… ein fortgeschrittener Dunghaufen ist das im Gehirn sich Ausbreitende …

steinerwordle20141123Ein Gastbeitrag von Andreas Lichte, hier auch als PDF

Und wenn einer so wirklich gar nichts gesagt hat, das auch nur irgendwie von Bedeutung sein könnte? Was tun?

Eine originelle Strategie: Man macht sein Werk „unendlich“ groß, und die Nicht-Existenz einer Idee lässt sich nicht mehr nachweisen – so wie die Welt in all ihren Erscheinungen niemals vollständig erfasst werden kann, die Nicht-Existenz „Gottes“ also nicht beweisbar ist.

Ein Gefühl von „Unendlichkeit“ erzeugt die „größte Gesamtausgabe eines einzelnen Menschen weltweit“ von der bereits „354 Bände und 24 Ergänzungsbände“ erschienen sind, und „viele noch ausstehen“. Die Rede ist von der Rudolf Steiner Gesamtausgabe1.

In die Nähe „Gottes“ rückt Rudolf Steiner (1861–1925) selbst. Für seine Anhänger – die „Anthroposophen“ – hat Steiner den Status des Propheten, des Vermittlers der ewigen Wahrheiten aus der „geistigen Welt“.

Steiner behauptete, Einblick in die „Akasha-Chronik“, ein geistiges Weltengedächtnis in der „Ätherwelt“ („akasha“, Sanskrit: Äther), zu haben. In dieser „Chronik“ seien alle Ereignisse der Geschichte, alle Taten, Worte und Gedanken der Menschheit enthalten, die dem „Geistesforscher“ – also ihm selber – zur Verfügung stünden. Steiner sagt über seine Rolle als „Seher“: „Meinen Schauungen in der geistigen Welt hat man immer wieder entgegengehalten, sie seien veränderte Wiedergaben dessen, was im Laufe älterer Zeit an Vorstellungen der Menschen über die Geist-Welt hervorgetreten ist (…) Meine Erkenntnisse des Geistigen, dessen bin ich mir voll bewusst, sind Ergebnisse eigenen Schauens“2. Und: „Das müssen wir uns immer wiederum vor die Seele stellen, dass wir nicht aus Urkunden schöpfen, sondern dass wir schöpfen aus der geistigen Forschung selbst und dass wir dasjenige, was aus der Geistesforschung geschöpft wird, in den Urkunden wieder aufsuchen (…) Was heute erforscht werden kann ohne eine historische Urkunde, das ist die Quelle für das anthroposophische Erkennen“3.

Und was sieht Steiner? Zunächst einmal das, was er bei der Theosophin Helena Petrovna Blavatsky abgeschaut hat. Sein theosophisches Diebesgut versteckt Steiner dann hinter einer dicken Schicht „wild gewordener Phantastik“4, mit der er beispielsweise die Details seines Buches „Aus der Akasha Chronik5 ausmalt. Das Ergebnis ist so etwas wie rassistischer Science-Fiction-Trash6.

Steiner verschweigt regelmäßig seine Quellen, und seine anthroposophischen Anhänger unterstützen ihn bis heute dabei: In dem seinen Büchern beigefügten „Chronologischen Lebensabriß“ wird Rudolf Steiners Funktion als Generalsekretär der „Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft“ (ab 1902) gar nicht erwähnt, statt dessen heißt es für die Jahre 1902–1912: „Aufbau der Anthroposophie. Regelmäßig öffentliche Vortragstätigkeit in Berlin und ausgedehnte Vortragsreisen in ganz Europa. Marie von Sievers (ab 1914 Marie Steiner) wird seine ständige Mitarbeiterin“. Für 1913 ist dann eingetragen: „Trennung von der Theosophischen und Begründung der Anthroposophischen Gesellschaft“7. Dass Steiner ab 1904 Landesleiter der „Esoterischen Schule“ der Deutschen Sektion der „Theosophischen Gesellschaft“ war, wird ebenfalls verheimlicht.

