NRW-Schüler*innen schneiden unterdurchschnittlich ab

IQB-Bildungstrend 2024 zeigt: Das Bildungssystem ist Limit – es besteht massiver Handlungsbedarf

Newtons Pendel (Quelle: wikimedia)

Naturwissenschaftliche Kompetenzen sinken bei Schüler*innen bundesweit. NRW schneidet besonders schlecht ab. Das zeigt der jetzt veröffentlichte IQB-Bildungstrend 2024. Die GEW NRW fordert ein Umsteuern in der Bildungspolitik.

(Pressemitteilung GEW NRW)

Essen – Der aktuelle Bericht des Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) löst bei der Bildungsgewerkschaft GEW NRW große Besorgnis aus: Immer weniger Schüler*innen erreichen die Mindeststandards in den naturwissenschaftlichen Fächern. „Der IQB-Bildungstrend ist kein Weckruf – er ist ein Notruf. Die sinkenden Kompetenzen in den Naturwissenschaften und Mathematik betreffen alle sozialen Gruppen. Das zeigt, dass unser Bildungssystem an vielen Stellen überfordert ist“, betont die Vorsitzende der GEW NRW Ayla Çelik und fordert: „Die Bildungspolitik muss aufhören, neue Anforderungen zu stellen, ohne entsprechende Unterstützungsstrukturen zu schaffen. Das Land NRW ist in der Pflicht, Lehrende und Lernende zu entlasten, Ressourcen angemessen zur Verfügung zu stellen und die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass gute, pädagogische Arbeit vor Ort möglich ist.“

Laut IQB erreichen bundesweit deutlich weniger Jugendliche die Regelstandards in den Fächern Biologie, Chemie und Physik als noch in den Jahren 2018 oder 2012. Der Anteil der Schüler*innen, die die Mindestanforderungen verfehlen, ist um bis zu neun Prozentpunkte gestiegen. Besonders betroffen sind Schulen in sozial belasteten Regionen – aber auch Gymnasien verzeichnen Leistungseinbußen.

Die Landesvorsitzende der Bildungsgeschwerkschaft sieht den Grund für das unterdurchschnittliche Abschneiden der NRW-Schüler*innen unter anderem im Lehrkräftemangel: „Es fehlen Fachkräfte, Entlastung und verlässliche Strukturen. Was unser Bildungssystem dringend braucht, ist eine Kehrtwende: Mehr Ressourcen statt mehr Auflagen.“ Es reiche nicht aus, regelmäßig neue Tests, neue Standards oder neue Berichtspflichten einzuführen, wenn zugleich die nötigen personellen, finanziellen und zeitlichen Ressourcen nicht zur Verfügung stehen.

„Wer qualitativ guten Unterricht will, braucht mehr grundständig ausgebildete Lehrkräfte – besonders in stark belasteten Regionen. Auch sind kleinere Klassen und der Einsatz von Fachkräften in Multiprofessionellen Teams sowie Fort- und Weiterbildungsangebote zwingend erforderlich. Vor allem braucht es dringend Entlastung, damit ausreichend Zeit bleibt für Vorbereitung, Differenzierung, Diagnose und Beziehungsarbeit“, erklärt Çelik.

„Besonders die Städte zwischen Dortmund und Duisburg zeigen, wie sehr Fachkräftemangel, soziale Belastung und strukturelle Benachteiligung zusammenwirken“, so Çelik weiter. „Schulen an diesen Orten brauchen mehr als Geld: Sie brauchen Vertrauen, pädagogische Freiräume und den Mut der Behörden, Verantwortung abzugeben. Die erfolgreichen Beispiele im Rahmen der Verleihung des Deutschen Schulpreises zeigen: Wo Schulen gestalten dürfen, gelingt Bildung.“

Die Bildungsstudie macht deutlich, dass es nicht um individuelle Defizite, sondern um strukturelle Versäumnisse geht. So mahnt die Landesvorsitzende abschließend: „Die Landesregierung ist in der Pflicht gegenzusteuern. Setzt sie weiter nur auf Kontrolle statt auf Unterstützung, wird das System zusammenbrechen. Wer aber die Zukunft der Schüler*innen und die Zukunft unserer freiheitlich demokratischen Gesellschaft sichern will, muss Bildung ermöglichen – und zwar jetzt!“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert