SPD erneuern?

Marco Bülow ist ein linker Querdenker in der SPD (foto: pressefoto © Susie Knoll)

Anlässlich der Bundestagswahl vom 24.09.2017 erklärt der Dortmunder SPD-Bundestagsabgeordnete Marco Bülow auf seiner Website:

Die Bundestagswahl ist ein Desaster. Hier gibt es nichts mehr schönzureden. Es ist deshalb gut, dass die Parteispitze eine große Koalition ausgeschlossen hat, denn dort haben wir stark an Vertrauen und Profil eingebüßt.

Das kurze Aufflackern mit einem neuen Vorsitzenden, kurzfristig guten Umfragen und Parteieintritten kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich sehr viele Menschen von der SPD abgewandt haben. Ein „Weiter so“ wie nach den letzten beiden Bundestagswahlen darf es auch in der Opposition nicht geben. Vor allem der Markenkern der SPD, „die soziale Gerechtigkeit“, ist dabei häufig unter die Räder gekommen.

Zudem wurde die SPD von oben nach unten regiert und aus einer lebendigen streitbaren Partei ist zu sehr ein Wahlverein geworden. Glaubwürdig wird ein Neuanfang nur, wenn man Verantwortung für die herbe Niederlage übernimmt. Dabei geht es nicht um den „Sündenbock“. Aber es geht sehr wohl um personelle Verantwortung, vor allem derjenigen, die schon länger unseren Kurs an den Schalthebeln der Partei, der Regierung und der Fraktion maßgeblich mitbestimmt haben.

Die SPD muss wieder demokratischer, lebendiger und moderner werden. Wir müssen raus aus den Hinterzimmern. Es darf nicht sein, dass Fraktions- und Parteispitze wieder vorgegeben werden. In der SPD-Bundestagsfraktion und innerhalb der Partei muss umfassend über eine Neuausrichtung diskutiert werden. Das bedeutet auch, dass die Basis wieder mehr und deutlicher eingebunden werden muss. Und wir brauchen mehr Debatten und politische Auseinandersetzungen. Die SPD war immer dann am stärksten, als sie heftig um die Themen gerungen hat.

24 Gedanken zu „SPD erneuern?“

  1. Wer bei der Wahl für die SPD stimmte, um Schulz zum Kanzler zu machen, darf sich verschaukelt fühlen. Wer ihr die Stimmen verweigerte, kann sich ins Fäustchen lachen. Die SPD hat Angst vor der Macht. Sie befürchtet, noch weiter abzuschmelzen, wenn sie die große Koalition verlängert. Um ihre Angst zu kaschieren, behauptet sie, ihre Rolle sei es, in der Opposition das Bollwerk der Demokratie zu spielen und die AfD kaltzustellen.

    http://post-von-horn.de/2017/09/27/seehofer-steht-jamaika-im-weg/

  2. „Die SPD muss wieder demokratischer, lebendiger und moderner werden.“

    Erkläre das mal den an ihren Pöstchen-Sesseln klebenden Apparatschiks.

    Lebte einige Jahre im Ruhrgebiet (Bochum). Dort lokaler SPD-Funktionär oder Gewerkschaftsboss zu sein, war mehr als ne „Verbeamtung“.

    Wenn die Schulz-SPD sich aus dem Fundus der Funktionärsclique erneuern will, wird sie endgültig den Bach runter gehen.

    Andrea Nahles – die „Blaupause“ des Begriffs „Intrigantin“ – soll Fraktionschefin werden?
    Sorry, mehr Comedy geht nicht.

  3. @ Marco Bülow

    „Vor allem der Markenkern der SPD, „die soziale Gerechtigkeit“, ist dabei häufig unter die Räder gekommen.“

    den Markenkern „soziale Gerechtigkeit“ gibt es bei der SPD nach der Einführung von Hartz IV gar nicht mehr,

    interessant wäre es, einmal genauer zu schauen, ob ihn jemals gegeben hat, oder ob das nur ein wohlgepflegter SPD-Mythos ist …

  4. @ gp, @ wohlgepflegter SPD-Mythos:
    Den Nagel auf den Kopf getroffen.

    Wiese und die programmatisch völlig orientierungslose SPD: Bruche mer net, fott domet.

