Das Sauerland: von oben vergiftet von unten „gefrackt“. Die Tourismus-Marke „Sauerland“ ist in Gefahr.

Nach den Steinen das Erdgas. Steinbruch im Hochsauerland. Heute schon keine "reine Natur" (archiv: zoom)
Nach den Steinen das Erdgas. Steinbruch im Hochsauerland. Heute schon keine „reine Natur“ (archiv: zoom)

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es mit der Zeit eng werden könnte für den Exportschlager des Sauerlandes, nämlich für die Illusion der natürlichen, heilen Umwelt als Anreiz und Lockmittel für die Touristen und die Tourismus-Industrie.

Die Marke „Sauerland“ wird zur Zeit von oben vergiftet und von unten „gefrackt“.

Wir haben kürzlich sehr ausführlich über die möglichen Umwelt- und Gesundheitsschäden durch den industriellen Weihnachtsbaumanbau im Sauerland berichtet: hier oder hier oder auch hier.

Heute erinnert uns eine Pressemeldung der SPD Meschede an das nächste große Ausbeutungsprojekt der Energie-Konzerne, das Fracking auf der Jagd nach den letzten fossilen Energiespeichern.

Auf der Website der SPD Meschede können wir lesen:

„Der Energiekonzern Wintershall plant im Hochsauerland Gas aus Schiefergestein zu gewinnen. Auch im Mescheder Stadtgebiet sind dazu bereits im Sommer 2010 „Claims“ abgesteckt worden. Möglich wird der Abbau durch „Hydraulic Fracturing“, auch Fracking genannt. Eine Technik der unkonventionellen Gasförderung, die mit erheblichen Risiken verbunden ist. Deshalb hat die SPD-Fraktion zu diesem Thema nun einen Antrag an den Stadtrat gerichtet …“

Im anarchistischen Blog „Schwarze Katze“ aus Hemmer ist zur Methode des Frackings Folgendes zu lesen:

„Im Unterschied zu konventionellen Gasvorkommen, wo das Gas im Porenraum leicht gefördert werden kann, muss bei unkonventionellen Vorkommen das gashaltige Gestein zerrüttet werden. Die Methode dazu nennt sich Hydraulic Fracturing, kurz Fracking. Die unkonventionellen Gasvorkommen liegen tief unter der Erde in Schiefer- und anderen Gesteinsformationen und werden durch Fracking nach oben transportierbar. Fracking bedeutet, dass bei einer vertikalen Bohrung nach dem Erreichen gasführender Gesteinsschichten dort horizontal noch ein Stück weitergebohrt wird. Nun werden dort Unmengen von Wasser vermischt mit Sand und einem Mix aus Tonnen giftiger Chemikalien hereingepumpt, um dadurch unterirdische Sprengungen des Gesteins vorzunehmen. Durch Aufbrechen entstehen Risse und so löst sich das Gas aus den kleinen Zwischenräumen und kommt nach oben. Ein Teil der giftigen Brühe bleibt im Boden. Diese kann zu einer Gefahr für das Grundwasser werden, wenn sie durch Risse oder nie auszuschließende Erdverschiebungen nach oben gelangt. Eine große Gefahr für Gesundheit von Mensch und Tier droht, da die Chemikalien zum Teil hochgiftig und krebserregend sind und in den Nahrungskreislauf gelangen können. Beim Fracking werden unter anderem BTEX-Chemikalien verwendet. Das sind Benzol, Toluol, Ethylbenzol und Xylol. Insbesondere in landwirtschaftlich geprägten Gegenden kann ein Austritt dieser Chemikalien verheerende Folgen haben.“

Im Januar diesen Jahres hatten wir ebenfalls einen Bericht der SPD Meschede hier im Blog veröffentlicht:

„Wir stellen und ganz entschieden gegen die Verschmutzung der Umwelt, in der wir leben und die unsere zahlreichen Gäste im Winter wie im Sommer zur Erholung nutzen wollen. Niemand kann garantieren, dass die bei der Gasförderung verwendeten giftigen, krebserregenden Substanzen nicht in unseren Wasserkreislauf gelangen. Ich möchte allen Bürgern unserer Stadt ans Herz legen, sich zu informieren und Flagge zu zeigen – gegen die Zerstörung unserer Heimat. Und ich kann der Stadtverwaltung nur empfehlen, sich nicht von den Versprechen der Konzerne blenden zu lassen – Einnahmen aus der Gasförderung sind nichts wert, wenn das Trinkwasser ungenießbar ist, die Touristen ausbleiben, die Betriebe abwandern und die Grundstückspreise fallen.“

Diejenigen Touristenhochburgen wie beispielsweise Winterberg und Schmallenberg, die sich eventuell darauf berufen werden, dass das Fracking ja nicht unter ihrer Stadt den Erdboden in „Bimsstein“ verwandelt, sollten sich nicht allzu sehr auf das Unterscheidungsvermögen ihrer Kunden verlassen. Ab einer bestimmten Reizschwelle wird das gesamte Sauerland als „Fracking-Land“ wahrgenommen werden.

Da mögen in Zukunft die Winterberger noch so laut rufen, dass unter dem Kahlen Asten nicht gefrackt würde und dass die „Gift-Tännchen“ in Bestwig stünden.

