Das teure Hobby der Landräte – der Bau von Airports …

Anlässlich der nicht gerade glanzvollen Eröffnung des Regionalflughafens Kassel-Calden knöpft sich das Handelsblatt in der Ausgabe vom 4. April 2013 ein „teures Hobby der Landräte“ vor.

„Der Unfug mit den Geisterflughäfen“ steht da ganz dick und fett und provokant(?) über den Seite 12 und 13. Das Hobby der deutschen Landräte sei der Bau von Airports. Die schrieben dann allerdings größtenteils Verluste. Das störe nur vor Ort kaum jemanden, gibt die Finanzzeitung zu bedenken.

Ideen, Fakten und Folgerungen zum Flughafenbauboom aus Sicht des Handelsblatts (und wahrscheinlich auch aus der manch geplagten Steuerzahlers):

39 Verkehrsplätze sind viel zu viel
Regionalflughäfen sind in relativ geringer Entfernung zueinander. (Kassel-Calden ist nur eine halbe Stunde von Paderborn-Lippstadt entfernt und rund um Kassel liegen noch, alle in einer Stunde erreichbar, Dortmund, Erfurt, Hannover, Frankfurt und Münster/Osnabrück.) Nur sechs der deutschen Flughäfen erwirtschaften einen Gewinn. Doch die Frage sei nicht, ob das mit dem Flughafen klappt, sondern zu welchem Preis

Der Markt stagniert
Die Zahl der innerdeutschen Passagiere sinkt Die Wintershall-Zentrale möchte in Kassel-Calden mit dem Firmen-Airbus landen können!

Kritik an Subventionen wächst
Die EU-Kommission wittert unerlaubte Subventionen Kassel-Calden war eine Wahlkampfidee des ehemaligen hessischen Ministerpräsidenten Und: Der Steuerzahler wird „den Wettlauf um die Provinzpisten“ zahlen

Wir wiederholen: Nur sechs der deutschen Flughäfen erwirtschaften einen Gewinn. Der Rest, so das Handelsblatt, sei ein ausgesprochen teures Hobby von Lokalpolitikern, die mit Steuergeldern Gedächtnisbauten mit angeschlossenem Flugbetrieb in die Landschaft setzen.

Wie schön wäre es, wenn auch im Hochsauerlandkreis eine Diskussion über teure Hobbys und kostspielige Spielzeuge volle Fahrt aufnähme.

Im Übrigen ist der Flughafen Paderborn/Lippstadt, an dem auch der HSK als Gesellschafter beteiligt ist, gerade für 124 Stunden geschlossen, weil für 4,8 Mio Euro die Start- und Landebahn neu asphaltiert wird.

8 Gedanken zu „Das teure Hobby der Landräte – der Bau von Airports …“

  1. Es wäre tatsächlich höchste Zeit, dass die Diskussion um jedwedes politisches Renommierprojekt (von EURO bis Oversum) volle Fahrt aufnähme. Es ergäbe sich schnell die Stimmung des Vormärzes, als das Volk die Macht der Herrschenden in Frage stellte. Der zum Eigennutzmaximierer und myopischen Wahltaktierer entartete homo politicus in allen politischen Ämtern würde zweifellos entsorgt.

    Doch der Bürger ist zu träge, als dass er seine durch die Demokratie garantierte letzte Stimme tatsächlich einfordert. Er fordert vielmehr tumbes „panem et circenses“ wie im späten, verkommenen Rom.

    Aktuelles Beispiel Winterberg: Nicht etwa Millionengrab, drohende Schuldenknechtschaft und (vor allem!) Lösungsmöglichkeiten sind Thema beim Bäcker und an Stammtischen, sondern das möglichst unbelästigte und ausgelassene Feiern von Karneval und Schützenfest in neuen Lokalitäten. Indiz genug, dass unsere Gesellschaft in eine späte Phase der kulturellen Dekadenz eingetreten, das sensible System gesellschaftlicher Konsense instabil geworden und der darwinistische Selbstreinigungsprozess nah ist!
    Diese Erkenntnis kristallisiert sich ausgerechnet im Schützenfest, da dieses ursprünglich der Prüfung der Wehrfähigkeit der Bürgerschaft (sic!) diente, während es heute die Druckbetankung mit Alkoholika legitimieren muss.