    Je deutlicher sich im Bundestag eine Opposition zur in weiten Teilen grundgesetzwidrigen Politik der Größten Kanzlerin aller Zeiten und der von ihr am Nasenring durch die Manege gezogenen Christlich Demokratischen Union herausbildet, desto offenkundiger werden die inzwischen dramatischen Probleme dieses Landes für seine Bürger, pardon: „für diejenigen, die schon länger hier leben.“

    Nur so ist überhaupt mit einer Vitalisierung der von der Sekretärin für Agitation und Propaganda kunstvoll sedierten politischen Diskussionskultur zu rechnen. Und erst wenn die Sprache nicht mehr kontrolliert wird und Probleme benannt werden können, werden auf demokratischem Wege überhaupt Lösungen möglich.

  5. @ Eifriger Mitleser aka: „für diejenigen, die schon länger hier leben“ aka: kotz!

    von Ihnen lasse ich mir nicht Recht geben,

    eine rechte „Arbeiterpartei“ hatten wir schon in Deutschland,

    die brauchen wir nicht noch einmal …

  6. Die SPD-Funktionärin Nahles ist heute wahrscheinlich mit ihrem „Aber ab morgen kriegen sie in die Fresse.“ gleich ins Abseits durchmarschiert.

    In einer Art Übersprungsreaktion hat sie sich nach dem Abgang aus dem Regierungsamt regressiv vulgär geäußert.

    Ok, ich habe sie schon zuvor nicht für die richtige Frau am neuen Platz gehalten, aber dass sie sich selbst derartig schwächt, hätte ich nicht gedacht.

  7. @ „in die Fresse“

    das war ein dummer Spruch, dummer Scherz, alle haben gelacht: muß man sich darüber echauffieren?

    ich würde mir eher mal anschauen, was Nahles politisch in die Wege geleitet hat, zum Beispiel die neue Gesetzgebung zur Leiharbeit: Totalversagen, oder wie die Industrie sagen würde: „besser geht’s nicht, so günstig waren die Sklaven noch nie …“

    „Das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz – Die Anstalt vom 16. Mai 2017 | ZDF“

    https://www.youtube.com/watch?v=Y1APqBnXbmg

    1. @wohlgepflegter SPD-Mythos

      Sehe ich ähnlich. Nahles wird immer noch als „Linke“ gehandelt, ist sie aber nicht (mehr?). Sie steckt tief in der Schröder Zeit und steht nicht für Erneuerung, sondern für Absprachen und Kungeleien hinter den Kulissen.

  8. P.S.

    In der taz von heute habe ich gelesen:

    „Die SPD, das sind 80.000 ‚ämterorientierte Aktive.‘ Eine Kulturrevolution wird da schwierig.“

  9. Man kann nur hoffen, dass im Rahmen der Erneuerung auch in der HSK-SPD der linksorientierte Teil jetzt wieder stärker wird, Derzeit ist die HSK-SPD kaum von der HSK-CDU unterscheidbar, und die steht innerhalb der Bundes-CDU sehr weit rechts…
    Der CDU-MdB gehört zum sog. Berliner Kreis, und der SPD-MdB zum Seeheimer Kreis.
    Einige CDU-Funktionäre im HSK lassen deutlich ihre Nähe zur AfD erkennen.
    Im Kreistag stimmen SPD und CDU fast immer gemeinsam ab, z.B. wenn sie es ablehnen, den Landrat aufzufordern, keine Abschiebungen vorzunehmen, während bei der Härtefallkommission des Landes NRW ein Verfahren zu einem Härtefallantrag läuft.

  10. … was ist von der SPD zu erwarten? Allein, wenn man sich das neue, alte Personal ansieht: nichts neues …

    brauchen wir denn unbedingt Neues?

    meint zumindest diese Initiative:

    https://www.generationenmanifest.de/

    Wir fordern:

    1. Frieden: Eine Zukunft ohne Krieg ist nicht selbstverständlich.

    Wir fordern die Bundesregierung auf, sich für eine endgültige Abschaffung aller Atomwaffen einzusetzen und ein Ende des Exports von Kriegswaffen in Spannungsgebiete zu beschließen.