Wenn der erste Gas-Hahn brennt und das erste Gift in der Ruhr oder gar im Trinkwasser oder auf dem eigenen Grundstück nachgewiesen werden sollte, wird der Tourismus im Sauerland vergiftet und die Profite der Tourismus-Industrie werden verbrennen.

Die Tourismus-Marke „Sauerland“ ist in Gefahr.

3 Gedanken zu „Das Sauerland: von oben vergiftet von unten „gefrackt“. Die Tourismus-Marke „Sauerland“ ist in Gefahr.“

  1. Fracking birgt unkalkulierbare Risiken für das Grundwasser. Was in den USA boomt, wird auch in Europa zum Einsatz kommen, denn damit lassen sich dann auch kleinteilige regionale Erdgasvorkommen wirtschaftlich erschließen. Nach einem Beschluss der Umweltbehörde von New York soll Fracking in der Nähe von Wasserschutzgebieten und auf staatlichem Land verboten werden. Auch in Frankreich hat der Protest erste Erfolge erzielt, die Niederlanden haben ein Moratorium erlassen und das Thema ist in der Öffentlichkeit von Deutschland angekommen. Die Formulierung „in der Öffentlichkeit angekommen“ deshalb, weil der US Multi Exxon Mobil bereits 2008 mit den Bohrungen begonnen hat. Die Sorgen des Wasserversorgers Gelsenwasser vor der Verseuchung des Untergrundes und damit des Trinkwassers sind auch deshalb so groß seit im Herbst bekannt wurde, dass „halb NRW in Erlaubnisgebiete zur Aufsuchung von unkonventionellen Erdgas eingeteilt ist.“ Die Bez.-Reg. Arnsberg hat heimlich still und leise bereits 19 Bergbauberechtigungen ausgestellt. In Deutschland kein Einzelfall: Auch die Arbeitsgemeinschaft Wasserwerke Bodensee-Rhein (AWBR) die 4 Millionen Menschen mit Trinkwasser versorgt, verlangt mehr Transparenz nachdem eher zufällig Pläne auftauchten, wonach sich eine Investorengruppe die Gebietsrechte zur Aufsuchung von Erdgas am Bodensee gesichert hatte.

    Bedenklich sind die Vorgänge in unserer Demokratie, weil Politiker, sobald etwas Kritik laut wird, ja immer schon dagegen waren, aber leider alle Claims schon vergeben sind, seit 2008 gebohrt wird, eher zufällig Pläne auftauchen, nachdem sich Investoren Gebietsrechte schon gesichert haben, bereits 19 Bergbauberechtigungen ausgestellt wurden etc..

    Der Antrag der SPD ist gut und richtig, jedoch weit entfernt vom eigentlichen Problem.
    Tatsächlich ist es umso wichtiger sich gegen die Profitgier der Großkonzerne zu Lasten der Umwelt zu stellen, sich gegen die Amtsträger zu stellen, die die Macht haben, 19 Bergbauberechtigungen auszustellen, aber auf einmal keiner politischen Richtung zu zuordnen sind und sich vor allem gegen die Energieverschwendung zu stellen, weil Fracking immer nur mit dem Energiehunger zu begründen ist. Bekanntermaßen nimmt Deutschland im Bemühen um die Reduzierung des Energieverbrauchs um 20% bis 2020 im europäischen Vergleich trotz bester Voraussetzungen den letzten Platz ein. Deutsche Kraftwerke gehören zu 90% 4 Energiegroßkonzernen die 80% unserer elektrischen Energie produzieren. Mit einem mittlerem Wirkungsgrad von nicht einmal 40% verschwenden Sie 60% der Energie. Auch die Umetiketierung auf die Vertriebsstruktur einer Hochsauerland Energie ändert daran nichts. Die Entscheidung für ein Klimaschutzteilkonzept zeigt, dass die Stadt Meschede an einer vollständigen Untersuchung nicht interessiert ist. Logischerweise können aus zusammengetragenem Halbwissen nur wenig wirksame Teillösungen abgeleitet werden. Zusätzlich dazu, zeigt die Beauftragung eines fachfremden Ingenieurbüros aus der Wasserwirtschaft, dass hier keine positive Entwicklung erreicht werden soll.

    Nicht nur den Bürgern von Wallen, sondern auch den Mönchen aus dem Kloster ist es möglich, eine moderne Heizung auf der Basis erneuerbarer Energien am Markt zu bestellen, zu betreiben und die Energieerzeugung und -verteilung über ein Wärmenetz zu übernehmen. Der Ratschlag der HST an die Stadt diesen Schritt nicht zu gehen, zeigt für mich die vollständige Inkompetenz der HST in solchen Sachfragen oder aber dass bei der Untersuchung eben dieses realitätsfremde Ergebnis heraus kommen soll. Mögliche Wege zur wirtschaftlichen Gesundung unserer Stadt sollen durch solche Aussagen versperrt werden. Für mich ein weiteres Beispiel für den gewollten Weg in eine immer größere Verschuldung, die schlussendlich auch dazu führen wird, aus Geldnot Fracking unter geheucheltem Bedauern akzeptieren zu müssen.

    Wenn die SPD davon tatsächlich abrücken will, muss sie nicht nur die Symptome behandeln, sondern die Ursachen bekämpfen. Die oben genannten Tatsachen zeigen deutlich, dass keiner der großen Parteien oder Wählergemeinschaft dies in der Vergangenheit auch nur ansatzweise ernsthaft versucht hat.

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