Ein Sumpf ohne Boden – Schweinereien auf der Insel

Echte Schweine in englischer Landschaft (foto:chris)
Schweine in englischer Landschaft (foto: chris)

Erst die ökonomische Krise und nun die Medienkrise, die gleichzeitig eine moralische ist und schon morgen eine politische sein kann.

Schon lange werden Handys Prominenter von Mitarbeitern der zum Murdoch Konzern gehörenden „Sun“ (wie „Bild“, nur noch schlimmer) bzw. ihrer nun in die Schlagzeilen geratenen Sonntagsausgabe „News of the World“ im Königreich gehackt. Nur so, meinten die Verantwortlichen, sei noch mehr Umsatz des Blattes möglich. Und der Leser machte willig mit, schließlich versüßen Details über das Leben der Schönen und Reichen die Tristesse des eigenen Alltags.

Doch was nun ans Tageslicht kommt, dass ist ein Abgrund, der Boden ist nicht zu erkennen: Da wurde das Handy eines entführten Mädchens gehackt, Nachrichten auf der Voicemail gelöscht, sodass die verzweifelten Eltern dachten, sie würde noch leben, obwohl sie schon tot war.

Für die rührseligen Geschichten über gefallenen britische Soldaten zapfte „Journalisten“ die Handys der Hinterbliebenen an, sie hackten sich in die Leitungen der Menschen, die ihre Verwandten bei einem Bombenanschlag auf einen Londoner Bus verloren hatten.

Und dies ist nur die Spitze des Eisbergs. Inzwischen wurde bekannt, dass verantwortliche Mitarbeiter von „News of the World“  Massen an E-Mails gelöscht haben, die bis ins Jahr 2005 zurück reichen.

Dem britischen Premier Cameron wird zum einen die Wahl seines ehemaligen Kommunikationschefs Andy Couson vorgeworfen, zum anderen jedoch auch seine Nähe zu der ehemaligen Herausgeberin der Zeitung „News of the World“  Rebekah Brooks.

Viele haben lange mitgespielt. Alle wollten die Unterstützung der Murdoch-Presse. Das galt für Labour, das gilt nun für die Konservativen. Die Polizei schaute weg,  Prominente ließen sich durch eine finanzielle Entschädigungen besänftigen. So ging alles seinen Gang,  „business as usual“. Bis  nun die britische Zeitung The Guardian die Hintergründe beleuchtete, sie öffentlich machte und ständig neue Details publiziert.  Nun endlich sind Presse, Politiker, Publikum und Justiz in Bewegung geraten.

„News of the World“ wird geschlossen, die Mitarbeiter entlassen. Sie werden sicher nicht die einzigen Opfer dieser „Schweinerei“ bleiben. wie die Süddeutsche Zeitung heute diesen Skandal nennt.

Studiengebühren im Königreich – Self-inflicted pain?

Kings College Chapel in Cambridge (foto: chris klein)
Kings College Chapel Cambridge (foto: chris)

Im vergangenen Jahr beschloss die konservative britische Regierung die Anhebung von Studiengebühren auf maximal £9000. Dies könnte sie jetzt selber viel Geld kosten.

Studenten protestierten, die Regierung wurde für ihre unsoziale Politik kritisierte. Sie rechtfertigte sich damit, dass sie einen stärkeren Wettbewerb der Universitäten untereinander herbeiführen wollte, denn jede Universität kann ihre Gebühren selber festlegen.

Die Regierung von David Cameron hatte bei der Erhöhung der Studiengebühren gehofft, dass lediglich die prestigeträchtigen Universitäten wie Oxford und Cambridge ihre Studiengebühren auf £9000 anheben würden – doch weit gefehlt. Es werden immer mehr Universitäten, die die vollen Gebühren von ihren Studenten kassieren wollen.

Wie  der Guardian heute berichtet, muss die britische Regierung nun feststellen, dass die hohen Studiengebühren sie selber teuer zu stehen kommen werden.  Sie hat sich verrechnet. Mehrkosten für das Studium haben zur Folge, dass der Staat mehr Geld für Student Loans ausgeben muss. Das sind zinslose staatliche Kredite für Studierende. Alternativ könne allenfalls der Bildungsetat insgesamt gekürzt werden.

Studiengebühren waren im Vereinigten Königreich erst im September 1998 in Höhe von £1,000 im Jahr eingeführt worden. Im vergangenen Jahr lagen sie bei £3,290 und nun bei £9.000. Das hat mit deutscher Bildungsfinanzierung natürlich gar nichts zu tun.