    2. Klima: Mit allen Mitteln die Klimakatastrophe abwenden.

    Auch in Deutschland müssen wir unsere Anstrengungen im Einklang mit dem Pariser Klimaschutzabkommen massiv erhöhen. Wir fordern die Bundesregierung auf, den Einsatz fossiler Brennstoffe bis 2040 zu beenden sowie ein tragfähiges Konzept für CO2-Besteuerung bzw. Emissionshandel vorzulegen. Aus den Erträgen soll ein Zukunftsfonds aufgelegt werden, der Innovationen fördert und für künftige Generationen spart.

    3. Bildung: Wir werden neue Kompetenzen brauchen.

    Unser Bildungskonzept stammt aus einem anderen Jahrhundert. Im digitalen Jahrtausend brauchen wir Interdisziplinarität, die Befähigung zur Selbstbildung, Teamfähigkeit und Medientraining. Wir fordern eine Zukunftskommission, die ein themenorientiertes Lernen und Lehren vom Kindergarten bis zur Universität entwickelt und seine Umsetzung entschlossen einleitet.

    4. Armutsbekämpfung: Hunger, Armut und Überbevölkerung beenden.

    Wir fordern die Bundesregierung auf, hier entschlossener zu handeln und die bereits gemachten Zusagen einzuhalten. Die Lösung liegt in der Durchsetzung von fairen Löhnen, einer fairen Arbeitsteilung und fairen Regeln für die Produktion des globalen Konsums. Deutschland soll hier Vorreiter werden.

    Die Bildung und Stärkung von Frauen und Kindern in Schwellen- und Entwicklungsländern mithilfe eines internationalen Bildungsprogramms wird zu realistischeren Lebens- und Bleibeperspektiven der dort lebenden Menschen beitragen.

    5. Gerechtigkeit: Die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich verringern.

    Die Altersarmut ist für einen wachsenden Teil der Bevölkerung eine reale Bedrohung. Wir fordern die Bundesregierung auf, unter Berücksichtigung der demographischen Entwicklung, eine Planung für das Renten- und Sozialsystem bis 2050 vorzulegen.

    Wir fordern eine Steuerreform für ein gerechtes Steuersystem, mit fairen Vermögens-, Erbschafts- und Finanztransaktionssteuern und der Entlastung kinderreicher Familien, sowie eine ernsthafte Diskussion über das bedingungslose Grundeinkommen.

    6. Unternehmenshaftung: Unternehmen und Banken dürfen nicht gegen, sondern müssen für die Menschen arbeiten.

    Wir fordern die Einführung und Durchsetzung des Verursacherprinzips und klarer Haftungsregeln auf globaler und nationaler Ebene. Folgekosten von Krisen und Katastrophen müssen von denjenigen getragen werden, die mit hohen Risiken Gewinne erzielen und Probleme auf künftige Generationen abwälzen.

    Und wir fordern ernsthafte globale Anstrengungen, damit Unternehmenssteuern in dem Land gezahlt werden, in dem auch die Gewinne erzielt werden.

    7. Migration: Menschen werden kommen, sie haben ein Recht darauf.

    Unser Egoismus und unsere Profitgier sind mitverantwortlich für die Flüchtlingsströme. Wir müssen hier Verantwortung übernehmen und uns der Situation stellen.

    Wir fordern einen Gestaltungsplan, der auf internationaler Ebene Vorsorge für die zu erwartenden erheblichen Migrationsströme der Zukunft trifft, und einen Verteilungsplan, der über einen gerechten Schlüssel dafür sorgt, dass diese Menschen aufgenommen und integriert werden können.

    Und wir fordern eine konsequente und faire Integration der hier lebenden Flüchtlinge und Migranten sowie die Diskussion über eine globale Green Card.

    8. Digitalisierung: Die digitale Revolution birgt Chancen und Risiken.

    Die tiefgreifende Veränderung von Wirtschaft und Gesellschaft durch die Digitalisierung verlangt nach klaren Regeln. Wir brauchen eine digitale Charta und eine supranationale Institution, die Regeln setzen und deren Einhaltung durchsetzen kann, das gilt für die Nutzung von persönlichen Daten ebenso wie für die Strafbewehrung von digitalen Verbrechen.

