Landesregierung NRW plant Wiedereröffnung der Schulen – GEW: „Festhalten an Prüfungen unangemessen“

Die GEW NRW übt heftige Kritik am heute von Schulministerin Yvonne Gebauer im Schulausschuss des Landtages vorgetragenen Maßnahmenplan zur Wiedereröffnung der Schulen. Insbesondere das Festhalten an den Prüfungen – Abitur und im Jahrgang 10 – hält die Bildungsgewerkschaft für unangemessen.

(Pressemitteilung der Gewerkschaft Erziehung & Wissenschaft NRW)

„Wie man an unter diesen schwierigen Bedingungen an den zentralen Prüfungen festhalten kann, macht mich fassungslos. Zum einen wird nach wie vor ignoriert, wie ungleich die Voraussetzungen der Schüler*innen für die Vorbereitung auf die Prüfungen sind, zum anderen wird von den Lehrkräften Unzumutbares verlangt“, empörte sich GEW-Landesvorsitzende Maike Finnern in einer ersten Reaktion nach der Debatte im Schulausschuss.

Die Vorbereitungszeit für die Schulen, in denen die Prüfungen abgehalten werden, sind knapp bemessen. Für die GEW-Landesvorsitzende drängen sich viele Fragen auf: „Wenn sich ab Donnerstag zum Teil Hunderte von Schüler*innen in ihren Schulen einfinden sollen, um sich auf die Prüfungen vorzubereiten, müssen doch alle Vorbereitungen für einen risikolosen Hygieneschutz abgeschlossen ein. Wie sollen die Schulleitungen das bewerkstelligen? Mit welcher Unterstützung der Schulträger und der Gesundheitsämter können sie bis dahin rechnen? Wer trägt letztlich die Verantwortung?“ Insbesondere für Beschäftigten und Schüler*innen, die einer Risikogruppe angehören oder mit entsprechen Angehörigen in einer Familie zusammen leben, müsse es besonderen Schutz geben.

„Unzumutbare Belastungen“ sieht die GEW-Landesvorsitzende auf die Lehrkräfte zukommen, die jetzt im Rahmen der Prüfungen am Ende des Jahrgangs 10 gemäß Vorgabe des Schulministeriums individuelle Prüfungsaufgaben für die Schüler*innen entwickeln sollen. Maike Finnern wörtlich: „Der Aufwand für die Lehrkräfte ist enorm, das sind keine normalen Klassenarbeiten. Hier müssen innerhalb kürzester Zeit neue Aufgaben konzipiert werden, das erfordert Recherche und gründliche Vorarbeiten, während gleichzeitig stressige Organisations- und Planungsaufgaben erledigt oder Abitur und Vorabiturprüfungen korrigiert werden müssen.“

Überhaupt stelle sich die Frage der personellen Ressourcen. Maike Finnern abschließend: „Wie viele Lehrkräfte stehen denn überhaupt zur Verfügung? Wer ist einsetzbar, wer gehört zur Risikogruppe? Das ganze Prüfungsverfahren bindet vergleichsweise viele Lehrkräfte während der Prüfungen selber und für die aufwendigen Korrekturen.“

4 Gedanken zu „Landesregierung NRW plant Wiedereröffnung der Schulen – GEW: „Festhalten an Prüfungen unangemessen““

  1. „Wer trägt die Verantwortung?“ – zumindest für den Anfang ist der Besuch der Schule für Abiturient*innen und 10. Klässler freiwillig. Die Verantwortung für den Schulbesuch liegt somit beim Elternhaus.

  2. In der gestrigen Landtagssitzung des Ausschusses für Schule und Bildung sagte Mathias Richter, Staatssekretär im Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen abschließend in der Verhandlung über die Wiederaufnahme des Schulbetriebs und der daraus resultierenden Resultate:

    „Ziel ist immer – das will ich an dieser Stelle noch einmal deutlich sagen –, dieses Schuljahr zu beenden, indem die Schülerinnen und Schüler die Schule, in der sie unterwegs sind, noch einmal sehen. Ziel ist auch, dass all die notwendigen Prüfungen absolviert werden können, um zu ordentlichen und anständigen Abschlüssen zu kommen. Dafür arbeiten wir.“ (Protokoll, S.56)

    Für alle Interessierten hier das vollständige Sitzungsprotokoll:
    Protokoll des Ausschuss für Schule und Bildung 66. Sitzung (Sondersitzung) (öffentlich) 16. April 2020 Düsseldorf – Haus des Landtags Thema: Verhandlungspunkt: Regelungen hinsichtlich der Wiederaufnahme des Schulbetriebs und der daraus resultierenden Folgen. https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMA17-961.pdf
    Ministerin Gebauer (FDP) macht ihre Vorstellungen zur Wiederaufnahme des Schulbetriebs in NRW in der kommenden Woche deutlich. Die anschließende Diskussion zeigt, dass es noch die ein oder andere Unklarheit gibt und sich die Prioritäten von Regierung und Opposition deutlich unterscheiden.

  3. Die GEW-Köln hat gestern eine Online-Petition mit der Forderung „Gesundheitsschutz statt Hauruckverfahren – Schulöffnungen brauchen Vorbereitungszeit!“ gestartet.

    https://www.change.org/p/ministerpr%C3%A4sident-armin-laschet-gesundheitsschutz-statt-hauruckverfahren-schul%C3%B6ffnungen-brauchen-vorbereitungszeit

    Der Petitionstext beginnt mit:

    „Sehr geehrte Frau Ministerin Gebauer, sehr geehrter Herr Ministerpräsident Laschet, sehr geehrte Landesregierung NRW,

    wir richten uns mit diesem offenen Brief an Sie, um Ihnen mitzuteilen, dass wir entsetzt darüber sind, dass die Landesregierung mit der Entscheidung zur Schulöffnung kommende Woche die Gesundheit der Lehrkräfte, der Schüler*innen sowie deren Familien fahrlässig gefährdet. Dieser Schnellschuss ist verantwortungslos, weil die Durchführung des Unterrichts unter Bedingungen, die den Notwendigkeiten des Infektionsschutzes genügen, nicht möglich ist. Ohne Rücksicht auf die zahlreichen mahnenden Worte aus Schul-, Schüler*innen- und Elternorganisationen sowie Gewerkschaften sollen nun im Hauruckverfahren Öffnungen stattfinden, welche jedoch wesentlich mehr Vorbereitungszeit benötigen, denn: Der Gesundheitsschutz der Schüler*innen und Lehrkräfte muss oberste Priorität haben!… “ (weiter siehe Link oben)

    Nach nur einem Tag hat die Petition zum jetzigen Zeitpunkt bereit mehr als 7700 Unterschriften.

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