Selbst in seinem 1904 erschienenem Buch „Theosophie“ (sic!) erweckt Steiner den Eindruck, alleiniger Entdecker seiner „geistigen Welt“ zu sein, und berichtet uns über, Zitat Steiner:

„Das Geisterland (…) Wie der Schatten eines Gegenstandes an einer Wand sich zum wirklichen Gegenstand verhält, der diesen Schatten wirft, so verhält sich der Gedanke, der durch den menschlichen Kopf erscheint, zu der Wesenheit im «Geisterland», die diesem Gedanken entspricht. Wenn nun der geistige Sinn des Menschen erweckt ist, dann nimmt er diese Gedankenwesenheit wirklich wahr, wie das sinnliche Auge einen Tisch oder einen Stuhl wahrnimmt. Er wandelt in einer Umgebung von Gedankenwesen (…)“8

Diese esoterische Abwandlung von Platons „Höhlengleichnis“ offenbart für Steiner typische Eigenschaften:

– Steiner macht aus „Geist“ „Materie“9

– Steiner macht sich selber zum – alleinigen – Beobachtungsinstrument:

Diese Beschäftigung Steiners mit sich selbst findet sich bereits in seinem vor-theosophischem Frühwerk: Steiner stellt sein „Denken über das Denken“10 ins Zentrum der Welt und seiner Doktorarbeit von 1892, die die Universität Rostock mit „rite“ beurteilte, der Note, mit der man gerade noch besteht. Man wollte Steiner wohl nicht bei einer akademischen Karriere im Wege stehen, die dann aber trotzdem scheiterte: Die seine Doktorarbeit fortsetzende „Philosophie der Freiheit“ (1894) wurde in Jena als Habilitation abgelehnt.

Wer hier eine „Erkenntnis“ findet, muss eine Reinkarnation Steiners sein. Oder Hochstapler. Anthroposoph.

Für János Darvas, „jüdischer Lehrer an Waldorfschulen“, haben die „erkenntnistheoretischen Schriften Rudolf Steiners“ eine „privilegierte Stelle“ in den „verschiedenen phänomenologischen Ansätzen der neueren Philosophie“11. Welche „Erkenntnistheorie“ Steiners? Wenn einer keiner Erkenntnis hat, wie sieht dann dazu die „Theorie“ aus?

So wie bei Darvas, der versucht „Anthroposophie und Kabbala in Beziehung zu setzen“, und dabei über die nächstliegende aller möglichen Erkenntnisse hinwegsieht? Dass Rudolf Steiner ein notorischer Antisemit ist, Zitat Steiner:

„Das Judentum als solches hat sich aber längst ausgelebt, hat keine Berechtigung innerhalb des modernen Völkerlebens, und daß es sich dennoch erhalten hat, ist ein Fehler der Weltgeschichte, dessen Folgen nicht ausbleiben konnten. Wir meinen hier nicht die Formen der jüdischen Religion allein, wir meinen vorzüglich den Geist des Judentums, die jüdische Denkweise.“12

Darvas lässt sich als Waldorflehrer dem anthroposophischen Milieu zurechnen, und es überrascht nicht, dass ein Anhänger einer religiösen Bewegung den eigenen Religionsstifter verehrt. Aber der Erfolg der Anthroposophie beruht im Gegensatz zu anderen Sekten auf einer breiten gesellschaftlichen Anerkennung, so heißt es in der ZEIT:

„Die Anthroposophie als Ersatzreligion des Bildungsbürgertums“

Man spricht hier also vielleicht besser von einem „bürgerlich-anthroposophischen Komplex“, als von einer „Sekte“. Vor allem Rudolf Steiners Waldorfschulen sind beim „Bildungsbürger“ sehr beliebt, von überzeugten Eltern hört man wahre Wunder-Dinge. Seltener wird offen darüber geredet, dass die Waldorfschule als Privatschule eine quasi „ausländerfreie“ Umgebung garantiert. Und mit „Schmuddelkindern“ müssen die Elite-Kinder auch nicht spielen, „Sozialbenachteiligte“ gibt es an Waldorfschulen kaum. Viele Eltern können in der anthroposophischen Schule auch ihre überkritische Haltung ausleben: Auffallend häufig kommt es an Waldorfschulen zu Masern-Ausbrüchen, da Eltern der „Schulmedizin“ misstrauen, und ihre Kinder nicht impfen lassen. Noch Unentschlossene werden gerne vom anthroposophischen Schularzt „beraten“.