    Digitale Geschäftsmodelle müssen in einen global gültigen regulatorischen Rahmen eingebettet werden, der jedem Bürger die Souveränität über seine Daten garantiert und die Gefahr begrenzt, dass sich der Staat zu einem Überwachungsstaat entwickelt, der die Entfaltung der nächsten Generationen behindert.

    Wir fordern die Bundesregierung auf, ein Besteuerungsmodell zu entwickeln, das den digitalen Geschäftsmodellen Rechnung trägt, Produktivitäts- und Effizienzgewinne angemessen bei der Besteuerung berücksichtigt und den Wegfall von sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen durch neue Besteuerungsarten ausgleicht.

    9. Müll: Abfall darf nicht unser Hauptvermächtnis an künftige Generationen werden.

    Inzwischen sind die Ozeane bis in die Tiefsee mit Plastikmüll gefüllt; für den radioaktiven Abfall aus Kernkraftwerken gibt es keine Entsorgungslösung, und Raubbau an den natürlichen Ressourcen hat ganze Regionen verwüstet und verseucht. Wir fordern die künftige Bundesregierung auf, in Zukunft nur noch solche Materialien zuzulassen, die innerhalb einer Generation wieder natürlich abgebaut oder technisch entsorgt werden können.

    10. Generationengerechtigkeit: Aufnahme in das Grundgesetz!

    Wir brauchen einen neuen Generationenvertrag, der diesen Namen auch verdient.

    Wir fordern die kommende Bundesregierung auf, Generationengerechtigkeit in das Grundgesetz aufzunehmen und so sicherzustellen, dass Haftungsforderungen im Namen zukünftiger Generationen eingeklagt werden können.

    —–

    Selten hatten so viele Menschen Sorge um die Zukunft ihrer Kinder und Enkel. Wir auch!

    Wir haben uns deshalb zusammengetan, um hier einen Kurswechsel einzuleiten.

    Wir laden alle ein, diesen Weg gemeinsam mit uns zu gehen, zu diskutieren, zu verhandeln und einen entschlossenen und optimistischen Aufbruch zu wagen.

    Unsere Generation hat heute das Wissen, um die Probleme der Welt zu lösen.

    Menschen landeten auf dem Mond und werden bald auf dem Mars landen. Mit diesem Willen werden wir es auch erreichen, diese Erde wieder lebenswert zu machen für alle Generationen, hier und anderswo, heute und in Zukunft.

    Das ist, was wir wollen. Und wir fangen jetzt damit an.

  11. Die 10 Punkte hatte ich heute bei einem Aufruf von Harald Lesch gesehen. Damit bin ich sehr einverstanden.

    https://www.change.org/p/jetzt-in-den-koalitionsvertrag-unsere-kinder-haben-keine-stimme-in-der-politik-aber-sie-haben-uns-wir-fordern-von-der-kommenden-bundesregierung-diese-10-forderungen-m%C3%BCssen-in-den-koalitionsvertrag

    Marco Bülow legt derweil einen an die SPD gerichteten Aufruf nach:

    https://www.marco-buelow.de/spd-erneuern/

    „SPD erneuern!
    Inhaltlich, personell, organisatorisch“

  12. @ zoom

    „Die 10 Punkte hatte ich heute bei einem Aufruf von Harald Lesch gesehen. Damit bin ich sehr einverstanden.“

    Ich bin auch einverstanden, sonst hätte ich das „Generationenmanifest“ ja auch nicht vorgestellt. Es kommt natürlich auf die „Konkretisierung“ an, die 10 Punkte sind sehr allgemein gehalten, aber am Ende heißt es ja auch:

    „Wir laden alle ein, diesen Weg gemeinsam mit uns zu gehen, zu diskutieren, zu verhandeln und einen entschlossenen und optimistischen Aufbruch zu wagen.“

    Gestossen bin ich auf das „Generationenmanifest“, weil die „GWUP“, namentlich deren Vorsitzender Amardeo Sarma, Harald Lesch verrissen hat. Sarma und die GWUP machen seit langem Propaganda für Kernenergie (Gentechnik, usw.), siehe hier:

    https://blog.gwup.net/2017/09/27/unhaltbare-aussagen-rezension-zu-harald-leschs-buch-die-menschheit-schafft-sich-ab/

  13. @ zoom

    https://www.marco-buelow.de/spd-erneuern/

    hab ich gelesen. Würde ich ja gerne unterstützen, wüßte aber nicht wie, wenn ich zum Beispiel lese, Zitat Marco Bülow:

    „Eine Erneuerung [der SPD] ist nur glaubwürdig, wenn nicht wieder die gleichen Leute, deren Strategie und Führung gescheitert ist, die wichtigen Positionen besetzen.“

    Wurde nicht gerade Nahles Fraktionsvorsitzende? (siehe meine Anmerkung, oben) Und Martin Schulz steht für alles, nur nicht für Neu (-Anfang) …

    1. „Nahles für schärferen Kurs der SPD in der Flüchtlingspolitik“

      Die Welt | 29.09.2017 | 21:39 Uhr
      https://www.welt.de/politik/deutschland/article169166954/Nahles-fuer-schaerferen-Kurs-der-SPD-in-der-Fluechtlingspolitik.html

      Nur mal so fürs Protokoll: Vor knapp 100 Jahren war aus dem Mund eines damals führenden Sozialdemokraten der Satz „Meinetwegen! Einer muss den Bluthund machen! Ich scheue die Verantwortung nicht!“ zu vernehmen.
      https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Noske

  14. @ gp & und alle, die die SPD zum Kotzen finden, aber nicht wissen, warum:

    die SPD hat zusammen mit anderen (recherchiere FDP „Friedrich-Naumann“-Stiftung) Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht umbringen lassen:

    Gustav Noske, SPD, https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Noske:

    Nachdem die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) aufgrund des harten militärischen Vorgehens um die Jahreswende 1918/19 (Weihnachtskämpfe) aus dem Rat der Volksbeauftragten ausgeschieden war, wurde Noske als Volksbeauftragter für Heer und Marine verantwortlich für die Niederschlagung des Januaraufstandes 1919 (Spartakusaufstand), bei der auch Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ermordet wurden. Nach dem Tod von Waldemar Pabst 1970, einem Offizier, der die Morde an Luxemburg und Liebknecht veranlasst hatte, wurde in dessen Nachlass die Abschrift eines Briefes aus dem Jahr 1969 gefunden:

    „Daß ich die Aktion ohne Zustimmung Noskes gar nicht durchführen konnte – mit Ebert im Hintergrund – und auch meine Offiziere schützen musste, ist klar. Aber nur ganz wenige Menschen haben begriffen, warum ich nie vernommen oder unter Anklage gestellt worden bin. Ich habe als Kavalier das Verhalten der damaligen SPD damit quittiert, dass ich 50 Jahre lang das Maul gehalten habe über unsere Zusammenarbeit.[4]“

    Noske gehörte der Weimarer Nationalversammlung seit ihrer Konstituierung am 6. Februar 1919 an. Als Reichswehrminister im ersten Kabinett Scheidemann trug er die Verantwortung für die Niederschlagung der Aufständischen der Berliner Märzkämpfe, bei denen viele Kämpfer der Spartakisten getötet wurden. Hier erließ er am 9. März abends die Weisung: „Jede Person, die mit der Waffe in der Hand, gegen Regierungstruppen kämpfend angetroffen wird, ist sofort zu erschießen.“ Er war auch beteiligt an der Niederschlagung von einigen lokalen Aufständen, bei denen Räterepubliken errichtet werden sollten, unter anderem in München und in Bremen. Er bekam bei seinen Gegnern den Beinamen „der Bluthund“ oder „Blutnoske“, was auf seine eigene Darstellung der Entscheidung zur Niederschlagung des Spartakusaufstandes in seinen 1920 erschienenen Memoiren zurückgeht:

    „Der Kriegsminister, Oberst Reinhardt, formulierte einen Befehl, durch den die Regierung und der Zentralrat den Generalleutnant von Hofmann, der mit einigen Formationen nicht weit von Berlin war, zum Oberbefehlshaber ernannte. Dagegen wurde eingewendet, dass die Arbeiter gegen einen General die größten Bedenken hegen würden. In ziemlicher Aufregung, denn die Zeit drängte, auf der Straße riefen unsere Leute nach Waffen, stand man im Arbeitszimmer Eberts umher. Ich forderte, daß ein Entschluß gefaßt werde. Darauf sagte jemand: ‚Dann mach du doch die Sache!‘ Worauf ich kurz entschlossen erwiderte: ‚Meinetwegen! Einer muss den Bluthund machen! Ich scheue die Verantwortung nicht!‘ Reinhardt meinte, auf den Vorschlag habe er eigentlich immer gehofft. Ein Beschluss wurde mündlich so formuliert, daß die Regierung und der Zentralrat mir weitgehendste Vollmachten zum Zweck der Wiederherstellung geordneter Verhältnisse in Berlin übertrugen.[5]“

