Winterberg-Elkeringhausen. Betreff: Flüchtlingssituation – 1. Offener Brief der Dorfvertretung an den Bürgermeister

Sind 40 Flüchtlinge zu viel für eine Ort wie Elkeringhausen im Hochsauerland?

Die Dorfgemeinschaft, vertreten durch den Ortsvorsteher und den CDU-Vorsitzenden, sieht die Lage kritisch. Ein zentraler Einwand ist die zentrale Unterbringung sämtlicher Flüchtlinge in einem einzigen Gebäude, dem Haus Maria.

Dies, so Andreas Fresen und Marc Honekamp, sei ein Abrücken von der erfolgreich praktizierten Strategie der „dezentrale[n] Unterbringung der Menschen mit ganz unterschiedlichen Herkünften, Religionen und Kulturen“.

Ist das Ganze nur Mimimi im tiefen Tal nach dem St. Florians-Prinzip mit vorgeschobenen Argumenten oder sind die Einwände berechtigt? Oder trifft gar beides zu?

Wie dem auch sei. Ich dokumentiere an dieser Stelle den Offenen Brief, wie er mir zugestellt wurde.

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Betreff: Flüchtlingssituation – 1. Offener Brief der Dorfvertretung an den Bürgermeister

Flüchtlingssituation

Elkeringhausen, 06. August 2016

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Eickler, lieber Werner,

die Flüchtlingssituation ist sicherlich eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Dennoch muss diese mit Bedacht und Weitblick angepackt werden, was auch großenteils in den Kommunen erfolgreich praktiziert wird. Hierbei ist die dezentrale Unterbringung der Menschen mit ganz unterschiedlichen Herkünften, Religionen und Kulturen eine sehr wichtige und – wie sich herausgestellt hat – eine richtige Vorgehensweise.

Umso unverständlicher scheint uns daher die zentrale Unterbringung von über 40 Flüchtlingen / Asylbewerbern in der Massenunterkunft „Haus Maria“ in Elkeringhausen. Nicht nur die Anzahl der Menschen in einer Unterkunft, die sich alles teilen müssen, wie bspw. eine einzige Küche, auch der Anteil mit über 10%, bezogen auf die Einwohner (353) von Elkeringhausen, ist u.E. deutlich zu hoch. Die negativen Erfahrungen der Vergangenheit mit den bisherigen zentralen Unterkünften in Grönebach und Winterberg sollten, auch in finanziell angespannten Zeiten, nicht dazu führen, diese Fehler zu wiederholen. Zwei bis drei Familie, in dezentralen Wohnungen wären für Elkeringhausen eine vernünftige Lösung gewesen. Hier könnte die Dorfgemeinschaft dann auch ehrenamtlich sinnvoll helfen.

In verschiedenen Sitzungen und auch div. Schriftstücken (Protokollen) war zu hören bzw. zu lesen (Zitat aus Mai 2016): „Elkeringhausen soll vollgemacht werden, da die Stadt dort einen Mietvertrag über drei Jahre habe und bereits in die Immobilie investiert hat. Andere Mietverträge sind in normaler Frist kündbar.“ Das, lieber Werner, ist ein ganz klares Abrücken von der „dezentralen Lösung“ hin zu einer Teil-Zentralisierung. Diese Art von Politik ist sehr umstritten und wird gerade in Elkeringhausen stark diskutiert und, man darf es auch mal sagen, schürt auch Bedenken und Ängste. Warum wird so etwas vorbereitet, wo man genau weiß, was das für Probleme mit sich bringt?!

Selbst in dem Arbeitskreis „Ehrenamtliche Flüchtlinge“ wird von erfahrenen Flüchtlingshelfern vor so einer Lösung gewarnt. Auch die bereits entstandenen sozialen Bindungen der Flüchtlinge / Asylbewerber, die mühsam aufgebaut wurden, gehen in den Dörfern, wo sie derzeit wohnen, verloren, wenn sie jetzt umgesiedelt werden. Das kann doch wohl nicht richtig sein?!

Am Donnerstag, den 04.08.16, wurde eine Einladung per E-Mail zu einer Sitzung für potentielle ehrenamtliche Flüchtlingshelfer für Montag, den 08.08.2016 seitens des zuständigen Sachbearbeiters (J.S.) der Stadt Winterberg an einige wenige Adressaten, wie bspw. den Ortsvorsteher versandt. Diese Veranstaltung soll mit ein paar wenigen Leuten im „Haus Maria“ in Elkeringhausen um 16:30 Uhr stattfinden. Wie es in der E-Mail heißt: „bitte…ein, zwei potentielle Integrationshelfer informieren. Wir treffen uns im Arbeitskreis in dieser Runde ja nur mit den Vertretern der Ortsgruppen, so dass es überschaubar bleibt. Ich weiß ja nicht, wie es sich bei euch entwickelt, einen „Gruppenkopf“ gibt es wohl noch nicht. Du triffst schon die richtige Wahl. Besten Dank.“

Interessant, wie die zuständige Kommune bzw. deren Mitarbeiter die Betreuung der Flüchtlinge vor Ort auf die Dorfbevölkerung abwälzen will. Das geht so aber nicht. Wenn man ehrenamtliche Kräfte gewinnen möchte, dann geht die Betreuung nur im kleinen Rahmen, mit kleinen Gruppen und die Info-Veranstaltungen müssen zeitlich so gelegt werden, dass überhaupt die Möglichkeit für die arbeitende Bevölkerung besteht, daran teilzunehmen. D.h., ein Abendtermin wäre angeraten. Da muss dann – aus unserer Sicht – auch mal ein städtischer Bediensteter abends teilnehmen. Anders ist das nicht zu machen! Wir ehrenamtlichen können uns nur nach Feierabend in unserer Freizeit engagieren.

Auszug aus dem Protokoll der letzten Arbeitskreissitzung: „Da die Ehrenamtler das Gebäude Haus Maria nicht kennen und insbesondere die ,,Familientauglichkeit“ in Frage steht, wird vereinbart, die nächste Besprechung vor Ort in Elkeringhausen durchzuführen. Termin: Montag, 8. August, 16.30 Uhr. Frage ist weiterhin, wie sich die Ortsgruppe Elkeringhausen entwickelt hat.“ Hier bleibt festzuhalten, dass es keine Ortsgruppe in Elkeringhausen gibt! Es gab lediglich erste Interessenten, die helfen wollen. Jedoch sind diese stark verunsichert und haben auch Angst vor einer Belegung bspw. nur mit jungen Männern, etc.. Familienhilfe ist sicherlich deutlich leichter zu organisieren.

Im Namen der Dorfgemeinschaft bitten wir darum, die zentrale Lösung zu überdenken und wenn es gar nicht anders möglich ist, die Bewohner sehr sensibel auszuwählen und evtl. Familien hier zu integrieren.

Vielleicht wäre es ratsam, wenn der Bürgermeister einmal eine abendliche Bürgerveranstaltung in Elkeringhausen durchführt?!

Anbei das unterschriebene Original im Scan, vor ab.

Mit freundlichen Grüßen

gez.

Andreas Fresen

Ortsvorsteher Elkeringhausen, (Mitglied im Rat der Stadt Winterberg)

Marc Honekamp

Ehrenbeamter der Stadt Winterberg, (Vorsitzender der CDU-Elkeringhausen)