Von den Eltern kommt keine ernstzunehmende Kritik an Rudolf Steiner und seiner „Waldorfpädagogik“, die für den Bildungswissenschaftler Prof. Dr. Stefan T. Hopmann ein „heilloses Gebräu esoterischer Glaubenssätze“ ist. Steiner ist schließlich der Begründer der Schule, für die man sich „bewusst“ entschieden hat, auch bereit ist, Schulgeld zu zahlen: Kritik an Steiner würde bedeuten, sich selbst in Frage stellen zu müssen.

Der Mythos einer „Bedeutung“ Steiners wird auch von der akademischen Welt künstlich am Leben erhalten. Deren wichtigster Vertreter ist Helmut Zander, mit seinem inzwischen als Standardwerk geltenden Buch „Anthroposophie in Deutschland – Theosophische Weltanschauung und gesellschaftliche Praxis 1884–1945“13. Zander hat zweifelsohne große Verdienste, besonders hervorzuheben ist hier die klare Benennung von Rudolf Steiners Rassismus14.

Aber: Zander findet auch noch für die absurdesten Äußerungen Steiners „vernünftige“ Erklärungen, und gibt ihnen damit den Anschein von „Seriosität“. Ein Beispiel für Zanders Interpretationskunst, zunächst Steiner, Zitat:

„(…) Was ist die Hirnmasse? Die Hirnmasse ist einfach zu Ende geführte Darmmasse. Verfrühte Gehirnabscheidung geht durch den Darm. Der Darminhalt ist seinen Prozessen nach durchaus verwandt dem Hirninhalt. Wenn ich grotesk rede, würde ich sagen, ein fortgeschrittener Dunghaufen ist das im Gehirn sich Ausbreitende; aber es ist sachlich durchaus richtig. Der Dung ist es, der durch den eigenen organischen Prozess in die Edelmasse des Gehirns umgesetzt wird und da zur Grundlage für die Ich-Entwickelung wird (…)“15

Dazu Helmut Zanders Interpretation:

„Beispielsweise korrelierte Steiner Gehirn und Darm, »die Hirnmasse ist einfach zu Ende geführte Darmmasse« (GA 327,201) (eine Analogisierung, die sich möglicherweise aus der optischen Ähnlichkeit von Gehirn- und Darmwindungen herleitet). Wenn aber das Gehirn als Ausscheidungsergebnis des Darmes gedeutet wird, ist auch der »tierische Mist« eine Grundlage der »Ich-Anlage« und »enthält« sie sogar, so daß sich das materielle Gehirn als »fortgeschrittener Dunghaufen« bezeichnen lasse (ebd., 201).“16

Wie wäre es denn damit, „Blödsinn“ einfach einmal „Blödsinn“ zu nennen? Harry Rowohlt kann das doch auch, wenn er über Steiner sagt: „Töne wie aus einer undichten Gummizelle!

Oder anders gesagt, von Gerhard Henschel: „Der Begründer der anthroposophischen Bewegung war als Dichter ein stümpernder Epigone, als Mystiker ein Hochstapler, als Philosoph eine Null, als Naturforscher ein Scharlatan und nur als Sektenpriester ein Genie.“17

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1 Fördergemeinschaft Rudolf Steiner Archiv, http://fördergemeinschaft-deutschland.de/foerdergemeinschaft.html, Abruf am 20.11.2014

2 Rudolf Steiner, „Geheimwissenschaft im Umriss“, GA 13, Rudolf Steiner Verlag, Dornach,
Vorrede zur 16.–20. Auflage, Seite 29f.

