Der Winterberger Tourismusdirektor Michael Beckmann ist ein höflicher, redegewandter und korrekter Mann. Als wir am vergangenen Dienstag um Punkt 19 Uhr im Café des Oversum saßen, sagte er mir frei weg, dass er mir nicht mehr Informationen geben würde als dem Redakteur der Westfalenpost, mit dem er am Tag zuvor gesprochen hatte.
Es reicht also völlig aus, sich den letzten Artikel in der Westfalenpost gründlich durchzulesen, um zu verstehen, dass die Probleme des Winterberger Schwimmbades sehr groß sind und wahrscheinlich auch in absehbarer Zeit nicht einfach gelöst werden können.
Die Vitalresort GmbH betreibt das Schwimmbad. Statt der kalkulierten 60.000 Badbesucher, wären bisher 30.000 Besucher gekommen.
Mit dem Stand der Westfalenpost, aber auch Stand unseres Gesprächs, gäbe es keine Zahlungsschwierigkeiten.
Auf unser Frage, wie es denn möglich sei, mit einer GmbH, die Besucherdefizite ohne baldige Insolvenz zu überstehen, antwortetet uns Michael Beckmann, dass die Vitalresort GmbH, sowohl die Winterberg Touristik, die Optisport GmbH als auch die MVZ als Pächter habe. Sowohl von diesen Seiten als auch durch Verrechnung der Hotelbadbesucher würden weitere Einnahmen erzielt.
Die Zahlen selbst wollte Beckmann nicht nennen.
Die Vitalresort GmbH werde zur Zeit von den beiden Vertretern der Gesellschafter geleitet. Nach dem „Weggang“ von Bernd Rüdiger aus „gesundheitlichen Gründen“, würden er, Beckmann, selbst und Gerhard Huber (Oversum Hotel) die Geschäfte gemeinsam leiten. Einen Geschäftsführer gäbe es zur Zeit nicht, und es sei auch nach Gesellschaftsrecht nicht nötig, in absehbarer Zukunft einen Geschäftsführer zu wählen.
Beckmann zeigte sich optimistisch, durch kurzfristige Maßnahmen wie die Senkung des Eintrittspreises bei Jahreskarten, Eintritt für Jugendliche und eine längere Verweildauer pro Eintritt (Sauna und Schwimmbad) den Anreiz für einen Besuch des Schwimmbades und des Sauna zu schaffen und die Besucherzahlen zu erhöhen.
Sollten diese Maßnahme nicht fruchten gäbe es u. a. folgende Optionen:
- die Stadt Winterberg schießt Gelder zu, um die Defizite der Vitalresort GmbH auszugleichen
- Der Investor schießt Gelder zu, weil er daran interessiert ist, das Vorzeigeprojekt „Oversum“ nicht zu beschädigen
- Die Stadt übernimmt das Schwimmbad in Eigenregie
Auf die gescheiterten s.a.b Projekte in anderen Kommunen angesprochen, zeigte sich Michael Beckmann informiert. Die Stadt hätte sich Leimen und Siegburg vor Ort angesehen.
Winterberg würde sich von all diesen Projekten dadurch unterscheiden, dass, egal was passiere, Winterberg ein Schwimmbad stehen habe. Ein Klage wie s.a.b. gegen Hechingen sei in Winterberg nicht möglich, da die Stadt ihre Verpflichtungen gegenüber der s.a.b. eingehalten habe.
Ich habe Michael Beckmann auf Unmut in der Winterberger Gastronomie-Szene angesprochen, dass er sich als Winterberger Tourismusdirektor einseitig für das Oversum engagiere, welches ja auch in einer gewissen Konkurrenzsituation zu anderen Hotels stehe.
Diesen Vorwurf, so Beckmann, könne er überhaupt nicht nachvollziehen, da er erstens mehr als ein notleidendes Hotel nennen könne, dem die Stadt Hilfe gewähre und zweitens sei er nicht für das Oversum-Hotel, sondern lediglich für die Vitalresort GmbH mit Schwimmbad und Sauna aktiv.
