„Mir war es immer wichtig, positive und heitere Bilder zu gestalten…“
Am Donnerstag wurde im Hallenberger Kump die Ausstellung Moods der Grafikerin, Schauspielerin und Malerin Cosima von Borsody eröffnet.
Der Vorsitzende des Fördervereins und ehemalige Bürgermeister Michael Kronauge hatte zwei Wochen vorher die Bilder persönlich mit einem Helfer im Wohnort von Cosima von Borsody abgeholt. Friedberg, das wäre gleich um die Ecke bei Gießen, habe er sich gedacht. Ein Klacks. Aber dann war es doch der gleichnamige Ort in Bayern, 500 lange Kilometer entfernt.
Dafür hätte er gemeinsam mit Helfer Alfons ein schönes Haus kennengelernt und bayerische Weißwürstl mit Bretzeln gegessen.
Bei so viel Gastfreundschaft sei es leicht gewesen, mit Cosima von Borsody vom Sie zum Du überzugehen.
An diesem Abend stellte Michael Kronauge die Künstlerin Cosima von Borsody in einem kurzweiligen Dialog vor: jeweils eine kurze Info des Fördervereinsvorsitzenden Kronauge, dann die Frage und die Antwort von Cosima von Borsody. Hin und her.
Die Borsodys, österreichisch-ungarischer k.u.k. Adel, seien durch die Filmbranche bekannt und berühmt geworden. Großvater Eduard von Borsody war vor, während und nach der NS-Zeit ein bekannter Kameramann und Regisseur. (Anmerkung: Seine Karriere wurde durch die Mitwirkung an NS-Propagandafilmen im Nachkriegsdeutschland nicht beeinträchtigt.)
1956 erschien Eduard von Borsody Film Liane, das Mädchen aus dem Urwald. Damals, so Michael Kronauge, ein Skandal, „denn Liane hatte im Urwald obenrum nichts an“.
Eduards Sohn, Hans von Borsody, wurde in der Bundesrepublik über fast sechs Jahrzehnte durch zahlreiche Rollen bekannt. Kronauge: „Heimatfilme, Musikfilme, Krimis. Er war das Idol meiner Kindheit. Die Abenteuer von Cliff Dexter, dem FBI-Agenten, der in Deutschland als Privatdetektiv arbeitet, habe ich als 12-jähriger fasziniert vor dem Fernsehen verfolgt.“
Hans von Borsody ist vor elf Jahren verstorben. Cosima ist die Tochter aus der zweiten Ehe mit Alwy Becker, die heute, inzwischen 87 Jahre alt, in München lebt.
Susanne, die Cosimas Halbschwester aus erster Ehe Hans von Borsodys mit Rosemarie Fendel ist, hatte 2013 im Hallenberger Kump ihre erste Ausstellung als Malerin.
Soviel zur Vorgeschichte. Die Familie Cosima von Borsodys wollte, dass die junge Cosima erst einmal etwas Vernünftiges lernt, die Kunst sei zu unsicher. Also lernte sie zuerst Graphik-Designerin und arbeitete in einer Werbeagentur, bevor ein paar Jahre später doch das „Schauspiel-Gen durchschlug“.
„Du hast viele Fernsehfilme gedreht. Kaum eine Serie von Derrick, Rosenheim-Cops oder Verbotene Liebe, in der du nicht mitgespielt hast. Ostern habe ich dich noch in einer Wiederholung auf dem Traumschiff gesehen, zusammen mit deiner Stiefmutter Heide Keller. Beim Schloss am Wörthersee mit Roy Black warst du dabei und viele Theatertourneen hast du gemacht.“
„15 Jahre lang, von 1993 bis 2008, warst du überwiegend als Schauspielerin tätig. Und dann kam die 180-Grad-Wende. Du hast die Schauspielerei aufgegeben und bist seitdem als Malerin tätig. Wie kam es dazu?“
Ab einem gewissen Alter, so Cosima von Borsody, werden die Rollen für Frauen weniger. Dann schule man entweder beispielsweise zur Physiotherapeutin um oder setze sich dem Nerventerror aus, auf ein Engagement zu hoffen. Oft warte man wochenlang darauf, dass das Telefon klingelt. „Und kaum hast du für die Theater-Tournee zugesagt, kommt der Anruf für einen tollen Film, den man dann absagen muss.“
Was würde sie machen, wenn sie heute das Angebot bekäme, die Maria Stuart zu spielen?
Sie würde sich herzlich bedanken und dem Regisseur die Telefonnummern mehrerer Schauspielerinnen nennen, die für die Rolle geeignet seien.
Das Kapitel Schauspiel sei zugeschlagen.
Die Malerei allerdings habe sie immer begleitet.
2003 fand Cosima von Borsodys erste Einzelausstellung im Autohaus König in München statt. Seitdem stelle sie regelmäßig aus. 2020 allerdings, da habe sie aufgehört zu malen. Die Pandemie, Motivationsschwierigkeiten, Blockade. Seit zwei Jahren sei das vorbei, Sie habe wieder Kraft und Ideen.
Ihre Kunst, so Cosima von Borsody, sei gegenständlich, von Farben, Farbkombinationen, ähnlichen Formaten, Reihen und Gruppen geprägt. Daraus ergeben sich ihre „Moods“ (Stimmungen) in ungefähr sieben verschiedenen Richtungen.
Ihre Vorbilder seien August Macke, Vincent van Gogh, Franz Marc und René Magritte.
Edvard Munch hingegen sei ihr zu düster.
Mit abstrakter Kunst, Installationen und Aktionskunst à la Hermann Nitsch könne sie nichts anfangen. Die Blutorgien von Nitsch, der damals parallel zu ihrem Kunstdozenten Christian Ludwig Attersee in Salzburg lehrte, seien ihr zuwider.
Eine Zeitreise zu den blauen Reitern, die würde sie gerne unternehmen.
Das Bild The best Time (s.u.) ist nicht mehr zu verkaufen. Das hat Cosima von Borsody am Donnerstag Abend dem Ehepaar Kronauge geschenkt: „Michael war von Anfang an sehr positiv und hat mir für die Ausstellung in Hallenberg den roten Teppich ausgerollt.“
Die anderen Werke verkaufe sie gerne, denn „ich empfinde die größte Freude, wenn meine Bilder ein neues Zuhause finden“.
Öffnungszeiten des Kump sind Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 10 bis 14 Uhr. Samstag von 10 bis 13 Uhr, Sonntag von 14 bis 16 Uhr. Mittwochs und an gesetzlichen Feiertagen geschlossen.
Weitere Informationen unter www. foerderverein-hallenberg.de