Covid-19: ein Brief aus Australien

Sydney Opera House (Bildquelle: wikimedia.commons)

Eine australische Freundin mit europäischen Wurzeln schrieb mir im Februar folgende Zeilen:

“Our reality in Australia is starkly different to yours in Europe. Actually, this has probably been my latest greatest discovery … how we can live such different lives at different ends of planet earth…”

“COVID19 has not affected us near as badly as you in Europe. Cases are quickly identified, broad free testing enabled containment of the virus and quarantining avoids community spread. We go to cinema, restaurant, sport clubs … we can travel domestic with the risk of COVID19 hitting here or there and being caught in quarantine but it is not dramatic. – The rest of the health system (after slowdown in 2020) is functioning.”

COVID-19 ist eine Naturgewalt, aber Politiker*innen sind es nicht. Laschets Laberkurs ist nicht alternativlos. Australien ist keine Insel, sondern ein Kontinent. Weitere Beispiele für eine gelungene COVID-19 Strategie sind Vietnam, Taiwan, Neuseeland. Lernen könnten wir weiterhin von Portugals erfolgreichem Weg durch die dritte Welle und Israels Impfstrategie.

Wir müssen von unseren Politiker*innen fordern, dass sie endlich auf Wissenschaftler*innen hören, sich kluge Ratschläge von den erfolgreichen Ländern holen und diese anschließend in praktische Politik umsetzen. Wer das nicht schafft, der soll gehen.

11 Gedanken zu „Covid-19: ein Brief aus Australien“

  1. … es geht nicht nur um „Lass’et!“

    die gesamte deutsche Corona-Politik ist inkompetent, insbesondere Jens Spahn, der Anfang letzten Jahres noch Corona klein redete …:

    heute wären Spahns Aussagen von damals „Querdenken“, würden vom Verfassungsschutz beobachtet

  2. Der 94jährige Martin Walser hat sich kürzlich zu Wort gemeldet. Er lebt sehr zurückgezogen und sehr idyllisch in Überlingen/Bodensee. Er habe „keinen Kontakt zu der gefährlichen Corona-Welt“. Dafür hat er ein neues Buch heraus gebracht „Sprachlaub“. Die deutlichste Überwindung von Tod und Sterben sei für ihn das Schreiben. „In dem Augenblick, in dem ich schreibe bin ich einfach unsterblich“ sagte er. Ich frage mich allerdings, wie man sich dieser ganzen Hysterie entziehen kann. Walser: „Ich bin ein unschuldiger Konsument von Nachrichten, aber ich lasse mich davon nicht irritieren. Meine Sprachmomente sind unantastbar von der bloßen politischen Aktivität. Es kommt in meinen Versen auch nichts Gesellschaftskritisches vor; das ist einfach vorbei.“
    Das war mal anders bei ihm. Seine Worte haben mich sehr berührt. Vielleicht muss man erst 94 werden und bei einem guten Calvados (den mochte er immer sehr) am Bodensee sitzen.

    1. Martin Walser ist in seiner tiefen Vergangenheit links gestartet und als Antisemit geendet. Zur Erinnerung ein paar Sätze aus einem ZEIT-Interview mit Samuel Salzborn:

      „In jüngerer Zeit gab es dann Walser 1 und Walser 2, wie ich das gern bezeichne. Der Schriftsteller Martin Walser hat ja nicht nur im Jahr 1998 die Rede in der Paulskirche gehalten, sondern vier Jahre später den Roman Tod eines Kritikers veröffentlicht, der in seiner antisemitischen Drastik noch viel ausbuchstabierter, deutlicher und verletzender war als die Rede. In der Paulskirche hat er übrigens etwas ganz Ähnliches gesagt, was Björn Höcke mittlerweile auch formuliert, wobei Höcke dafür zu Recht scharf kritisiert wurde, während die Reaktionen auf Walsers Rede damals eher ambivalent waren. In der Politik gab es die Fälle Möllemann in der FDP und Hohmann in der CDU.“

      https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-05/antisemitismus-deutschland-forschung-geschichte-samuel-salzborn-d18/komplettansicht

      Und hier die Reaktion von Ignaz Bubis auf Walsers Paulskirchenrede:

      „Alle klatschten. Fast alle. Als Martin Walser seine Rede anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 1998 in der Frankfurter Paulskirche beendete, spendeten die 1200 erlauchten Zuhörer, wie bei solchen Gelegenheiten üblich, heftig Applaus. Nur Ignatz Bubis, Vorsitzender des Zentralrats der Juden, konnte nicht in die Beifallsbezeugungen einfallen. Er hatte genau zugehört, und was er hörte, behagte ihm gar nicht. Walser sprach von Auschwitz als »Moralkeule« und der »Monumentalisierung der Schande« durch das Berliner Holocaust-Mahnmal. War die Schande denn nicht monumental genug?, fragte Bubis später zurück.“

      https://www.juedische-allgemeine.de/politik/1998-die-walser-bubis-kontroverse/

  3. Laschets Laberkurs ist nicht alternativlos.

    Richtig. Die Regeln des „Schürbel-Spiels“ sind im Gegensatz zu „Was will uns der Armin jetzt wieder sagen?“ nachvollziehbar.

    https://www.youtube.com/watch?v=X90VdKmTNrQ

    Mmmh. Der „Sendung mit der Maus“-Armin könnte doch mal ein Erklärstück über den Armin aus Aachen machen?