3 Rudolf Steiner, „Das Lukas-Evangelium“, GA 114, Rudolf Steiner Verlag, Dornach, Seite 22 und Seite 20

4 Hartmut Zinser, „Rudolf Steiners ‘Geheim- und Geisteswissenschaft’ als moderne Esoterik“,
Vortragsmanuskript der Tagung: „Anthroposophie – kritische Reflexionen“, Humboldt-Universität Berlin, 21.07.2006 – Seite 8: „Die ‘wild gewordene Phantastik’ und das ‘träumerische Gedankenspiel’ offenbaren sich z.B. in der Schrift ‘Aus der Akasha Chronik’ (…)“

5 Rudolf Steiner, „Aus der Akasha Chronik“, GA 11, Rudolf Steiner Verlag, Dornach, 1986

6 Andreas Lichte, „Wundersame Waldorf-Pädagogik oder Atlantis als Bewusstseinszustand“, Vortragsmanuskript der Tagung: „Anthroposophie – kritische Reflexionen“, Humboldt-Universität Berlin, 21.07.2006 – Seite 12f.:
»Einem Freund hatte er versucht, den Inhalt zu erklären: „Das Buch heißt ‘Aus der Akasha- Chronik’. Es ist die Geschichte der Menschheit, wie sie sich dem Eingeweihten zeigt. So eine Art ‘Evolutionsgeschichte’, nur dass der Eingeweihte auch in die Zukunft schauen kann. Die Menschheit entwickelt sich laut Steiner auf sieben Planeten. Von Planet zu Planet steigt das Menschengeschlecht höher in der Entwicklung. Dabei helfen ihm Führer, die selber schon auf einer höheren Entwicklungsstufe stehen. Es geht los auf dem Saturn, dann kommt die Sonne, der Mond und schließlich die Erde …” „Wieso Sonne und Mond – das sind doch keine Planeten?!” „Für den Esoteriker Steiner schon. Die Erde formt sich im nächsten Entwicklungsschritt in den Jupiter um, dann kommt die Venus und zuletzt der Vulkan. Sieben Planeten, und auf jedem Planeten durchleben die Menschen sieben mal sieben Entwicklungsstufen … Ja, ich weiß, das klingt nach Science Fiction … ich habe mich an die Perry Rhodan-Hefte erinnert, du weißt schon, diese Groschenromane.”
„Mich erinnert das Ganze an ein Video-Game, wo man immer das nächsthöhere Level erreichen muss!” „Ja, stimmt, das ist großartig, das trifft’s genau! Weißt du, das ist so platt, dass mir gar nichts mehr dazu einfällt – aber richtig übel ist, wie die Entwicklung abläuft, das ist nur noch bösartig …” und wird deshalb hier im Original wiedergegeben:
„Diese zweite Gruppe der Astralmenschen hat diese ihre höhere Fähigkeit aber nur dadurch erworben, dass sie einen Teil – die erste Gruppe – der astralischen Wesenheit von sich ausgeschieden und zu niedriger Arbeit verurteilt hat. Hätte sie die Kräfte in sich behalten, welche diese niedere Arbeit bewirken, so hätte sie selbst nicht höher steigen können. Man hat es hier also mit einem Vorgang zu tun, der darin besteht, dass sich etwas Höheres auf Kosten eines anderen entwickelt, das es aus sich ausscheidet.”
Dieselbe „These” wiederholt Steiner mehrmals, bis er schließlich zusammenfasst: „Man sieht, der Mensch steigt in ein höheres Reich auf, indem er einen Teil seiner Genossen hinabstößt in ein niederes. Diesen Vorgang werden wir auf den folgenden Entwicklungsstufen sich noch oft wiederholen sehen. Er entspricht einem Grundgesetz der Entwicklung.”Schließlich stellt Steiner den Bezug zur Gegenwart her: „Man nennt sie in theosophischen Schriften die Lemurier. Nachdem diese durch verschiedene Entwicklungsstufen durchgegangen waren, kam der größte Teil in Verfall. Er wurde zu verkümmerten Menschen, deren Nachkommen heute noch als so genannte wilde Völker gewisse Teile der Erde bewohnen.«

7 beispielsweise: Rudolf Steiner, „Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik“, GA 293, Rudolf Steiner Verlag, Dornach, Taschenbuchausgabe 2005, Seite 284f.

