrophierung“ ist ja eigentlich Unterrichtsthema der Klassenstufe 7./8. im Rahmen des Themas „Ökosystem See“ und da fehlten bislang immer gute Beispiele in der Umgebung. Wenn die Kausalkette geschlossen ist und die Werte nachvollziehbar publiziert sind, haben die Biologie-LehrerInnen des HSK ein ordentliches Projekt vor der Haustür. Vielleicht ein Thema für die Bödefelder Umweltstation? http://www.biostation-hsk.de/

  6. Was die „Eutrophierung“ angeht, das macht man bei uns gerade in Stufe 12/13 am Gymnasium 😉
    Lösungen und natürliche Schutzeinrichtungen lassen sich viele finden!!

    Gruß Leon

    1. Dann läge es doch nahe, wenn Du ein Referat zu dem Thema machtest: Ihr hättet den See, ihr hättet einiges an Material und mögliche Ansprechpartner. Alles andere als die volle Punktzahl wäre undenkbar 😉

      Im Ernst: Du oder die Gruppe müsstest/müsste folgende Bereiche abdecken:

      Eutrophierung allgemein
      antropogene Eutrophierung
      Cyanobakterien
      Hillebachsee

      Da stecken eine Menge interessanter Fragen hinter.

      Den zweiten Artikel hier im Blog hast Du auch gesehen?

      http://www.schiebener.net/wordpress/?p=19847

      Da sind noch ein paar Fragen offen.

  7. Muss ich mir mal durch den Kopf gehen lassen, wäre eine Möglichkeit. Worum es mir geht, ist die Tatsache, dass der Hillebachsee eigentlich auf eine relativ einfache Weise vor der Blaualgen geschützt werden könnte.

  8. @Leon: Du hast die Lösung? Her damit!

    „… Tatsache, dass der Hillebachsee eigentlich auf eine relativ einfache Weise vor der Blaualgen geschützt werden könnte“

  9. Man kann einer Eutrophierung auf jeden Fall entgegenwirken!
    Tierfütterung verbieten, Badebetrieb einschränken, dem Wasser Sauerstoff zufügen (beispielsweise durch Steine im Bachlauf), Düngemitteleinsatz in der näheren Umgebung verbieten/ reduzieren! Das sind einige Lösungsansätze.

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