Wyk oder Winterberg?

Am Hafen in Wyk auf Föhr (foto: zoom)

Wenn ich die Webcam-Bilder aus Winterberg und meine Handy-Fotos am Meer vergleiche, fällt meine Wahl dieses Jahr erneut auf die See.

Der Winter hat sich kurz im Hochsauerland blicken lassen, die Schneekanonen wurden euphorisch angeworfen, die Medien schmissen weiße Schneebilder ins Netz und jetzt haben wir Plustemperaturen, Regen, einen schneefreien Kahlen Asten, schmutzig-graue Bänder von Kunstschnee auf grünen Hängen und die kürzesten Tage des Jahres.

Wenn ich zu Hause aus dem Fensters schaue, sehe ich nicht mehr die dunkelgrünen Fichtenwälder meiner ersten Jahre im Hochsauerland, sondern Maisfelder, Weihnachtsbaumkulturen und Kahlschläge.

Nun ja, ein paar Fichten stehen noch, aber nicht mehr lange. Schon nach den großen Stürmen, als die Fichtenplantagen riesige Ausmaße annahmen, hatte ich einen Widerwillen gegen den Weihnachtsbaum im Wohnzimmer entwickelt. Auf der einen Seite sterben die Wälder und auf der anderen Seite werden kurzlebige Schmuckbäumchen angepflanzt und für ein paar Tage im Jahr geerntet, geschmückt und vernichtet. Ein einträgliches Geschäft für die Waldbauern.

Am Straßenrand stehen immer noch die großen Plakate, die davor warnen, dass Windräder „unsere“ Wälder zerstören. Das Wundersame: Winterberg war bislang stolz darauf, keine Windräder zu haben, aber die Wälder sind trotzdem zerstört.

Eine widersinnige Installation zwischen Brunskappel und Winterberg (archivfoto: zoom)

Der Klimawandel wird auch dem Ski-Sport im Hochsauerland ein Ende bereiten, aber die Politik agiert immer noch wie der Wurmfortsatz der Wintertouristiker*innen.

Ich erinnere mich. Zuerst wurde der Klimawandel geleugnet. Dann wurde behauptet, dass man noch nicht so genau wisse, ob es ihn gebe. Als nun wirklich nicht mehr zu übersehen war, dass auch Winterberg der Klimakatastrophe nicht entkommen würde, hieß es, dass es nicht so schlimm werde wie in den Alpen, ja, dass sogar aufgrund der Westlage mehr Schnee fiele.

Auf keinen Fall Windräder, denn der Strom für die Schneekanonen kommt aus der Steckdose und das Wasser für die Eiskristalle aus dem Wasserhahn.

Schon lange mahnen Naturschützer*innen eine touristische Wende auch im Hochsauerland an, aber die letzte Generation der Skitouristiker*innen hängt starr, wie mit Sekundenkleber befestigt, an ihren Lift-Installationen und Bobbahnen.

Die Wende wird wahrscheinlich erst dann kommen, wenn diejenigen, die das Geld ins Sauerland bringen, dem Skifahren auf Kunstschnee und der zerhackten Landschaft den Rücken kehren.

2 Gedanken zu „Wyk oder Winterberg?“

    1. Lieber Jan,

      vielen Dank für den Zuspruch. Das gibt mir wieder ein Stück Energie, um auch im neuen Jahr weiterzumachen.

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