    1. Dazu passend Sascha Lobo im Spiegel:

      „Mein Vertrauensverlust hat eher mit Ihrer Pandemie-Performance zu tun, die ich nach einem mittelmäßigen Start als zunächst stark abbauend, dann rätselhaft und verwirrend und schließlich als bedrückend niederqualitativ wahrgenommen habe. Die Essenz meiner Geringschätzung Ihrer politischen Leistungen ist, dass ich mich von Ihnen regelmäßig vergackeiert fühle. Verhohnepiepelt sogar. Es hat mich einige sprachzivilisatorische Energie gekostet, an dieser Stelle nicht ins Fäkale abzurutschen.“

      Quelle: https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/armin-laschet-darum-fuehlt-sich-sascha-lobo-vom-cdu-chef-fuer-dumm-verkauft-a-c73f8474-a96b-41f2-a767-e4c9fbd08a61

  4. „Weniger Tote, mehr Wachstum Studie: No-Covid für Wirtschaft am besten
    Im Kampf gegen das Coronavirus ist die No-Covid-Strategie der beste Schutz für Menschenleben – und die Wirtschaft. Neue Studiendaten aus Frankreich zeigen, dass die volkswirtschaftlichen Schäden in Ländern mit solch einem Konzept deutlich geringer sind als etwa in Deutschland.
    No-Covid-Strategien belasten die Wirtschaft laut einer Studie aus Frankreich weniger stark als Strategien, die lediglich versuchen, das Coronavirus auf eine gewisse Inzidenz einzudämmen. Das fanden die Wissenschaftler Cécile Philippe und Nicolas Marques vom Institut Économique Molinari in Paris bei einer großangelegten Untersuchung von 13 Ländern und 82 Millionen Menschen heraus. [..]“

    Alles lesen:

    https://www.n-tv.de/wirtschaft/Studie-No-Covid-fuer-Wirtschaft-am-besten-article22470251.html

  5. Dann verstehe ich nicht derartige Aufforderungen: Man solle doch seine „Freizeitaktivitäten“ einschränken. Was heißt das ? Völkerstämme gehen Skifahren, ich muss nur aus dem Fenstert schauen, um Autokolonnen zu sehen. Soll ich jetzt mein Netflix-Abo kündigen oder meine Bücher wegwerfen? Das sind meine „Freizeitaktivitäten“. Ich hätte noch Garten zu bieten. Aber plötzlicher Blizzard machte auch das zunichte. Was kann ich tun? Nichts. Die Welt ist nicht gerecht, das mal vorausgesetzt. Aber Skifahren und Glühwein-Trinken geht, aber Gottesdienst zu Ostern in einer evangelischen Gemeinde geht nicht?

  6. Vor Gott und eigentlich den Gesetzen der meisten Länder dieser Welt sind alle gleich. Ob jetzt ein Prinz stirbt oder Oma Müller aus Mollseifen. Ich denke es sind mehr Oma’s und Opa’s Müller als Prinzen gestorben.

    1. Streeck will „Turnhallen mit Sicherheitspersonal“ für die Armen:

      Virologe Streeck lehnt Lockdown mit Ausgangssperren ab
      Der Virologe Hendrik Streeck hat sich gegen einen härteren Lockdown und Ausgangssperren in Deutschland ausgesprochen. „Dadurch feuern wir das Infektionsgeschehen weiter an“, sagte Streeck im Videocast „19 – die DUB-Chefvisite“.

      Aktuell infizierten sich laut RKI vor allem sozial Schwache in beengten Wohnverhältnissen. Bei einer Ausgangssperre „können die sich nicht Corona-konform aus dem Weg gehen“, so Streeck.

      Seine Forderung: „Wir schaffen sichere Bereiche draußen, wo die Menschen sich treffen können, anstatt sie weiter zusammenzudrängen.“ Streeck denkt zum Beispiel an gelüftete Turnhallen mit Sicherheitspersonal. Diese Lösung sei besser als „private Graubereiche, wo keiner sehen kann, ob die Regeln eingehalten werden“.“

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