Wahlplakate in Siedlinghausen: Fotos statt Themen?

Das einzige NichtParteienPlakat. Dabei hätte VERRÜCKT bestimmt gepassst. (foto: zoom)

Mich interessieren die Wahlplakate zu den verschiedenen Wahlen immer sehr. Manchmal kann man an den Plakaten schon sehen, wo die Parteien landen werden, öfter auch nicht.

Ich erinnere mich noch an die Zeit als die FDP mit blonden langbeinigen Frauen, von denen sich Silvana Koch-Mehrin als Plagiatorinnen und faule Europaabgeordnete entpuppte, gepunktet hat.

Auch der Hamburger FDP-Shooting-Star Katja Suding brachte Prozente durch Beinlänge.

Lange war die Bundes-FDP die hohlste aller Parteien. Diese Zeiten sind vorbei. Jetzt kommt der Dreitage-Bart mit 0815-Tiefsinn. Ein neues Role-Model: Christian Lindner als moderner Widerstandskämpfer.

Das befreundete Polit-Blog der Sauerländer Bürgerliste kommentierte gestern den bisherigen Wahlkampf der Plakate:

Wahlkampf im HSK:
In 5 Wochen ist Bundestagswahl, auch im HSK.
Die beiden großen Parteien haben Plakate für ihre Direktkandidaten aufgehängt; beide gehören derzeit dem Bundestag an.
Bei der CDU bestehen die Kandidatenplakate aus einem großen Foto, Vor- und Nachname des Kandidaten und den 3 Buchstaben des Parteinamens.
Bei der SPD ist es ähnlich. Statt nur die 3 Buchstaben zu nennen, wird allerdings dazu aufgefordert, am 24.09. diese 3 Buchstaben zu wählen.
Inhalte? NULL.
Noch nicht einmal ein einziges Schlagwort wird den potentiellen Wählerinnen und Wählern präsentiert.
Wird die Bundestagswahl 2017 jetzt zum Fotowettbewerb?

Keine Inhalte? Keine Schlagworte?

Ich bin heute die Hauptstraße von Siedlinghausen abgeschritten und habe mir die vorhandenen Wahlplakate der Parteien angeschaut. Es hingen keine Plakate der Grünen, der Linken, der Piraten und der AfD. Ich habe alles fotografiert, was mir zwischen Sorpestraße und Ortsausgang Richtung Olsberg vor die Linse kam.

Eine (parteien-)proportionale Auswahl:

So haben früher die Piraten-Plakate ausgesehen. (foto: zoom)

Ein bisschen Starwars ein bisschen digital. Die abgehackte Stummelsprache auf dem Lindner-Plakat ist nicht ungeschickt, aber ein Kunstprodukt. So spricht Lindner nicht.

Die Freien Wähler setzen auf den betrogenen Bürger. (foto: zoom)

Das „Land der betrogenen Dieselfahrer“ spielt mit Gefühlen. Im Gegensatz zur AfD sehen sich die Freien Wähler als „anständige Alternative“.

Die SPD setzt voll auf die Person. (foto: zoom)

Die SPD verzichtet auf Aussagen und setzt auf die Person. Ich grübele allerdings darüber nach, ob die Genossen der SPD Dirk Wiese bewusst über das Fahrradschild gehängt haben. Inhalt durch Kontextualisierung.

Scheitel sitzt. Muttis Liebling. (foto: zoom)

„Inhalte? NULL.“, trifft auf den Kandidaten der CDU zu. Sein Plakat habe ich erst in einer Nebenstraße gefunden. Er ist halt CDU, so wie die Mehrheit in Winterberg. Er braucht nichts zu sagen. Er sieht adrett aus. Er wird gewählt.

5 Gedanken zu „Wahlplakate in Siedlinghausen: Fotos statt Themen?“

  1. (Sensburgs) Scheitel sitzt. …

    Mmmh:
    „… und darüber ist kein Zweifel: dieser Scheitel sitzt rechts!

    Mein Favorit bzgl. FDP/Lindner-Kampagne:
    „Digital first. Bedenken second.“

    https://www.andrew-ullmann.de/wp-content/uploads/2017/08/Bildschirmfoto-2017-08-07-um-19.48.02.png

    Richtig HIP wäre dieser Spruch allerdings erst in dieser Schreibweise:
    „Digital first. B.denken second.“

    Hier noch ne Variation des Slogans aus 2016 (14.03.2016):
    http://www.lothar-esser.de/erst-digital/

  2. Ich finde es ja schon eine Frechheit, wie SPD und CDU ihre Kandidaten bewerben. Null Inhalt, null Hintergrund, null Gründe. Einfach nur der Name. Warum sollte ich diese Leute wählen? Warum sollen diese Leute mich im Bundestag vertreten? Auf Dirk Wieses Großplakat steht ja noch (sinngemäß) „Von hier“. Doch warum sollte das ein Argument sein? Viele Leute kommen von hier, doch nur ein Bruchteil davon dürfte geeignet sein mich und den HSK in Berlin zu vertreten.
    Man geht einfach schon davon aus, dass das Wählvieh schon wie üblich das Kreuz an der rechten Stelle machen wird.
    Dass sich viele Wähler aber gerade durch so etwas verarscht fühlen und dann zu Rattenfängern wie der AfD abwandern, wird dabei vollkommen ignoriert. Aber dann ist am Ende das Geheule ganz groß und alle fragen sich medienwirksam, wie denn so etwas passieren konnte.
    Mich macht dieser Wahlk(r)ampf nur noch wütend. Die Ignoranten ebnen den Faschisten den Weg.

    Und bei Linder frage ich mich immer, ob es ein Wahlplakat oder Werbung von H&M ist. Aber immerhin werden dort ansatzweise Inhalte vermittelt.
    Da lobe ich mir doch die Plakate der Linken, die auf Inhalte statt Köpfe setzt. Die Grünen habe ich mit ihrer Alibi-Politik für Reiche schon lange abgeschrieben und bin immer wieder entsetzt, wie schamlos sie auf ihren Plakaten den Wähler belügen.
    Ich hoffe nur, dass wir noch genug Manpower akquirieren werden, um auch flächendeckend zu plakatieren. Oder vielleicht gehen wir ganz andere Wege. Darüber werden wir in den kommenden Tagen noch sprechen.

  3. Ernsthaft?

    Man erwartet von einem Wahlplakat „Inhalte“?

    Man weiss doch selber genug über Partei und Kandidat, um zu wissen, wen man sicher nicht wählt:

    „Sie haben schon verstanden: meine Stimme bekommen Sie nicht!“,

    zu Tim Renner, Spitzenkandidat der SPD in Berlin-Charlottenburg, bei unserem Gespräch, hier Auszüge:

    https://www.schiebener.net/wordpress/hat-die-spd-die-warnsignale-gehoert-fehlersuche-auf-wahlkonferenz-in-bestwig/comment-page-1/#comment-72580

    Deshalb habe ich auch schon gewählt, um meiner Ansage an Renner Taten Folgen zu lassen.

    Und im HSK wüßte ich auch ganz sicher, wen ich nicht wähle:

    Dirk Wiese, der Hauptgrund hier:

    https://www.schiebener.net/wordpress/dieselgate-dokumentiert-acht-fragen-an-dirk-wiese-und-die-antwort/

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