8 Rudolf Steiner, „Theosophie – Einführung in übersinnliche Welterkenntnis und Menschenbestimmung“, GA 9, Rudolf Steiner Verlag, Dornach, 1987, Seite 120 – „III. Das Geisterland“

9 Zinser, s.o., Seite 8f.:
„4. Zum Schluß: Zwei kritische Bemerkungen zu Steiners Konzept von Geist und Sinn R. Steiner artikulierte einen Einspruch und Protest gegen das mechanisch-materialistische Weltbild des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jh.s, in welchem der Mensch wie eine Maschine auf Funktionieren ohne Sinn und Verstand reduziert wird. Auf diesem Protest basieren auch viele der lebensreformerischen Anstöße und Projekte Steiners. Da er aber den Geist als Welt hinter der sinnlichen Welt konzipiert und diesen auf der gleichen Ebene wie die materiellen Gegenstände ansiedelt, macht er den Geist selber zu einem Gegenstand und Ding neben, bzw. hinter den Dingen. (Dabei wird Geist zugleich in Geister aufgelöst.) Wenn Geist als Ding, als einzelnes Seiendes, wenn auch hinter dem Sein angesehen und in der Hinterwelt gesucht wird, wird er erneut aus unserer Welt beseitigt. Der Protest widerspricht sich selber und wiederholt das, wogegen er Einspruch erhoben hatte. Kein Geist ist da und es bleibt R. Steiner nur, das Suchen nach dem Geist als Geist auszugeben. (…)“

10 Rudolf Steiner, „Wahrheit und Wissenschaft“, Dissertation, 1892, Seite 25

11 János Darvas: „Lesarten. Zu Ansgar Martins Interpretation meiner Publikationen über Judentum und Anthroposophie“, Waldorfblog, 8. November 2014, http://waldorfblog.wordpress.com/2014/11/08/lesarten- darvas/, Abruf 20.11.2014

12 Rudolf Steiner, „Gesammelte Aufsätze zur Literatur 1884-1902“, GA 32, Rudolf Steiner Verlag, Dornach, 1971, Seite 152f.

13 Helmut Zander, „Anthroposophie in Deutschland – Theosophische Weltanschauung und gesellschaftliche Praxis 1884–1945“, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2007

14 ebd. Seite 631f.:
„Steiner ordnete die Rassen einer Fortschrittsgeschichte zu, in der beispielsweise heutige Indianer als ‘degenerierte Menschenrasse’ im ‘Hinsterben’ (GA 105,106.107 [1908]) oder schwarze Afrikaner als defiziente Spezies der Menschen- und Bewußtseinsentwicklung, als ‘degenerierte’, ‘zurückgebliebene’ Rasse (ebd., 106) erschienen. Umgekehrt habe die weiße Rasse ‘das Persönlichkeitsgefühl am stärksten ausgebildet’ (GA 107,288 [1909]). Dies sind nur Kernsätze einer Rassentheorie, die Steiner 1904 erstmals formulierte, um sie 1910 in einem komplexen System und in zunehmender Abgrenzung zu theosophischen Positionen auszufalten. Mit seinem Ausstieg aus der Theosophie hat er diese Vorstellungen keinesfalls über Bord geworfen, sondern sie 1923 nochmals in Vorträgen vor Arbeitern des Goetheanum in vergröberter, ‘popularisierter’ Form wiederholt, aber ohne Revision im inhaltlichen Bestand. Die weiße war nun ‘die zukünftige, die amGeiste schaffende Rasse’ (GA 349,67 [1923]).“
ebd. Seite 636:
„Steiner formulierte mit seinem theosophischen Sozialdarwinismus eine Ethnologie, in der die Rede von ‘degenerierten’, ‘zurückgebliebenen’ oder ‘zukünftigen’ Rassen keine ‘Unfälle’, sondern das Ergebnis einer konsequent durchgedachten Evolutionslehre waren. Ich sehe im Gegensatz zu vielen Anthroposophen keine Möglichkeit, diese Konsequenz zu bestreiten.“

