Ich habe ein Bild, aber keinen Beitrag … mal nachdenken … ein paar Anmerkungen zur Kathrin-Türks-Halle

Der Bauzaun rund um die Stadthalle in Dinslaken ist eine Fundgrube(!) für Menschen, die Graffiti mögen. (foto: zoom)

Gestern habe ich mich in und um Dinslaken am Niederrhein herumgetrieben. Der Tag war grau, die Geschäfte hatten am ersten Weihnachtstag geschlossen, und so habe ich viel Zeit am Bauzaun, der die Stadthalle einfasst, verbracht.

Auf der gesamten Länge des Zauns befinden sich meist großformatige Bilder. Der Bauarbeiter mit dem Vorschlaghammer ist mir als erstes aufgefallen. Die hervorquellenden Augen, das fast sardonische Lachen, fast wie aus einer Simpson-Serie entsprungen.

Die Öffnung mit Blick auf die Dinslakener Burg ist geschickt aufgemalt.

Die Baukosten für die Renovierung der Anfang der 70er Jahre eröffneten Stadthalle (Kathrin-Türks-Halle) sollen über 25 Millionen Euro betragen.

In einem Zeitungsartikel habe ich gelesen, dass die Halle 2020 wiedereröffnet werden soll.

Das Theater und die Inszenierungen von Kathrin Türks (1921-1983) habe ich noch als Schüler kennengelernt. Türks hat mich mit der „bürgerlichen“ Kultur vertraut gemacht. Meine Eltern stammten aus „kleinen Verhältnissen“, Theaterbesuche waren uns fremd.

Sie [Türks] war die Gründerin des Burghof-Ensembles, das ab 1951 als „Theater für Bergmannskultur“ für Bergleute in Dinslaken Theater machte. Sie war damit die Gründungsintendantin des heutigen Landestheaters Burghofbühne. Die „Rote Kathrin“ war eine Pionierin des deutschen Kinder- und Jugendtheaters.“

Quelle: http://www.altstadt-dinslaken.de/Geschichte/Personen/Kathrin%20Tuerks.htm

Wenn ich es richtig erinnere, stand damals das absurde Theater (Samuel Beckett, Eugène Ionesco, …) hoch im Kurs. Es hat mich sehr, sehr angestrengt, die Stücke halbwegs, wenn überhaupt, zu verstehen. Ich bin mir fast sicher, dass ich „Die Stühle“ von Ionesco im Burgtheater gesehen hatte.

Interessant wäre es, die Spielpläne der damaligen Zeit im Archiv (wo?) zu sehen.

Dies ist ein Arbeitsauftrag für mich.

Burghofbühne Dinslaken: Zwei Tage bleiben noch zum Unterzeichnen …

Ende November hatte ich den Blogeintrag „Burghofbühne Dinslaken vor dem Aus? Ich habe dann mal die Petition unterzeichnet“ veröffentlicht.

Die Gründe, die mich zum Zeichnen der Petition bewegt haben, sind in dem verlinkten Artikel beschrieben.

Das Ziel von 4000 Dinslakener Unterschriften wird wohl in den letzten zwei Tagen der Petition nicht erreicht werden. Ich denke aber trotzdem, dass jede Stimme derer, die mit Dinslaken und der Burghofbühne verbunden sind, zählt.



Burghofbühne Dinslaken vor dem Aus? Ich habe dann mal die Petition unterzeichnet.

Als Schüler hatte ich einen Theaterpass für die Burghofbühne Dinslaken. Ich habe dort als Gymnasiast aus „bildungsfernen Schichten“ das „ins Theater gehen“ gelernt.

Da ich kaum Stücke kannte, bin ich eine Saison lang in alle Vorstellungen gegangen. Komödie, Drama, absurdes Theater – egal. Staunen, lernen, Kultur aneignen.

Später gehörte einer der jungen Schauspieler zu unserem Freundeskreis. Ein Lette, glühender Antikommunist (habe ich später verstanden) und Besitzer einer Werner Lämmerhirt-Langspielplatte … aber das ist insgesamt eine andere Geschichte.

Die Burghofbühne und, das soll erwähnt werden, die Stadtbücherei Dinslaken waren neben der Zwangsveranstaltung Schule mein Einstieg in die bürgerliche Kultur.

