Offener Leserbrief zur Schulpolitik im HSK: Gesamtschule „verpönt“?

In unserem BriefkastenWir haben in unserem Blog zahlreiche Beiträge zum Thema Gesamtschule, Gemeinschaftsschule und Sekundarschule veröffentlicht. Der folgende Leserbrief erschien am Dienstag in der Westfalenpost(WP). Er bezog sich auf einen Kommentar vom vergangenen Freitag. Die Veröffentlichung des Briefes erfolgt mit Genehmigung der Autorin.

Sehr geehrte Frau Funke,

in Ihrem Kommentar in der Westfalenpost vom 25.02.2012 zur neuen Sekundarschule in Olsberg schreiben Sie unter anderem:

„Vorab: Es ist nur zu verständlich, dass sich Eltern sorgen, wenn eine gänzlich neue Schulform kommt, die noch dazu gerne mit dem eher verpönten Modell ‚Gesamtschule‘ in Zusammenhang gebracht wird.“

Woher haben Sie ihre Kenntnis von den Sorgen der Eltern in der Region? Ich habe im Hochsauerland noch keine Elternbefragung erlebt. Nie bin ich gefragt worden, welche Schulform ich mir für meine Kinder wünsche. Das Angebot lautete stets: Haupt- und Realschule sowie Gymnasium.

Die Eltern wurden zwar nicht gefragt, aber sie haben auch im HSK mit Hilfe der Anmeldungen ihrer Kinder abgestimmt. Und obwohl Kommunalpolitiker und Ihrer Zeitung die Hauptschule stets unterstützten, wurde sie von den Eltern abgewählt. Diese schickten ihre Kinder einfach nicht mehr dorthin.

Was die Gesamtschule angeht, so reichen die ideologischen Grabenkämpfe um diese Schulform nun bereits mehr als 40 Jahre zurück. Die Zeit des damals tobenden Kalten Krieges scheint überwunden, der Kampf um die Gesamtschule geht weiter.

Und während Sie, Frau Funke, diese Schulform als weiterhin ‚verpönt‘ bezeichnen, ist der HSK demnächst der einzige Kreis in NRW ohne eine Gesamtschule.

Dort, wo Sekundarschule und Gesamtschule alternativ angeboten werden, entscheiden sich die Eltern oft mehrheitlich für die Gesamtschule, denn diese,  verpönt oder nicht, bietet als möglichen Abschluss das Abitur nach 13 Jahren. Und das, Frau Funke, könnte ein entscheidendes Kriterium für viele Eltern sein.

Mit freundlichen Grüßen

Gabriele Beier