Ich gebe an dieser Stelle ungefiltert und unbearbeitet die Pressemitteilung des Sauerländer Bürgerliste wieder. Das Thema ist sehr vielschichtig und voller interessanter Facetten, aber ich komme zur Zeit nicht dazu, mich tiefer hineinzuknien 🙁 )
Nur eine kleine Vorbemerkung:
Mit der Einrichtung des Schulzweckverbandes Winterberg-Medebach hätte es die Möglichkeit gegeben, über eine Gesamtschule Winterberg nachzudenken. Winterberg verfügt über eine Hauptschule und ein Gymnasium. Medebach über ein auf Sek I amputiertes Gymnasium. Es gab im Raum Hallenberg, Medebach, Winterberg keine Realschule. Hallenberg hat nun einen Realschulzweig an die Hauptschule angegliedert.
In Olsberg wird bei sinkenden Schülerzahlen die Realschule in naher bis mittlerer Zukunft mit der Hauptschule verbunden. Eine gymnasiale Oberstufe wird dort nicht entstehen.
Meiner Einschätzung nach wollen die Bürgermeister in ihren Gemeinden nicht alleine mit einer Hauptschule sitzen bleiben. Denn bei allen Euphemismen von Frau Sommer & Co sickert auch im Hochsauerland immer mehr der Gedanke ein, das die Haupschule eine „Resteverwertungsschule“ ist bzw. sein könnte. Die Bürgermeister sehen in einer Gemeinde, die lediglich eine Hauptschule anbietet, einen Standortnachteil.
Da zur Zeit alles und jedes evaluiert wird, bin ich sehr dafür, den Wunsch der Bevölkerung nach möglichen Schulformen zu evaluieren.
Die sinkenden Schülerzahlen werden Änderungen der schulischen Organisationsformen erzwingen. Die Frage dabei ist, ob die Richtung politisch diskutiert wird oder wie bislang üblich von oben dekretiert.
Jetzt aber die Pressemitteilung von heute:
Sauerländer Bürgermeister wünschen keine Gesamtschulen im HSK
Im Gegensatz zu vielen anderen Landkreisen und Städten in NRW besteht im Hochsauerlandkreis für Schülerinnen und Schüler immer noch nicht die Möglichkeit des Besuchs einer Gesamtschule.
Als es im Oktober 2008 in Pressemitteilungen hieß, die Stadt Lippstadt starte bei den Eltern von rund 2000 Grundschülerinnen und –schülern eine Befragung nach dem Wunsch und dem Bedarf einer Gesamtschule, griff die Kreistagsfraktion Sauerländer Bürgerliste dieses Thema auf und stellte an den Landrat den Antrag „Befragung der Eltern von Schülerinnen und Schülern der ersten drei Grundschulklassen nach dem Wunsch und dem Bedarf der Einrichtung ein oder mehrerer Gesamtschulen im Kreisgebiet“.
Der SBL-Fraktion war bei der Stellung des Antrags sehr wohl bewusst, dass nach dem Schulrecht NRW nicht der Kreis, sondern die Städte und Gemeinden des HSK die Schulträger sind. Trotzdem hält es die SBL für sinnvoll, eine gemeindeübergreifende Umfrage unter Federführung und Koordination der Kreisverwaltung durchzuführen. Denn bisher bestehen wenig Erkenntnisse darüber, ob und in welchen Städten und Gemeinden Eltern Interesse an der Einrichtung einer Gesamtschule haben. Hinzu kommt, dass 11 von 12 kreisangehörigen Gemeinden zu klein für die Einrichtung einer nur für eine Gemeinde bestimmten Gesamtschule sind. Daher ist es nach Meinung der SBL sinnvoll die Bedarfsfeststellung nicht nur innerhalb einzelner Gemeinden durchzuführen, sondern für den gesamten HSK. Im nächsten Schritt könnte dann im Einvernehmen mit den Kommunen eine gemeindeübergreifende Planung für die Errichtung einer oder mehrerer Gesamtschulen erfolgen.
Per Verwaltungsvorlage empfahl nun der Landrat den Mitgliedern des Kreisausschusses und des Kreistags den Antrag der SBL-Fraktion abzulehnen.