Nachdem ich den Niederrhein verlassen hatte, verlor ich auch die Burghofbühne aus den Augen. Die Stadthalle, in der das Theater spielte, wurde später nach der langjährigen Intendantin Kathrin-Türks-Halle genannt und ist heute eine „Problemgebäude“.

In der Stadthalle, später Kathrin Türks Halle, spielte die Burghofbühne. (foto: 23.7.15: zoom)
In der Stadthalle, später Kathrin Türks Halle, spielte die Burghofbühne. (foto: 23.7.15: zoom)

Vor ein paar Jahren habe ich dann das Ensemble als Gasttheater in Bad Berleburg erlebt: Die Jungfrau von Orleans wahrscheinlich. Meine Erinnerung an das Stück selbst mag trügen, aber es war eine ausgezeichnete Vorstellung.

Jetzt droht der Bühne in Dinslaken das Aus. Die Jamaika-Mehrheit im Kreis will sparen und stellt anscheinend das Theater in Frage. Ein ausführlicher Bericht dazu ist hier erschienen.

Aus Sentimentalität, alter Verbundenheit und Überzeugung habe ich vorhin die Online-Petition „Rettet die Burghofbühne Dinslaken“ unterschrieben. Dort heißt es unter anderem:

Die „Burghofbühne Dinslaken – Landestheater im Kreis Wesel e.V.“ finanziert sich durch das Land NRW, den Kreis Wesel, die Stadt Dinslaken und eigene Verkaufserlöse. Der Kreis Wesel wird in naher Zukunft – voraussichtlich bereits im Dezember – über einen Vorschlag abstimmen, die Kreiszuschüsse ab 2017 über einen Zeitraum von fünf Jahren unter jährlicher Abschmelzung von 20% komplett zu streichen. Eine Umsetzung dieser Pläne würde zweifelsohne das Aus des Landestheaters bedeuten, da die entstehende Finanzierungslücke nicht anderweitig kompensiert werden kann.

Daher fordern wir den Kreistag auf, die „Burghofbühne Dinslaken – Landestheater im Kreis Wesel e.V.“ zu erhalten und gegen den Vorschlag einer Kündigung der Mitgliedschaft des Kreis Wesel zu stimmen.
Begründung:

Die Burghofbühne Dinslaken garantiert dem kulturpolitischen Auftrag eines Landestheaters gemäß die kulturelle Grundversorgung der Städte und Gemeinden ohne eigenes stehendes Theater des Kreis Wesel und darüber hinaus. Ohne diese Versorgung der „Fläche“ droht gerade in ländlichen Gebieten eine fortschreitende Verödung des örtlichen kulturellen Angebots. Theater als Ort des gesellschaftlichen Diskurses, als Marktplatz der Meinungen und Sichtweisen, als integrative und Gemeinsinn stiftende Kraft ist gerade in den aktuell bewegten Zeiten unverzichtbar.

Darüber hinaus ginge mit der Abwicklung des Theaters auch der Verlust des großen sozialpolitischen Engagements und der starken Kinder- und Jugendarbeit einher. Die Bürgerbühne Dinslaken, die jedem interessierten Amateur des Kreis Wesel die kostenlose Möglichkeit gibt, unter professioneller Regie eigene Theaterprojekte zu entwickeln wäre ebenso verloren wie das erfolgreiche Projekt „Jedem Kind einen Theaterbesuch“, das allen Kindergartenkindern aus Dinslaken, Wesel und Kamp-Lintfort einen jährlichen kostenlosen Theaterbesuch ermöglicht. Zahlreiche Schulkooperationen, Workshopangebote, gemeinsame Projekte mit der Dinslakener Tafel, der Flüchtlingsunterkunft „Fliehburg“, den örtlichen Kirchengemeinden sowie der renommierte Kathrin-Türks-Preis für Autorinnen des Kinder- und Jugendtheaters würden ersazlos wegfallen.
Die Kosten für alternative Projekte der Kinder- und Jugendarbeit, partizipativer Bürgerprojekte etc. würden das Einsparpotential wegfallender Kreiszuschüsse voraussichtlich übersteigen.

Quelle: https://www.openpetition.de/petition/online/rettet-die-burghofbuehne-dinslaken