FDP Winterberg: Politischer Frust bei den Gelben. Nachrücker will nicht in den Rat.

Website der FDP Winterberg von heute. (screenshot: zoom)
Website der FDP Winterberg von heute. (screenshot: zoom)

Die Winterberger FDP hat anscheinend Probleme, für das „untergetauchte“ ehemalige Ratsmitglied Bernhard Fladung einen Nachfolger aus den eigenen Reihen zu finden.

Ratsherr Fladung war unauffindbar ins hessische Willinger Upland verzogen, ohne sich um seine Position und Nachfolge im Rat der Stadt Winterberg zu kümmern. Er hatte nach Aussagen seiner Kollegen weder den Schlüssel zum Rathaus zurückgegeben, noch seine Schulden bei der Fraktion beglichen. Inzwischen soll sogar ein Anwalt eingeschaltet worden sein, um gegen den Juristen Fladung vorzugehen.

Wir hatten am 6. Oktober diesen Jahres hier im Blog über die Vorgänge berichtet.

Heute erhielten wir Auszüge aus dem Schreiben seines designierten Nachfolgers. Der will partout nicht den Sitz von Bernhard Fladung im Winterberger Rathaus übernehmen.

Die Begründung liest sich wie ein ohnmächtiger, zorniger Rundumschlag gegen „die Politik“ von „denen da oben“:

„Es liegt ganz einfach an der maßlos enttäuschenden Politik der letzten Monate in Bund und Land und das parteiübergreifend. Wahlversprechen hin oder her – egal, aber der Konsens mit dem Volk findet nicht mehr statt – es wird leider keine Politik mehr für den Bürger gemacht, sondern mit den „Big Things“ herum gezockt.“

Die erst im Dezember 2008 gegründete FDP Winterberg wollte die  „wirkliche Alternative“ zu SPD und CDU in der Flächengemeinde Winterberg sein. Die Krise der  Bundespartei rüttelt  nun auch die Ortsverbände und ihre Mitglieder mächtig durch.

Der Brief im Wortlaut (Auszüge):

Ja, was kommt jetzt danach?

Auszug: Betr.: Meine Ersatzbestimmung als Vertreter für ausgeschiedenes Ratsmitglied (Ersatzbestimmung / Reserveliste Platz 5)

Sehr geehrter Herr Kruse,

hiermit verzichte ich auf die Berufung s.o. in den Stadtrat der Stadt Winterberg.

Ich möchte keine so fadenscheinige Begründung „aus beruflichen Gründen“ anführen, wie das leider so oft in gleichgelagerten Fällen getan wird!

Es liegt ganz einfach an der maßlos enttäuschenden Politik der letzten Monate in Bund und Land und das parteiübergreifend. Wahlversprechen hin oder her – egal, aber der Konsens mit dem Volk findet nicht mehr statt – es wird leider keine Politik mehr für den Bürger gemacht, sondern mit den „Big Things“ herum gezockt.

Es läuft etwas ganz gewaltig schief bei unseren gewählten Volksvertretern in Brüssel und Berlin. Die Ignoranz, gepaart mit allen Eitelkeiten zu Ihren Leuten an der Basis läßt mir keine andere Wahl, auch nur noch ansatzweise diese Politik zu vertreten.

Allein der evt. kommende ESM Vertrag läßt mir den kalten Schauer über den Rücken laufen, wissen die überhaupt noch über was abgestimmt wird? NEIN!

Wo bleiben hier die Perspektiven und die Visionen für unsere Kinder und Enkel – wir haben doch auch Verpflichtungen für unsere Nachwelt? Weiter werde ich hier nicht ausholen, würde sonst ein Buch werden!

usw. …..

Aktuelle INFO`S zum ESM = Pro und Contra unter:

http://www.fdp-winterberg.info/pages/fdp-aktuell.php

5 Gedanken zu „FDP Winterberg: Politischer Frust bei den Gelben. Nachrücker will nicht in den Rat.“

  1. Dinge gibt es, die gibt es gar nicht; oder doch?

    Es stellt sich die Frage wie viele Mitglieder die FDP in Winterberg auf der Reserveliste zu stehen hat. Ich nehme einfach mal das Beispiel in Meschede.

    Am 10.2.2011 steht bei der Stadt Meschede im Ratsinformationsystem
    „Nach Mandatsverzicht von Ratsmitglied Immo Steden rückt Herr Dieter Berger für die CDU-Fraktion nach. Bürgermeister Uli Hess verliest die nach der Gemeindeordnung vorgeschriebene Verpflichtungsformel. Ratsmitglied Dieter Berger bekundet seine Zustimmung zu dieser Verpflichtungsformel durch Erheben von seinem Platz.“

    Unter http://www.meschede.de/amtsblatt/2009/010_2009_amtsblatt.pdf
    findet man die Wahlkreise und die Reserveliste der CDU.
    Als Herr Steden zurückgetreten ist, hätten die folgenden Personen nachrücken können (Irrtum vorbehalten):
    1. Herr Reinhold Höhmann
    2. Herr Markus Stockhausen
    3. Herr Ferdinand Lenze
    4. Herr Gregor Wagner
    5. Frau Katrin Peus
    6. Herr Gerd Demmel
    7. Herr Ralf Hofmann
    8. Herr Dieter Berger
    Nun gibt es viele Gründe auf einen Sitz im Stadtrat zu verzichten …
    Die obige Liste der Personen scheint mir etwas sehr lang, immerhin ist Herr Berger als 8ter (achter) Nachrücker für Herrn Steden in den Stadtrat nachgefolgt.
    Solche Ereignisse passieren anscheinend öfters, sie werden nur gut Verdeckt (Versteckt, vielleicht unter dem Teppich)?!
    Wie sieht die Personaldecke bei der FDP in Winterberg aus?