15 Rudolf Steiner, „Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft: Landwirtschaftlicher Kursus, Koberwitz 1924“, GA 327, Seite 201

16 Zander, s.o., Seite 1587, Fußnote 54

17 Eckhard Henscheid; Gerhard Henschel: „Jahrhundert der Obszönität: Eine Bilanz.“ Alexander Fest Verlag, Berlin, 2000, Seite 141

60 Gedanken zu „… ein fortgeschrittener Dunghaufen ist das im Gehirn sich Ausbreitende …“

  1. … wie groß der anthroposophische Betrug ist, kann jeder selber überprüfen, wenn er die vom Anthroposophen Christian Clement zu „Philosophie“ verklärte Dissertation Rudolf Steiners “Wahrheit und Wissenschaft” liest – und in Rudolf Steiners vollkommene geistige Leere eintaucht …

    Rudolf Steiner, “Wahrheit und Wissenschaft”, online: http://anthroposophie.byu.edu/schriften/003.pdf

  2. was Christian Clement für die Anthroposophie ist, ist Jost Schieren für die Waldorfpädagogik:

    „Der Waldorf-Werber: Prof. Jost Schieren, Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft

    .

    +++ weltweit tätiger Waldorf-Pädagogik-Konzern sucht neues Image +++

    +++ briefing: präsentieren Sie bizarre Pädagogik so, daß sie völlig normal erscheint, und in einem nächsten Schritt für Eltern wünschenswert +++

    +++ Jost Schieren stellt Kampagne seiner Waldorf-Werbeagentur ‘Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft’ vor +++

    .

    Jost Schieren ist Professor für Waldorfpädagogik an der anthroposophischen „Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft“, Leiter des „Fachbereichs Bildungswissenschaft“, und verantwortlich für die (Waldorf-) Lehrerbildung.

    Dem „Waldorfblog“ gab Jost Schieren ein ausführliches Interview1, in dem er immer wieder das buzzword „Freiheit“ verwendet – in einer einzigen Antwort erstaunliche 7 mal:

    „Die Anthroposophie ist im Kern auf das Ideal des freien Menschen ausgerichtet.“
    „Freiheitsentwicklung als Teil des Weltgeschehens“
    „Freiheitsentfaltung unseres Menschseins“
    „Position der Freiheit“
    „Begriff der Freiheit“
    „Entwicklungsraum der Freiheit“
    „freien Persönlichkeitsentwicklung“

    Für Schieren macht einfach alles frei, was Anthroposophie ist. Wie die Waldorfpädagogik, die auf der Anthroposophie Rudolf Steiners (1861 – 1925) basiert.

    Über einen Vortrag Rudolf Steiners sagt Kurt Tucholsky: „Je größer der Begriff, desto kleiner bekanntlich sein Inhalt – und er hantierte mit Riesenbegriffen.“

    „Freiheit“: mit diesem Riesenbegriff macht Jost Schieren Werbung für die Waldorfpädagogik.

    .

    Reinkarnation macht frei

    Beim Werber Jost Schieren ist „Reinkarnation“ normal, wird zu einer weiteren „Sichtweise auf den Menschen“, die – Verkaufsargument! – von „Fremdbestimmung“ befreit:

    (…)“

    weiter: http://www.schiebener.net/wordpress/der-waldorf-werber-prof-jost-schieren-alanus-hochschule-fuer-kunst-und-gesellschaft/

  3. … was für eine dreiste „Mogelpackung Waldorfpädagogik“ der Anthroposoph Jost Schieren verkauft (siehe vorhergehenden Kommentar), sieht man auch an diesem Artikel:

    „‘Ich würde mein Kind nie an einer Waldorfschule anmelden’

    Heidrun G. war ein Jahr lang Lehrerin an einer Waldorfschule im Ruhrgebiet. Heute unterrichtet sie an einer staatlichen Schule und blickt kritisch auf ihre Zeit als Waldorfschullehrerin zurück.