    Einzig der Qualitäts-Journalismus in seinem Superlativ, der Bürger-Journalismus in diesem Blog ist mir in diesen trüben Tagen ein Licht im dunklen Tunnel. Wenn die vorausplanenden Etatisten den deutschen Michel und die breite Masse doch nur nicht mit Pisa und Hochschulreform des Lesens, Verstehens und kritischen Denkens entmächtigt und ihn so perfide entmündigt hätten!

  2. @Interessierter Bürger

    Dass allein eine Diskussion zu einer „Stimmung des Vormärz“ führen werde, kann ich kaum glauben. Die momentane Situation erinnert mich eher an die ‚Restauration‘, als die Monarchen nach den bürgerlichen Revolutionen ihre Wunden leckten und ihre Macht konsolidierten.

    Heute engagieren sich die Sieger des Kalten Krieges rund um den Globus und drücken jedem Zipfel dieser Erde ihren Stempel auf. Wir ‚kleinen Bürger‘ stehen da mit offenen Mündern und staunen, wie sich die Welt verändert. Und weil es uns so ängstigt, gehen wir glückselig auf unsere Feste, diskutieren über Nebensächliches und machen es uns zuhause so richtig gemütlich. Der ‚Biedermeier‘ des 21. Jahrhunderts.

  3. @Historix

    Berechtigterweise assoziieren Sie die Restauration! In der Arrondierung von Hoheitsgebieten und der Konsolidierung politischer Macht durch Sonnenkönige erklärt sie den Phänotyp des homo politicus im beginnenden 21. Jahrhundert zweifellos besser. Ebenso seine Refeudalisierungsagitation, seine einem üppigen Paragium ähnliche Beamtenbesoldung, seine palastartigen Renommierobjekte, seinen hinterhältigen Stimmenfang und die Fronarbeit des Steuerzahlers.

    Auch ich wollte zunächst die Restauration bemühen, doch mein Wunsch nach einer bürgerlich-revolutionären Bewegung insistierte und so verfiel ich schlussendlich auf den in Winterberg endlich in der Luft liegenden Vormärz. Dabei formulierte ich wie sie richtig einwerfen optimistisch, als ich von der revolutionären Wirkung einer Diskussion fabulierte. Doch ich musste den Anschein vermeiden, zum Rollen von Guillotinen in den Fichtenweg oder nach Berlin ermuntern zu wollen. Wobei wir Sauerländer keine Guillotinen rollen, sondern viel lieber Kälberstricke fachgerecht knoten!

    Übrigens:
    Wir „kleinen Bürger“ mit den offenen Mündern sollten uns nicht dem Eskapismus hingeben, sondern den Sieger des Kalten Kriegs zum Vorbild nehmen, uns also den US-amerikanischen Imperialismus zu eigen machen. So könnten wir unser anbieder(meier)ndes Schützenfest im Rahmen einer Appeasement-Politik um die Welt tragen, bei der nicht Stealth Bomber oder Kälberstrick, sondern massenorgiastischer Alkoholkonsum einem potenten Sedativum gleich als Kampfmittel dienen könnte.

  4. lt. Flugplan steuert Germania-Airline am 17.10.13 Taschkent (Usbekistan) an.
    http://www.flughafenkassel.de/?id=16

    Abflug ist an einem Donnerstag … – erweiterte Kegeltour ?

    Ka-Ca sollte ne Kooperation mit BER-Nord bzgl. des von Mehdorn geplanten Testbetriebs eingehen. Täglich sinnfrei ein paar Flieger hin und her zu schicken, trainiert zumindest das Airport-Personal an beiden Standorten. Kostet ein paar Euronen … – aber was soll’s?

  5. Schätze, nach Taschkent düst ein katholischer Männergesangverein aus dem westfälisch-hessischen Grenzgebiet zwecks Kopfstimmen-Proben und interkulturellem Austausch! Wer weiß, vielleicht fliegen Mehdorn und R. Koch gleich mit?

    Kommt die Maschine auch irgendwann zurück?

  6. Pardon, nach eingehenderer Betrachtung des Flugplans gehe ich nun davon aus:

    a) Bis zum 28.10. startet jeden Mo eine Maschine nach Malle
    b) Bis zum 24.10. startet jeden Do eine Maschine nach Split
    c) Bis zum 25.10. startet jeden Do eine Maschine nach Malle
    d) Vier „August-Flüge“ nach Antalya fallen ins Wasser
    e) Alle Angaben sind ohne Gewähr

  7. > d) Vier “August-Flüge” nach Antalya fallen ins Wasser

    Wenn sich kein „August“ mehr findet, um von Ka-Ca gen Antalya zu fliegen, sollte man mal die „Herberts“ umwerben …

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