  15. @ wohlgepflegter SPD-Mythos:

    Zitat: „@ Eifriger Mitleser aka: „für diejenigen, die schon länger hier leben“ aka: kotz!

    von Ihnen lasse ich mir nicht Recht geben,

    eine rechte „Arbeiterpartei“ hatten wir schon in Deutschland,

    die brauchen wir nicht noch einmal …“

    Es mag ihnen entgangen sein, aber die „rechte Arbeiterpartei“ ist grandios gescheitert und mithin ein Beispiel, wie es abschreckender kaum sein könnte.

    Vor der Reanimierung dieses Kadavers kann ich mich insoweit schwerlich fürchten. und sowieso würden die Siegermächte jede seiner Zuckungen effektiv beantworten. Ihre Einstellung ist mir insoweit allenfalls als Phobie aufgrund Ihrer langjährigen Rudolf Steiner-Forschungen erklärlich.

    Ein Bundestag, der Ex-NSDAP-Angehörige (in CDU und SPD, man höre und staune) und so verwirrte Gestalten wie Trittin und Roth ertragen hat, wird auch Rechtsliberale oder gar Nationalkonservative ertragen können. Ja, es ist sogar auf eine Belebung des politischen Diskurses zu hoffen.

    Das von mir (übrigens im Bemühen um Political Correctness, denn mein vorheriges „Bürger“ schien mir fast schon völkisch) beigebrachte Merkel-Bonmot „diejenigen, die schon länger hier leben“ zeigt jedenfalls wie im Brennglas, woran es bei der SPD fundamental krankt:
    Daran, dass die SPD (trotz der unübersehbaren Tatsache, dass wir uns in einer Abstiegsgesellschaft befinden) keine Politik für Arbeiter und Arbeitslose macht – sondern stattdessen noch prekärere Existenzen in sowieso nur mühsam zusammenzuhaltende Sozialsysteme einwandern lässt. Eine Schizophrenie sondergleichen.

    Dies zeigt sich nicht zufällig noch deutlicher weiter links bei der Partei Die Linke. Schauen Sie sich nur die aktuelle Debatte Lafontaine versus Gysi an. Lafontaine legt genau diese Tatsache schonungslos offen und Gysi bringt die linke Schizophrenie mit seiner Schwurbelei in der Zeitung Neues Deutschland geradezu auf den Punkt.

    Die Propaganda des Parteistaats (RvW: „den Staat zur Beute gemacht“) und seiner profitierenden Claqueure bei Will, Plassberg, FAZ, Zeit und Co. wird selbst einem Simpel aus dem hintersten Bauerndorf ausweislich der dramatischen Verluste an Wohlstand und Sozialleistungen schon bald als das erscheinen, was es tatsächlich ist: Eine Farce. Und dann wird bald endlich Realpolitik gemacht, statt dass SED-Sekretärinnen und Studienabbrecher ihre gescheiterten Existenzen auf dem Rücken der Bevölkerung perpetuieren.
    Schon in fünf Jahren wird linke Politik als die größte Verwirrung seit dem Nationalsozialismus gelten, in zehn Jahren wird sie von Historikern als Spielart des Faschismus erkannt werden. Und wir werden emanzipiert aus dieser Zeitenwende hervorgehen.

    1. „Schon in fünf Jahren wird linke Politik als die größte Verwirrung seit dem Nationalsozialismus gelten, in zehn Jahren wird sie von Historikern als Spielart des Faschismus erkannt werden.“

      … und in zwanzig Jahren wird die Flat-Earth Society die Welt regieren.

  16. @ Eifriger Mitleser

    welche „linke Politik“ meinen Sie eigentlich?

    regiert in Deutschland die „Linke“?

    vielleicht liegt es an Ihrem Standpunkt – RECHTS AUSSEN –, dass von dort alles „links“ erscheinen muss …

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