Die Bildungspolitik der AfD: „Wenn wir kommen, wird ausgemistet!“

Eine Studie zur Bildungspolitik der AfD verdeutlicht, wie die rechtspopulistische und von Neonazis durchsetze Partei systematisch versucht, Unterrichtsinhalte nach rechts zu rücken und Lehrkräfte zu diskreditieren. Die Studie ist Teil einer Recherche von Erhard Korn für die Zeitschrift „der rechte rand“ und geht auf eine Vielzahl von Quellen, wie z. B. AfD-Wahlkampfprogramme und Zeitungsartikel zurück.

(Online ist der erste Teil auf der Website der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) erschienen.)

Die Alternative für Deutschland (AfD) sitzt nicht nur in 14 von 16 deutschen Landtagen, sondern seit September 2017 auch im Bundestag. Eines der Felder, auf denen die AfD versucht in die Offensive zu kommen, ist die Bildungspolitik. Sie will dabei gezielt auf Unterrichtsinhalte aber auch auf die Struktur des Bildungswesens Einfluss nehmen.

Erhard Korn hat untersucht, wie brachial und barbarisch die AfD in das deutsche Bildungssystem einbrechen will.

Lehrkräfte sowie Dozentinnen und Dozenten an Hochschulen will die AfD durch Dienstaufsichtsbeschwerden einschüchtern, wenn sie AfD-kritische Veranstaltung unterstützen. Vor Ort greift die AfD – wie in Bernhausen bei Stuttgart – ganze Lehrerkräftekollegien als „rot-grün geprägt“ an. Einzelne Lehrkräfte werden angegangen, weil sie „die AfD als Partei Ewiggestriger“ bezeichnet hätten. „Diese Verbrecher gehören auf die Anklagebank wegen Volkshetze!“, kommentieren AfD-Anhänger in der Kommentarspalte der rechten Nachrichtenseite pi-news.net die Lehrerkritik an der AfD in Bernhausen. „Frau Merkel ist eine Verbrecherin am deutschen Volk, die ihre Jahre im Gefängnis absitzen müsste“, kommentiert der neugewählte Landtagsabgeordnete Heinrich Fiechtner auf Facebook. In der AfD dominiert ein Freund-Feind-Denken, in dem Gegner kriminalisiert und Migrantinnen und Migranten kriminalisiert werden: „Wenn wir kommen, dann wird aufgeräumt, dann wird ausgemistet!“ kündigte Markus Frohnmeier von der „Jungen Alternative“ bei einer PEGIDA-Kundgebung in Erfurt an. Der AfD-Abgeordnete Stefan Räpple verstieg sich im Stuttgarter Landtag zur Beschimpfung anderer Abgeordneter als „Volksverräter“ und laut der „Jungen Freiheit“ vom 11. November 2016 zur Bekundung: „Die im Bundestag würde ich auch aufhängen!“


Fazit des Autors:
„Die AfD entwickelt sich sehr markant zu einer nationalistischen Rechtspartei. Ihr Ziel ist es, nationalistisches Denken auch in die Bildungslandschaft zu tragen indem sie systematisch Lehrende diskreditiert, kritisiert und gleichzeitig auf politischer Bühne versucht, Unterrichtsinhalte nach rechts zu rücken.“

Alles lesen:
https://www.gew.de/aktuelles/detailseite/neuigkeiten/die-bildungspolitik-der-afd-wenn-wir-kommen-wird-ausgemistet/

5 Gedanken zu „Die Bildungspolitik der AfD: „Wenn wir kommen, wird ausgemistet!““

  1. -> Fazit des Autors: „Die AfD entwickelt sich sehr markant zu einer nationalistischen Rechtspartei. Ihr Ziel ist es, nationalistisches Denken auch in die Bildungslandschaft zu tragen indem sie systematisch Lehrende diskreditiert, kritisiert und gleichzeitig auf politischer Bühne versucht, Unterrichtsinhalte nach rechts zu rücken.“

    AfD-WunschDenken:
    MINT-Lehrpläne müssen zwingend von Wiedergänger-Typen ala Philipp Lenard und Johannes Stark ideologisch unterfüttert werden.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_Lenard
    https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Stark
    https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Physik

    Auszug Wikipedia:
    David Hilbert musste mitansehen, wie 1933 das berühmte und weltweit führende mathematische Zentrum und in gleicher Weise auch die ebenfalls hochangesehene physikalische Fakultät der Göttinger Universität durch die Nationalsozialisten vollständig zerstört wurde. Alle „nicht-arischen“ Mathematiker wie Edmund Landau, Richard Courant, Max Born, Felix Bernstein, Emmy Noether, Otto Blumenthal und auch politisch Andersdenkende wie Hermann Weyl wurden zur Aufgabe ihrer Tätigkeit gezwungen, etliche emigrierten.
    Als Hilbert bei einem Bankett 1934 von dem neuen preußischen Unterrichtsminister Bernhard Rust gefragt wurde, ob es denn stimme, dass sein Institut „unter dem Weggang der Juden und Judenfreunde“ gelitten habe, erwiderte er: „Das Institut – das gibt es doch gar nicht mehr.“
    https://de.wikipedia.org/wiki/David_Hilbert#Nach_der_nationalsozialistischen_%E2%80%9EMachtergreifung%E2%80%9C_1933

  2. Dummheit?

    Hinter nationalistischer und menschenverachtender Politik steckt immer auch

    – der Wunsch der normalen Leute, durch die Zugehörigkeit zu einem vermeidlich starken „Wir“ ein klein wenig größer, wichtiger, mächtiger und bedeutender zu werden.

    – der Wunsch der Funktionäre rechter Parteien, sich persönlich finanziell zu konsolidieren oder zu bereichern (durch Diäten, Gelder von Stiftungen, später auch Entrechtung und Enteignung).

    – der Wunsch von wirtschaftlich einflussreichen Firmen und Akteuren, mithilfe rechter Parteien Gewerkschaften zu schwächen und zu entmachten, Arbeitsbedingungen zu verschlechtern, die Arbeitszeit zu erhöhen und so letztlich die eigenen Taschen zu füllen.

    Dummheit sehe ich lediglich bei den normalen Bürgern, die auf rechte Politik reinfallen. Spätestens seit 1945 weiß man doch, wie das Land hinterher aussieht.

    Bei Funktionären und Sponsoren der AfD muss man sich deren wirtschaftliche Interessen genauer ansehen, um ihr Handeln zu verstehen.

  3. @Johanna

    Danke für den zutreffenden Kommentar!
    Meine frühere Deutschlehrerin hätte ihn als „sehr anschaulich“ gelobt und für die Analyse die Note 1 vergeben.

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