    (…)

    „Die Waldorfpädagogik legt keinen Wert darauf, an den wissenschaftlichen Diskursen der Pädagogik teilzunehmen. Man hat ja Steiners Lehre.“ Waldorfschulen, das würden viele Eltern unterschätzen, seien vor allem die Schulen der anthroposophischen Bewegung.

    (…)

    In den unteren Klassen haben die Kinder Epochenunterricht über Zwerge und Gnome gehabt. Atlantis und Sagen waren Stoff im Fach Geschichte.

    (…)“

    zum vollständigen Artikel: http://www.ruhrbarone.de/ich-wurde-mein-kind-nie-an-einer-waldorfschule-anmelden“/1952

  4. Hartmut Traub, Alanus Hochschule und Rudolf Steiner:

    „Jeder Mensch ein Wissenschaftler!

    Die anthroposophische „Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft“ kämpft um eine Anerkennung der „Waldorfpädagogik“ als Erziehungs-„Wissenschaft“. Dazu muß zunächst für Rudolf Steiner, Begründer der „Anthroposophie“ und Waldorfschulen, ein neues, positives und neutrales Image erschaffen werden: weg vom „verstörenden“ Esoteriker Steiner, hin zum bedeutenden Philosophen Steiner. Hartmut Traub, Lehrbeauftragter der Alanus Hochschule, hielt dazu im Mai 2016 einen Vortrag, in dem er Steiner wie gewünscht „wissenschaftlich-philosophisches Denken“ bescheinigt.

    (…)

    Wenn Steiner sich selber vehement von der „materialistischen“ Wissenschaft abgrenzt, die Anthroposophie offensichtlich gegen elementare Prinzipien der wissenschaftlichen Methode verstößt – wie stellt man „Intersubjektivität“ bei einem Hellseher her? –, ist es von Hartmut Traub und der Alanus Hochschule doch sehr gewagt, Rudolf Steiner „Wissenschaftlichkeit“ zu bescheinigen. Aber wenn es nur um Image und Reputation geht, könnte man sich doch auch hier auf den Groß-Künstler Joseph Beuys beziehen, der sagte ja bekanntlich: „Jeder Mensch ein Künstler“. Mein Vorschlag, als neues Motto für die Alanus Hochschule: „Jeder Mensch ein Wissenschaftler!“. Dann auch Rudolf Steiner.“

    zum vollständigen Artikel bei „hpd“, „Humanistischer Pressedienst“: http://hpd.de/artikel/jeder-mensch-wissenschaftler-13429

  5. … ein neuer Artikel über Christian Clement, der auch gleich den ersten Kommentar dazu schreiben musste …:

    „Neue Zürcher Zeitung: „Werbung“ oder „Rezension“?

    Der Anthroposoph David Marc Hoffmann schreibt über Christian Clements „Rudolf Steiner kritische Ausgabe“

    Im Februar 2017 erscheint in der Neuen Zürcher Zeitung die dritte Rezension von David Marc Hoffmann, Leiter des „Rudolf-Steiner-Archivs“ in Dornach, zur „Rudolf Steiner kritische Ausgabe“ des Anthroposophen Christian Clement. Hat die NZZ ein neues Ressort „Anthroposophie“? Nein. Aber „Werbung“ für die Anthroposophie im „Feuilleton“? Was ist das? Ich frage die NZZ, schreibe eine E-mail …