Fazit:
Das Gespräch hat mich nicht viel klüger gemacht. Zu den internen Abläufe zwischen den einzelnen Gesellschaften habe ich keine Zahlen erhalten.
Nach dem Gespräch bin ich noch ins Schwimmbad gegangen und hatte exakt Null Mitschwimmer. Im Fitness-Bereich war überhaupt nichts los.
Zwei Tage später habe ich das Schwimmbad erneut aufgesucht. Fünf Minuten lang „musste“ ich das Becken mit zwei anderen Schwimmerinnen teilen. Danach war ich allein. Im Fitness-Bereich war überhaupt nichts los.
Es bleibt vorerst das Geheimnis von Michael Beckmann, ob und wie die Vitalresort GmbH in der jetzigen Form gerettet werden kann.
Sobald es sich um ein PPP-Projekt also eine Peinliches Politiker Projekt handelt, was zudem wegen seiner Bürgerfeindlichkeit (beteiligte Personen und Institutionen könnte man auch mit A,B oder C anonym stellen) hinter verschlossenen stattfinden muss, weiss man, dass es einmal mehr den blöden ne Menge Geld kostet.
Wenn sich das Projekt grundsätzlich rechnen würde, bräuchte man keine bürokratischen Umwege, die weiteres Geld vernichten. Da sind mir Politiker lieber, die von vorne herein sagen: „Es ist ein Experiment von dem wir nicht sicher sind, ob es sich rechnet. Aber wir gehen extra für den Bürger keine teuren Umwege, damit das nicht noch oben draufkommt wenns schief geht!“
Also es wäre Ironie des Schicksals wenn Winterberg das Hallenbad tatsächlich übernehmen müsste! Kosteneinsparung durch ein Schwimmbad was nicht von der Stadt betrieben wird, war laut Stadt das Ziel!
Ich hoffe einfach, dass es keine großen Nachteile durch finazielle Konsequenzen gibt. Ich schätze das neue Hallenbad sehr, zum Einen aufgrund der vergleichsweise günstigen 10-er Karte und zum Anderen wegen der Größe des Beckens.
WDR Lokalzeit Südwestfalen vom 12.02.13 „Oversum unter Druck“: http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/rueckschau/2013/02/12/lokalzeit_suedwestfalen.xml
@Marker: Danke! Hatte ich schon gesucht und nicht gefunden.
Was mich wundert: aus den 700.000 Euro Zuschuss wurden erst 650.000 Euro und jetzt 600.000 Euro.
Enttäuschend, dass die Fernseh-Profis keine Hintergründe recherchiert haben.
@zoom: Keine Ursache.
Über diese Zuschusskürzung(en) habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Andreas Pieper (CDU) hatte ja vorgeschlagen, die für eine temporäre Eislauffläche vorgehaltenen 100.000 Euro besser zur Optimierung der Bäderanlage und/oder für ein spürbares Marketing einzusetzen. 600.000 Euro + 100.000 Euro macht 700.000 Euro. Aber, bei dieser Informationspolitik der Stadt Winterberg kann man nur spekulieren. Die Gerüchteküche brodelt also weiter!
@Marker: Die Realisierung einer Eislauffläche ist nach Michael Beckmann -wir hatten ihn darauf angesprochen- wegen irgendwelcher Emissionsschutzgesetze nicht oder kaum wahrscheinlich. Erstens Lärm und zweitens Emissionen aufgrund der Kühlaggregate. Meine Vermutung: die Eislauffläche könnte sowieso nicht realisiert werden, zumindest nicht zu den eventuell angedachten Bedingungen, und so sind die 100.000 Euro eben übrig.
