Als ich gestern im Oversum Schwimmbad der Stadt Winterberg schwimmen gehen wollte – vier Euro oben am Automaten bezahlt, umgezogen, die Halle mit dem Becken betreten – wollte ich mich eigentlich sofort wieder umdrehen (Scheiß auf das Eintrittgeld) und meinen dicken Hals bei irgendwelchen revolutionären Umtrieben loswerden.
Leider gab es gestern keine Revolution und ich habe mich abgeregt – ich bin so eine Art HB-Männchen, komme aber sehr schnell wieder runter – und habe überlegt, wie ich das Beste aus der Situation machen könnte.
Die Situation: von den fünf Bahnen des Schwimmbeckens waren vier für den öffentlichen Badebetrieb gesperrt, in die verbleibende Bahn ragt seitlich die Edelstahlrutsche und am Ende lauert die nachträglich eingebaute Metalltreppe.
Kein Schwimmen möglich. 🙁
Die Schwimmabteilung des Skiclub Neuastenberg-Langewiese ist quasi explosionsartig gewachsen, und daher mussten die Trainingszeiten nach vorne ausgeweitet werden. Zusätzlich hat der Verein dann noch statt der vorherigen drei Bahnen fast das gesamte Becken in Beschlag genommen.
Warum bleibt das Schwimmbad nicht einfach für die Öffentlichkeit geschlossen, wenn die Öffentlichkeit faktisch nicht schwimmen kann?
Gestern hatten Badeaufsicht und Verein schließlich ein Einsehen und gaben eine weitere Bahn frei. Ich konnte mir meinen revolutionären Zorn vom Leib schwimmen und war nach 1000 Metern gütlich gestimmt und sanft wie ein Lamm.
Soweit das Leid, und jetzt die Freud‘:
Am Beckenrand habe ich mich mit Falko Diemel, Abteilungsleiter Schwimmen beim SCNL, unterhalten. In Medebach, so Falko, sei das Hallenbad seit Mitte Oktober wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Der dortige Schwimmverein habe eine Ausweichmöglichkeit gesucht, und das sei dann eben Winterberg geworden.
Mit zwei Jahren für die Renovierung rechne er. Damit es organisatorisch, verwaltungstechnisch und rechtlich nicht zu kompliziert würde, seien die ca. 80 Medebacher Schwimmer*innen dem Verein beigetreten.
Was dann nach den zwei Jahren sei, habe ich gefragt.
„Ach, das warten wir jetzt erst einmal ab. Ist doch schön, dass hier so viele Kinder und Jugendliche beim Training sind. Vielleicht bleiben einige, vielleicht geht der Großteil zurück, vielleicht … wer weiß das heute schon?“
Am Ende meines Schwimmbadbesuchs war nicht nur alles gut, mein anfänglicher Zorn hatte sich in Sympathie verwandelt.
Und noch eins: ich weiß (noch) nicht wer die Belegung des Schwimmbads organisiert, aber wenn mindestens vier Bahnen belegt sind, sollte der- oder diejenige das Schwimmbecken für den öffentlichen Badebetrieb sperren und das auch im Internet und am Kassenautomaten anzeigen.
Sonst mache ich vielleicht doch noch Revolution und stehe mit der Mistforke vor dem Rathaus. Beim Schwimmen kenne ich kein Pardon.
Vielen lieben Dank der Badeaufsicht, für die freigegebene Bahn.