Hochsauerlandkreis: Luca-App startet – Schlüsselanhänger kostenlos erhältlich. Kritik des Chaos Computer Club an App und Geschäftsmodell.

In unserem BriefkastenDie Luca-App startet ab sofort im Hochsauerlandkreis. Das Gesundheitsamt ist angebunden und kann die gesicherten Daten entschlüsseln und damit die Infektionsketten schnell und lückenlos nachverfolgen. (Zur Kritik an der Luca-App siehe unten.)

(Pressemitteilung HSK)

Landrat Dr. Karl Schneider hofft, dass viele Betreiber und Gäste mitmachen: „Unser Ziel ist eine breite Streuung der App und eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung. Sie ermöglicht eine verschlüsselte Kontaktdatenübermittlung für Gastgeber und Gäste bzw. für Betriebe und Kunden und damit eine digitale Abwicklung des gesamten Prozesses.“

„Der Hochsauerlandkreis hat für den Einsatz von „Luca“ 15.000 Schlüsselanhänger bestellt, die nach Lieferung kostenlos in den Bürgerinfos der Kreishäuser Arnsberg, Brilon und Meschede sowie in den Bürgerbüros der Städte und Gemeinden verteilt werden“, macht Landrat Dr. Schneider auf die Chance aufmerksam, auch Menschen einzubinden, die nicht über ein Smartphone verfügen. Mit der Seriennummer muss der Schlüsselanhänger einmalig registriert werden: https://app.luca-app.de/registerBadge. Sobald die Schlüsselanhänger in den Ausgabestellen angekommen sind, wird der Hochsauerlandkreis entsprechend informieren.

Alle die mitmachen, werden insbesondere dann profitieren, wenn es weitere Öffnungsschritte zum Beispiel in der Gastronomie gibt und damit zusätzliche Einsatzmöglichkeiten. Informationen gibt es auch unter www.wirtschaftsfoerderung-hsk.de bzw. www.hochsauerlandkreis.de. Eine vom Kreis eingerichtete Servicestelle ist per Mail an luca-service@hochsauerlandkreis.de erreichbar. Für weitergehende Fragen ist ab Montag, 19. April, ein Servicetelefon unter 0291/94-6565 (Montag bis Donnerstag von 9 bis 15 Uhr und Freitag von 9 bis 12 Uhr) geschaltet.

„Luca“ verfügt über drei zentrale Schnittstellen: den Gastgeber, den Gast bzw. Nutzer und die Gesundheitsämter. Gäste melden sich einmal in der App mit ihren Daten auf einem mobilen Endgerät an. Die App generiert einen sich minütlich ändernden QR-Code, der direkt dem Endgerät zugeordnet ist. Mit diesem „Pass“ kann in Locations eingecheckt werden – egal, ob Wochenmarkt, Kirche, Restaurant, Geschäft oder Familientreffen. Alles was der „Gastgeber“ dafür benötigt, ist ebenfalls ein Handy mit der Luca-App. Per Scan wird bei dem Gastgeber eingecheckt und automatisch wieder ausgeloggt, wenn der Ort verlassen wird. Tritt ein Infektionsfall ein, werden alle Gäste dieser Location benachrichtigt, die sich zur betreffenden Uhrzeit dort aufgehalten haben. Parallel werden die Gesundheitsämter informiert, die dann automatisch Zugriff auf die Daten der übrigen Gäste haben. Das Sauerland-Museum des Hochsauerlandkreises setzt die App bereits ein.

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Kritik an der Luca-App: CCC fordert Bundesnotbremse

„Zweifelhaftes Geschäftsmodell, mangelhafte Software, Unregelmäßigkeiten bei der Auftragsvergabe: Der Chaos Computer Club (CCC) fordert das sofortige Ende der staatlichen Alimentierung von Smudos Steuer-Millionengrab “Luca-App”.

In den vergangenen Wochen wurden eklatante Mängel in Spezifikation, Implementierung und korrekter Lizenzierung der Luca-App aufgedeckt. Die nicht abreißende Serie von Sicherheitsproblemen und die unbeholfenen Reaktionen des Herstellers zeugen von einem grundlegenden Mangel an Kompetenz und Sorgfalt.

Dennoch verschwenden immer mehr Länder ohne korrektes Ausschreibungsverfahren Steuergelder auf das digitale Heilsversprechen. Mecklenburg-Vorpommern will die Installation sogar zur Voraussetzung der Teilhabe am öffentlichen Leben machen.

Der CCC fordert ein umgehendes Moratorium, eine Überprüfung der Vergabepraktiken durch den Bundesrechnungshof und ein sofortiges Ende des App-Zwangs. Für den Umgang mit hochsensiblen Gesundheits- und Bewegungsdaten verbietet sich der ländersubventionierte Roll-Out ungeprüfter Software von selbst.

Investor Smudo auf Talkshow-Tour

Eine mehrmonatige Marketing-Kampagne des Rappers Smudo hat es ermöglicht: Trotz eklatanter Mängel haben verschiedene Bundesländer bisher mehr als 20 Millionen Euro an Steuergeldern für Lizenzen zur Nutzung der Luca-App investiert. Dabei erfüllt die App keinen einzigen der zehn Prüfsteine des CCCs zur Beurteilung von „Contact Tracing“-Apps.

Staatlich subventioniertes Geschäftsmodell

Obwohl Steuergelder großzügig eingesetzt werden, verbleiben Daten, App und Infrastruktur selbstverständlich in den Händen der privatwirtschaftlichen Betreiber. Dabei gelten die teuren Lizenzen nur für ein Jahr – genug Zeit, um die Luca-App zum de-facto-Standard für Einlass-Systeme zu machen. Mecklenburg-Vorpommern hat die Nutzung bereits offiziell im Rahmen der Infektionsschutzverordnung verpflichtend angeordnet.

Für die Zeit nach dem steuerlichen Geldregen haben die Eigentümer schon heute ungenierte Pläne zur weiteren Kommerzialisierung der Kontaktverfolgung: Neben der Anbindung in Ticketing-Systeme hofft man auf breite Verbindung mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen. Die Marke „luca” wurde mit unternehmerischer Weitsicht unter anderem für „Zutrittskontrolle, Besuchermanagement, gedruckte Eintrittskarten, sowie für die Reservierung von Tickets für Veranstaltungen, insbesondere für Kultur- und Sportveranstaltungen, politische Veranstaltungen, Veranstaltungen für Bildungs- und Fortbildungszwecke und für wissenschaftliche Tagungen” eingetragen.“

alles lesen:

https://www.ccc.de/de/updates/2021/luca-app-ccc-fordert-bundesnotbremse