Die Grün-Alternative Liste Leimen strickt jedenfalls munter die Liste gescheiterter PPP-Projekte weiter:
„Beim Gespräch mit zoom zeigt Tourismusdirektor Beckmann die üblichen Konsequenzen bei s.a.b.-Bädern auf, die ihre honeymoon-Phase hinter sich haben:“ http://gall-leimen.de/txt_sab4.htm
Gegenüber Willingen ist das natürlich wieder ein Wettbewerbsnachteil.
Der Betriebskostenzuschuss der Stadt wird vielleicht -der Wunsch ist der Vater des Gedanken bzw. der Zahl- kleingeredet.
Das Winterberger Gesicht was nun den Schwimmbadbereich leitet war ja auch im städtischen Schwimmbad bereits sehr bekannt. Ich denke das ist durchaus positiv!
Hätten sich die Verantwortlichen aus Winterberg mal das Oktopus Hallen und Freibadbad, in Siegburg und die damit gescheiterten PPP Verträge zwischen Siegburg und Herrn Wäscher, Rüdiger usw. mal gneauer angeschut hätten sie gesehen das in das Freibad die letzten 30 Jahre kein cent gesteckt wurde. Und das Hallenbad Oktopus was 2008 zusammen mit Hotel und Tauchturm gebaut wurde so viel Sicherheitstechnische Mängel und Baumängel hat das die Stadt Siegburg und damit der Steuerzahler noch lange für die Profite bzw. abgeschöpften Gelder der s.a.b. gerade stehen wird…2013 wird ein böses Erwachen für die Verantwortlichen auf beiden Seiten…wir hoffen das die Machenschaften bald aufgedeckt werden…Anzeichen gibt es….
sab für Bürger:
http://www.sab-bodensee.com/Sorgen-der-Buerger.1577.0.html
Genau das meine ich auch, das Geld was bisher für das Oversum aufgewendet wurde hätte das Freibad in tollem neuen Glanz erstrahlen lassen können… „Warum ändern was sich bewährt hat?“
Das Oversum bot ja scheinbar von vorne herein Risiken, daher gibt es auch den „Notfallplan“ oder wie sie das nennen. Das so etwas überhaupt nötig ist, hätte die Ratsmitglieder doch von Anfang an schon hellhörig werden lassen müssen.
@Leon
Heute abend im Oversum um 19.40 bis 20.20: allein im Schwimmbecken, obwohl es doch Freitag ist und die Niederländer Krokusferien haben. Wann und wie soll der Umschwung kommen? Im Optisport Fitnesscenter waren exakt Null Besucher.
Dann hättest du mal Donnerstagvormittag am Käppchen auf der Piste sein müssen, dann wüsstest du wo die Holländer sind 😀 … Die haben sich fast überrannt. Das Wintersportgeschäft läuft jedenfalls, so viel kann ich dir sagen.
Aus meiner Erfahrung wird das Schwimmbad genutzt wenn Urlauber zum Ski fahren hier sind, das Wetter aber nicht mitspielt. Das ist dann für das Schwimmbad gut. Das war nämlich das erste (und einzige) Mal, als ich andauernd angeeckt bin. Da war es aber schon so voll, dass ich abgebrochen habe.
Der Parkticketautomat ist nun jedenfalls abgedeckt und außer Betrieb 😉 …
@Leon: wo steht der überhaupt 😉 War’s denn wenigstens voll – außer den WassergymnastInnen?
Ich habe jetzt wieder beide Optionen: a) 20er Chip für Olsberg und die Restpunkte für das Oversum.
Bald steht der vermutlich garnicht mehr 😀 …
Es war jedenfalls jede Bahn belegt, aber es sind auch immer die gleichen Leute die ich da sehe. Neue Gesichter sieht man selten und oft sind es dann Gäste. Die Winterberger finden es anscheinend nicht so toll …
Keine Ahnung warum, aber zum Schwimmen finde ich es ideal!
Ziemlich beste Freunde:
http://politikfotogermany.wordpress.com/2012/10/08/kommunen-melden-beratungsbedarf-bei-sab-ag-an/