Düsseldorf (IT.NRW). Die Bevölkerungszahl in Nordrhein-Westfalen nimmt ab und die Menschen werden älter. Gleichzeitig wird die Bevölkerung aber auch vielfältiger, qualifizierter und erwerbsorientierter. Regionale Besonderheiten nehmen zu und die Unterschiede zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen werden größer.
Dies sind die zentralen Ergebnisse der Studie „Demografische und soziale Entwicklungen in Nordrhein-Westfalen und seinen Regionen 1999 bis 2009„, die der Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen jetzt vorgelegt hat.
Der soziale Wandel hat nicht nur Auswirkungen auf die Verteilung von Ressourcen innerhalb der Gesellschaft, sondern stellt neue Anforderungen an die politischen Akteure und die Gesellschaft insgesamt.
Im vorliegenden Bericht wurden die Bevölkerungsentwicklung, die Teilhabe am Bildungs- und Erwerbssystem, die durch Erwerbsarbeit erzielten Einkommen sowie die Änderungen des Zusammenlebens thematisiert. Diese Entwicklungen wurden differenziert nach Frauen und Männern sowie nach Personen mit und ohne Migrationshintergrund betrachtet. Außerdem wurden Unterschiede zwischen den Regionen herausgearbeitet: Sowohl in Bezug auf die Bevölkerungsentwicklung als auch hinsichtlich der Bildungsstruktur, der Erwerbsorientierung und der Arbeitsmarktsituation gibt es in Nordrhein-Westfalen regionale Besonderheiten und Unterschiede zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen.
Erhebliche Unterschiede zeigen sich beispielsweise bei der Bildungsstruktur: Die Abiturientenquote (Anteil von Schulabgängern mit Fachhochschul- und Hochschulreife an allen Schulabgängern von allgemeinbildenden Schulen) war 2009 in den kreisfreien Städten höher als in den Kreisen. Führend war die Stadt Bonn, wo die Abiturientenquote bei 51,2 Prozent lag, gefolgt von Münster (46,6 Prozent) und Leverkusen (44,1 Prozent) – die niedrigsten Werte ergeben sich für die Kreise Borken (23,2 Prozent) und Kleve (24,4 Prozent). Die Studie „Demografische und soziale Entwicklungen in Nordrhein-Westfalen und seinen Regionen 1999 bis 2009“ steht hier zum kostenlosen Download zur Verfügung.
Woran liegt es denn, dass die Abiturientenquote in den Kreisen deutlich niedriger ist als in den Städten?
Die Tatsache ist ja nicht neu, aber welches sind die Ursachen?
Sind Städter schlauer? Oder gibt es in den Städten mehr Menschen, die selber Abitur haben und das Abitur Ihrer Kinder für wichtig halten?
Oder gibt es in der Stadt mehr Wege zum Abitur? Neben Gymnasium und Berufsschulen auch Gesamtschulen?
Oder haben Jugendliche in den Kreisen bessere Chancen, mit Haupt- und Realschulabschluss einen attraktiven Beruf zu erlernen? Hilft das enge Netzwerk auf dem Lande den Jugendlichen bei der Suche nach einem geeigneten Ausbildungsplatz – auch ohne Abitur?
Oder gehen die qualifizierten jungen Menschen in die Städte, bleiben dort, gründen Familien, motivieren Ihre Kinder zum Abitur? Und bleiben die weniger qualifizierten Abgänger zu Hause und vermitteln ihren Kindern, dass Sie es auch ohne Abitur zu etwas bringen können?
Fragen und plakative Thesen sind das. Aber Ursachenforschung ist unbedingt angeraten. Um auch ländliche Regionen für Fachkräfte attraktiver zu machen, müssen diese das Gefühl haben, ihre Kinder werden auch dort optimal gefördert – und nicht von der allgemeinen Entwicklung abgekoppelt.