Wenn Worte raus rutschen: Köhlers Afghanistan Interview – ungekürzt.

In unserem Briefkasten

Kinder und Köhler sagen die Wahrheit. Kinder immer, Köhler rutscht sie raus:

„Bundespräsident Köhler war in Afghanistan und hat für einige Verwirrung gesorgt. Erst vermittelte er Zweifel an der Kampfmoral deutscher Soldaten, dann äußert er sich im Deutschland-Radio:

“Es sei in Ordnung, wenn in Deutschland kritisch über den Einsatz der Bundeswehr diskutiert werde. Ein Land «unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung und damit auch Außenhandelsabhängigkeit» müsse aber zur Wahrung seiner Interessen «im Zweifel» auch zu militärischen Mitteln greifen.”
Diese Aussage wurde inzwischen auf der Homepage von Deutschlandradio wieder entfernt. Im vorliegenden MP3-Mitschnitt ist seine Aussage noch zu hören.“

Quelle: Grüne Linke

7 Gedanken zu „Wenn Worte raus rutschen: Köhlers Afghanistan Interview – ungekürzt.“

  1. Das vollständige, vom Deutschlandfunk nicht veröffentlichte Zitat lautet:

    „Meine Einschätzung ist aber, dass insgesamt wir auf dem Wege sind doch auch in der Breite der Gesellschaft zu verstehen, dass ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung und damit auch Außenhandelsabhängigkeit auch wissen muss, dass im Zweifel im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren zum Beispiel freie Handelswege, zum Beispiel ganze regionale Instabilitäten zu verhindern , die mit Sicherheit dann auch auf unsere Chancen zurückschlagen negativ durch Handel Arbeitsplätze und Einkommen. Alles das soll diskutiert werden und ich glaube, wir sind auf einem nicht so schlechten Weg.“

    Das deckt sich mit der Aussage des ehemaligen Verteidigungsministers Peter Struck aus dem Jahr 2002, deutsche Interessen würden am Hindukusch verteidigt.

    Das deckt sich ebenfalls mit der Werbung Kaiser Wilhelms II für den Bau einer starken deutschen Flotte mit den Worten „wie anders würden wir dann unseren blühenden Handel und unsere überseeischen Interessen fördern können!“

    Anfang des 20. Jahrhunderts war das imperiale Politik. Und was ist es heute?

  2. Die Aussage Köhlers selbst ist ein Skandal – aber dass die Medien über das Interview weder berichten noch es kommentieren, das finde ich noch skandalöser.

    Lediglich die Süddeutsche Zeitung erwähnt die oben zitierten Aussagen unseres Bundespräsidenten, kommentiert sie jedoch nicht.

    http://www.sueddeutsche.de/politik/bundespraesident-koehler-in-afghanistan-warum-hoere-ich-das-nicht-von-ihnen-1.948375

    In den Worten von Horst Köhler lag wohl zu viel Wahrheit, um den aufgeklärten Bürger damit zu konfrontieren. Krieg zur Durchsetzung deutscher Wirtschaftsinteressen, nein, dann lieber humanitäre Aktionen, Kampf gegen Frauen unterdrückende Taliban und rückständige Warlords in irgendwelchen Bergregionen. Nein, in Kriegszeiten gibt es keine Wahrheit.

  3. Eine Woche später haben die Medien das Thema endlich aufgegriffen. Und Köhler lügt: Er sei missverstanden worden. Nein, er ist genau richtig verstanden worden. Die Frage sowie seine Antwort im Interview bezogen sich auf Afghanistan und nicht auf die Einsätze gegen Piraten. Nachzulesen im inzwischen vollständig veröffentlichten Interview bei Deutschlandradio Kultur.

    http://www.dradio.de/aktuell/1191138/

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