    Rückblende, Prof. Helmut Zander, Experte für Rudolf Steiner und Autor des Standardwerkes „Anthroposophie in Deutschland“, schreibt 2013 in der Neuen Zürcher Zeitung: „Den politischen Höhepunkt dieser Auseinandersetzung markiert eine Stellungnahme der deutschen Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien. Sie kam 2007 zu dem Ergebnis, dass es Vorstellungen Steiners gebe, die ‘als zum Rassenhass anreizend bzw. als Rassen diskriminierend anzusehen’ seien.“1 Damit war es amtlich: Rudolf Steiner ein Rassist. Von nun an konnte man bei der Verteidigung Steiners nur noch verlieren. Also ging die Anthroposophie in die PR-Offensive, mit Christian Clements „Rudolf Steiner kritische Ausgabe“, „SKA“, die der Humanistische Pressedienst so einordnet: „Die Anthroposophie versucht seit Jahren, Rudolf Steiner ein neues, positives und neutrales Image zu geben: weg vom ‘verstörenden’ Esoteriker Steiner, hin zum bedeutenden Philosophen Steiner. Dass sich ein nach aussen hin renommierter Verlag, der ‘Frommann-Holzboog Verlag’, an dem anthroposophischen Betrug beteiligt, überrascht.“2 Überraschend ist auch die Rolle der NZZ: eine Rezension von David Marc Hoffmann hätte man vielleicht noch als „Versehen“ ansehen können, aber drei?3

    Am 17.02.2017 um 10:40 schrieb Andreas Lichte [an die NZZ]:

    Sehr geehrte Redaktion,

    David Marc Hoffmann, Leiter des „Rudolf-Steiner-Archivs“ in Dornach, ist Autor des Artikels – „Als die Anthroposophie noch «Theosophie» hiess“4 – der Neuen Zürcher Zeitung.

    Er rezensiert den 6. Band der „Rudolf Steiner Kritische Ausgabe“, an deren Entstehung er maßgeblich beteiligt war:

    David Marc Hoffmann veranlasste laut eigener Aussage die Zusammenarbeit der Verlage „frommann-holzboog Verlag“ und „Rudolf Steiner Verlag“.

    David Marc Hoffmann hat also ein persönliches und professionelles Interesse am Erfolg der „Rudolf Steiner Kritische Ausgabe“: seine Rezension in der Neuen Zürcher Zeitung hat den Charakter von „Werbung“.

    Fragen:

    – Warum veröffentlicht die Neue Zürcher Zeitung Werbung?

    – Warum kennzeichnet die Neue Zürcher Zeitung Werbung nicht als „Werbung“, um sie von einem redaktionellen Beitrag abzugrenzen?

    Mit freundlichen Grüßen

    Andreas Lichte

    Die Antwort der NZZ:

    (…)“

    weiter: https://www.schiebener.net/wordpress/der-anthroposoph-david-marc-hoffmann-schreibt-ueber-christian-clements-rudolf-steiner-kritische-ausgabe/

    1. Christian Clements falsche Darstellung Rudolf Steiners wird von Hartmut Traub unterstützt, z.B. so:
      Steiner StudiesInternationale Zeitschrift für kritische Steiner-Forschung / International Journal for Critical Steiner Research.
      Herausgegeben von Christian Clement und Hartmut Traub.“

      Hartmut Traub ist Professor an der anthroposophischen Alanus Hochschule:

      „Die Alanus-Hochschule erfindet einen neuen Steiner

      „Esoteriker“, „Rassist“, „Scharlatan“ sind heute übliche Bezeichnungen für Rudolf Steiner. Das möchte die anthroposophische Alanus Hochschule ändern (…)“, weiter: https://hpd.de/artikel/alanus-hochschule-erfindet-einen-neuen-steiner-18488

      1. … was wäre die Anthroposophie ohne Unterstützer aus der „bürgerlichen Mitte“? „Mitte“ – so wie: „Ayn Rand“ ist eine, Zitat Michael Blume, „große Liberale“ …

        „Der Antisemitismus-Beauftragte und die Anthroposophie

        Michael Blume, Antisemitismus-Beauftragter Baden-Württembergs, hatte bereits im Herbst 2020 die „Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland“ besucht, nun gab er der anthroposophischen Zeitschrift „info3“ ein Interview.

        (…)“

        weiter: https://hpd.de/artikel/antisemitismus-beauftragte-und-anthroposophie-19076

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