Heraklit sagt: „Alles fließt …“ „… davon!“, antwortet Schopenhauer

Die Baustelle vor dem Haus. Die neuen Fernwärmeleitungen liegen auf einem riesigen Stapel bereit. Ich frage den Bauarbeiter:

„Entschuldigung, eine Frage, ich wohne hier, warum haben Sie die Baugrube wieder zugeschüttet, nachdem Sie die alten Rohre herausgeholt hatten, und dann – noch einmal – eine neue ausgehoben?“

Er hat gerade angefangen, zu antworten, da klingelt sein Handy. Der Klingelton, instrumental, das Riff, was ist …:

„»Ideal«! – »Ich steh’ auf Berlin!«“

„Damit bin ich groß geworden!“, antwortet der Bauarbeiter.

„Früher war alles besser!“, sage ich (einfach „ideal“).

„Würde ich so nicht sagen“, bremst der Bauarbeiter.

„Es war eine andere Welt! Das Lied könnte man heute doch gar nicht mehr machen – wie sie nach Kreuzberg fährt, »der Philosoph im Hinterhof« – gibt es nicht mehr!“, aber meine Botschaft wird ganz schnell begraben:

„Könnte man nicht mehr machen, weil Eff Jott Krüger nicht mehr lebt“, meint der Bauarbeiter.

Aber richtig ist sie, meine Botschaft, Annette Humpes Kreuzberg ist … ich schaue es nach:

„(…)

Oranienstraße, hier lebt der Koran,
dahinten fängt die Mauer an.
Mariannenplatz rot verschrien,
ich fühl’ mich gut, ich steh’ auf Berlin!

(…)

Später dann in die alte Fabrik,
die mit dem Ost-West-Überblick.
Zweiter Stock, vierter Hinterhof,
neben mir wohnt ein Philosoph.

(…)“

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=UTygF2V0MtY

Ideal – Eiszeit

Hinweis von Gastautor Andreas Lichte

Das Telefon seit Jahren still –
kein Mensch mit dem ich reden will

ich seh im Spiegel mein Gesicht –
nichts hat mehr Gewicht.

Ich werfe Schatten an die Wand
und halte zärtlich meine Hand

ich red mit mir und schau ins Licht –
mich erreichst du nicht.

In meinem Film bin ich der Star
ich komm auch nur alleine klar.

Panzerschrank aus Diamant –
Kombination unbekannt.

Eiszeit – mit mir beginnt die Eiszeit

im Labyrinth der Eiszeit – minus neunzig Grad.

Eiszeit – mit mir beginnt die Eiszeit

im Labyrinth der Eiszeit – minus neunzig Grad.

Alle Worte tausendmal gesagt
alle Fragen tausendmal gefragt

alle Gefühle tausendmal gefühlt –
tiefgefroren – tiefgekühlt.

In meinem Film bin ich der Star …