Augenblicke im Haus der Geschichte (Bonn): Neheim und die Sünderin

„Die Sünderin“ war eine Schande für das christliche Neheim. Plakat im Haus der Geschichte. (foto: zoom)

„Die Sünderin ist ein deutscher Film aus dem Jahr 1951. Er war auch wegen des nachfolgenden Skandals der Durchbruch der Schauspielerin Hildegard Knef. Der Film feierte seine Erstaufführung am 18. Januar 1951.“[1]

Auf Wikipedia lese ich weiter[ebenda]:

„Die Handlung dreht sich um das Zusammenleben der Prostituierten Marina mit ihrem Freund, dem Maler Alexander.

Marinas Mutter „betrügt“ im Zweiten Weltkrieg ihren Stiefvater, der von der Gestapo verhaftet und eine Zeit lang inhaftiert wird. Marina wird vom Stiefbruder verführt, welcher daraufhin von ihrem Stiefvater offenbar erschlagen wird. Marina verliebt sich in den gescheiterten Maler Alexander, der an einem Gehirntumor erkrankt ist, der ihn erblinden lässt. Beide reisen nach Italien, wo sie vorübergehend ein glückliches Leben führen. Um die Operation zu finanzieren, versucht Marina, wieder ihrem alten Gewerbe nachzugehen. Dies gelingt ihr nicht. Jedoch trifft sie auf den Operateur, der Alexander eine heilende Operation in Aussicht gestellt hat und nun bereit ist, diese gratis durchzuführen. Die Operation stellt das Sehvermögen Alexanders wieder her und das Paar verbringt eine gute Zeit in Wien. Als Alexanders Sehvermögen nachlässt und eine Erblindung unabwendbar ist, beschließt Alexander, aus dem Leben zu scheiden. Marina reicht dem lebensmüden Alexander mit dessen Wissen ein Glas mit einer Überdosis Schlafmittel (Veronal), welches er zu sich nimmt. Anschließend nimmt sich auch Marina das Leben.“

Nun, Hildegard Knef war die kulturelle Ikone meiner Elterngeneration. Wenn „Die Knef“ per Fernsehen ins Wohnzimmer eindrang, veränderte sich die Atmosphäre – etwa so, wie später bei den Beatles oder Rudi Dutschke.

Wobei es bei „Der Knef“ anders war. Dutschke, die Beatles – sie gehörten nicht dazu, waren Fremdlinge. Hildegard Knef hingegen war die mal heimlich, mal offen bewunderte entfernte Verwandte, die in der Welt Dinge erlebte, die im Wohnzimmer unsagbar blieben, bis eben diese Knef durch das Fernsehen hineinwehte und alle gebannt an ihren Erzählungen und Erlebnissen hingen.

Gesang, Schauspiel, die rauchige Stimme, das freche Auftreten. Bewunderung und Schaudern.

Filmplakat im Haus der Geschichte in Bonn (foto: zoom)

Bei der Sünderin waren es allerdings nicht nur die nackten Brüste, die die katholischen und evangelischen Geistlichen auch der Stadt Neheim erregten, sondern

„die Thematisierung von wilder Ehe, Prostitution, Vergewaltigung, Sterbehilfe und Selbstmord.

Jürgen Kniep schrieb dazu: „Die Annahme, dass die Kirchen gegen die wenige Sekunden lang zu sehenden Brüste der Schauspielerin zu Felde gezogen seien, ist zwar aus dem heutigen Mythos Sünderin nicht wegzudenken, entbehrt aber jeder Grundlage.“ Erst Ende der 1960er Jahre wurde diese Verbindung hergestellt.“

Der Film und sein Titel wurden zum Mem[2] einer Generation, deren verkrustete Moral in der Nachkriegsszeit langsam aufbrach und damit auch ein Vorläufer der sogenannten 68er-Revolution.

Ich habe ihn nie gesehen.

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[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Die_S%C3%BCnderin

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Mem