  2. Hallo Administrator / Schiebener,

    so stimmt der Artikel ja nicht ganz = Richtigstellung: Die FDP hat ganz sicher Nachrücker – ist ja auch schon geschehen, nur ich für meine Person konnte diesen Weg nicht gehen!

    H. Kräling

    Hier jetzt das komplette Schriftstück (Absage) an die Stadt Winterberg:

    ——————-

    An den Bürgermeister
    In Vertretung Herr Ludger Kruse
    Fichtenweg 10
    59955 Winterberg

    Betr.: Meine Ersatzbestimmung als Vertreter für ausgeschiedenes Ratsmitglied (Ersatzbestimmung / Reserveliste Platz 5)

    Sehr geehrter Herr Kruse,

    hiermit verzichte ich auf die Berufung s.o. in den Stadtrat der Stadt Winterberg.

    Ich möchte keine so fadenscheinige Begründung „aus beruflichen Gründen“ anführen, wie das leider so oft in gleichgelagerten Fällen getan wird!

    Es liegt ganz einfach an der maßlos enttäuschenden Politik der letzten Monate in Bund und Land und das parteiübergreifend. Wahlversprechen hin oder her – egal, aber der Konsens mit dem Volk findet nicht mehr statt – es wird leider keine Politik mehr für den Bürger gemacht, sondern mit den „Big Things“ herum gezockt.

    Es läuft etwas ganz gewaltig schief bei unseren gewählten Volksvertretern in Brüssel und Berlin. Die Ignoranz, gepaart mit allen Eitelkeiten zu Ihren Leuten an der Basis läßt mir keine andere Wahl, auch nur noch ansatzweise diese Politik zu vertreten.
    Allein der evt. kommende ESM Vertrag läßt mir den kalten Schauer über den Rücken laufen, wissen die überhaupt noch über was abgestimmt wird? NEIN!

    Wo bleiben hier die Perspektiven und die Visionen für unsere Kinder und Enkel – wir haben doch auch Verpflichtungen für unsere Nachwelt? Weiter werde ich hier nicht ausholen, würde sonst ein Buch werden!

    Möchte aber die Arbeit des Stadtrates und der Verwaltung in den letzten Jahren (wir kennen auch andere Zeiten) von meiner Kritik ausnehmen – aus den vorhandenen Möglichkeiten wurde meines Erachtens fast das Optimum gemacht – Danke!

    Wünsche meinen „Mitstreitern der letzten Kommunalwahl“, dem Stadtrat und der Verwaltung weiterhin gutes Gelingen.

    Mit freundlichen Grüßen

  3. Lieber H. Kräling,

    vielen Dank für die Erläuterungen. Ich persönlich denke auch, dass die Verhältnisse hier vor Ort nicht deckungsgleich mit der „großen Politik“ sind. Egal wie fleißig, gut und interessant die Leute in Winterberg sind, die FDP hat ihre Bürgerrechtswurzel gekappt und voll auf die neoliberale Karte gesetzt. Als sie mit diesem Kurs die 14 Prozent erreichte, war das eigentlich schon das Ende einer Blase. Die FDP bekam die Stimmen, derjenigen Wähler die nicht SPD und CDU wählen konnten, aber noch nicht Grüne wählen wollten. Die sind jetzt dor bei den Grünen, die sich ja auch konservativer geworden sind. Der nächste mögliche Konkurrent sind die Piraten, die sich ja auch im Bürgerrechtsspektrum tollen und im Grunde den Platz einer moderne liberale Mittelstandspartei besetzen (wollen). Ich persönlich wünsche mir, dass der Bürgerrechtskern der FDP wieder stärker wird, glaube aber fast, dass der Zug abgefahren ist, da (s.o.) Grüne und (möglicherweise) Piraten das Feld sehr nachhaltig besetzt haben. Wo ist der Ausweg?

  4. Danke für die Blumen, Heiner.

    Ich war mir eigentlich immer sicher, dass wir mit unserer Ratsarbeit ganz nah am Optimum sind. Aber dieses Lob von dir tut doch auch einmal gut.
    Ich frage mich jetzt nur, warum Hannes Schiebener uns diesen Schlusssatz in deinenm Brief zuerst vorenthalten hat!?

    Es gilt doch immer noch das schöne Zitat: Tue Gutes und rede darüber.

  5. Lieber Johannes,

    ich gönne Dir Heiners Blumen von Herzen und hätte sie selbst auch gerne weitergereicht. Im ersten Auszug waren die letzten Zeilen einfach noch nicht enthalten. Daher habe ich den letzten Kommentar von Heiner selbstverständlich gerne freigeschaltet :-), eben weil er diese zusätzliche Information enthält.

    Ich hoffe, dass ich Deine Frage jetzt zu Deiner vollsten Zufriedenheit beantwortet habe.

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