Die CDU im HSK in der Heimatzeitung. Die Blinden neben der Einäugigen: Ein Bild und eine schräge Überschrift sagen mehr als tausend Worte.

„Die Einäugigen unter den Blinden?“ titelt Nina Grunsky ihren Artikel bei DerWesten. Auf dem Bild ist Angela Merkel zusammen mit der alten Garde der Hochsauerländer CDU-Politik zu sehen:

Landrat Dr. Karl Schneider, Prof. Dr. Patrick Sensburg, Klaus Kaiser, Hubert Kleff und so weiter. Alles Jungs. Kein Mädel. Da sind selbst die Piraten schon weiter.

Der Text selbst reiht Aussagen der CDU-ler zu den großen Stimmverlusten bei der gestrigen Landtagswahl auf. Wer diese Statements liest, weiß warum auch das schwarze Hochsauerland keine feste Burg mehr ist für die Politiker der schwarzen Partei.

Der Artikel müsste eigentlich den Titel tragen: „Die Blinden neben der Einäugigen“.

Im Text selbst finden sich Plattitüden ohne Ende: „Wenn eine solche Welle über das Land schwappt, dann wird man einfach mitgerissen“ (Uhlenberg); „Wir müssen eine Menge tun, damit wir stark bleiben und wieder stärker werden“ (Schneider); „Es ist uns nicht gelungen, Visionen für Nordrhein-Westfalen aufzuzeigen“ (Sensburg).

Die Politiker können ihr Problem nicht erklären, sie sind Teil des Problems. Ich habe im Hochsauerland einige CDU-Politiker kennengelernt, die vor Monaten schon die Erschütterungen gespürt hatten, die zu den Stimmverlusten der CDU geführt haben.

Interessante Menschen, mit denen man sich prima unterhalten und argumentieren konnte, die irgendwie gar nicht zu diesen Männern auf dem Bild zu passen scheinen, die aber auch nie in den wichtigen Diskussionen der CDU zu hören waren und sind.

Kleff, Kaiser und Co haben ihre Arbeit zu ihrer Zeit geleistet. Kleff ist raus aus dem Zirkus. Gut so. Respekt. Kaiser hat den Absprung verpasst. Er kann von Glück reden, dass die CDU nicht gewonnen hat und er als Schulminister in Düsseldorf geendet ist.

Neue Leute müssen ran. Frauen und Männer, die kommunizieren können und auf Argumente mit Gegenargumenten reagieren können. Frauen und Männer, die sich auch zwischen und über ihren Stammtischen bewegen.

Mein Eindruck und meine Befürchtung ist, dass die originellen Querdenker meist schon älteren Datums sind, während die jüngeren CDU-ler und Jung Unionisten sich auf einer politischen Schleimspur in die erhoffte Karriere oder ins politische Nirvana bewegen oder einfach gar nicht darüber nachdenken, was sie denn so machen.

Der Parteinachwuchs der CDU ist im Hochsauerland der größte aller Parteien. Bei den Grünen ist nix zu sehen. Wo sind die Jusos? Allerwegen in den Zeitungen JU-ler in Aktion. Leider setzen sie keine politischen Akzente.

Wenn ich mir überlege, was ein Daniel Wagner (19 J.) und ein Florian Otto (27 J.) für die Piraten im gesamten Hochsauerlandkreis gewuppt haben und was dagegen die Armada von CDU-Zöglingen politisch auf die Beine stellt, dann frage ich mich, warum die CDU überhaupt so viele Stimmen erhalten hat.

Es heben im Angesicht der Niederlage diejenigen ihr Haupt, die sich vom schwarzen Riesen Merz das Heil erwarten. Das sind die autoritätshörigen, die dem politischen S&M anhängen. Klar, so ein Handkanten- und Bierdeckeltyp wie Merz könnte kurzfristig Erleichterung bringen und die Schäfchen hinter sich scharen, aber keine, wirklich keine Alternative zum selber Denken.

Wird es eine Erneuerung der CDU im HSK geben? Ich weiß es nicht. Ist eine Erneuerung nötig? Sehr wahrscheinlich.

2 Gedanken zu „Die CDU im HSK in der Heimatzeitung. Die Blinden neben der Einäugigen: Ein Bild und eine schräge Überschrift sagen mehr als tausend Worte.“

  1. Gerade gefunden: Ulrich Horn über „Seehofer und die Gärtner der NRW-CDU“:

    „Den unbelasteten Köpfen in der NRW-CDU fehlt der Mut, die Initiative zu ergreifen. Und die Helfer Röttgens denken nicht daran, Konsequenzen zu ziehen. Sie wollen den Verband weiterhin steuern, diesmal, indem sie sich von Röttgen distanzieren, wie dies sein Generalsekreträr Wittke tun.“

    http://post-von-horn.de/2012/05/15/seehofer-und-die-gartner-der-nrw-cdu/

  2. Der Sauerlandkurier schrieb gestern, die Zeit der absoluten Mehrheiten sei für die CDU auch im Sauerland vorbei. Gut so. Vielleicht entwickelt sich ja vor diesem Hintergrund ein offenerer, den Bürgern stärker zugewandter Politikstil: Nicht mehr so viel im Hinterzimmer und auf geschlossenen Sitzungen kungeln, sondern das offene Gespräch mit den Beteiligten suchen. Das wäre doch schon ein enormer Fortschritt.

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