Zur Erläuterung und Begründung teilte der Landrat mit, der Antrag sei zum einen nicht fristgerecht für die nächste Sitzung des Schulausschusses eingereicht worden, zum anderen sollte das Antragsbegehren zunächst im Rahmen der Hauptverwaltungsbeamtenkonferenz am 12.11. mit den Bürgermeistern diskutiert werden. Die Bürgermeister hätten am 12.11. einmütig den Beschluss gefasst den Antrag abzulehnen, „da es sich bei dem Thema nicht um die Angelegenheiten und die originären Zuständigkeiten des Hochsauerlandkreises handelt“.
Der Landrat stellt in seinem Schreiben dar, dass für Städte und Gemeinden „die Verpflichtung der Einrichtung einer Gesamtschule besteht, wenn in ihrem Gebiet ein Bedürfnis besteht und die dafür notwendige Mindestgröße (vier Parallelklassen pro Jahrgang – 112 Schüler/innen) dauerhaft erreicht wird. Die Gemeinden können Gesamtschulen dauerhaft auch im Zusammenhang errichten. Für den Fall, dass die Zusammenarbeit nicht zur Errichtung führt, ist der Kreis verpflichtet.“
Weiter heißt es im Schreiben des Landrats an die SBL-Fraktion: „Das Initiativrecht – und somit auch die Bedarfsabfrage bei den Eltern – ist laut Schulrecht vorrangig Angelegenheit der örtlichen Ebene. Der Hochsauerlandkreis würde – sofern er dem Antrag der SBL nachkommt – in die Rechte der örtlichen Schulträger eingreifen.“
Mit anderen Worten, es ist Aufgabe der Städte und Gemeinden eine Elternbefragung nach dem Wunsch und dem Bedarf einer oder mehrerer Gesamtschulen durchzuführen.
Es bleibt abzuwarten, ob die Bürgermeister den Antrag der SBL-Kreistagsfraktion aufgreifen und endlich die entsprechenden Elternumfragen starten. Die Stadtverwaltung Lippstadt gibt sicher gerne
Auskunft darüber, wie und mit welchem Ergebnis die dortige Elternbefragung durchgeführt worden ist.Handlungsbedarf sieht die SBL-Kreistagsfraktion auch bei der Kooperationsbereitschaft des Landrats und der Bürgermeister. In den nächsten Jahren werden die Schülerzahlen weiter drastisch abnehmen. Der finanzielle Spielraum sowohl des Kreises als auch der Gemeinden wird noch enger werden. Deshalb hält die SBL-Kreistagsfraktion einen Ausbau der Zusammenarbeit zwischen Kreis und Gemeinden sowie der Gemeinden untereinander für wichtig.
Sauerländer Bürgermeister wünschen keine Gesamtschulen im HSK…. und die Kreistagsmitglieder wünschen sie auch nicht!
Heute war die letzte Kreistagssitzung dieses Jahres. Auf der Tagesordnung stand u.a. der Antrag der SBL-Fraktion „Befragung der Eltern von Schülerinnen und Schülern der Grundschulen nach dem Bedarf und dem Wunsch der Einrichtung einer oder mehrerer Gesamtschulen im HSK“.
Wie (fast) immer bestand bei der Mehrheitsfraktion (CDU) größt mögliche Einigkeit. Der Antrag der Sauerländer Bürgerliste wurde abgelehnt; denn das sei keine Angelegenheit des Kreises. Man wolle den Bürgermeistern nichts vorschreiben. Und überhaupt…..
Größt mögliche Einigkeit bestand auch bei der SPD-Fraktion. Der Frakionsvorsitzende äußerte zwar, er fände den Antrag in der Sache sinnvoll. Trotzdem wurde er von ihm und allen anderen SPD-Kreistagsmitgliedern abgelehnt.
Die FDP lehnte den Antrag komplett und kommentarlos ab.
Der Fraktionssprecher der Grünen Fraktion gab dem Fraktionsvorsitzenden der SPD-Fraktion recht und konstatierte, man müsse neue Schulformen finden und lehnte dann zusammen mit seiner Fraktionskollegin den SBL-Antrag ab.
Zuvor hatte der Fraktionssprecher der Sauerländer Bürgerliste eindringlich auf die, dem Sauerland ins Haus stehenden, gravierenden demographischen Veränderungen hingewiesen. Die Schülerzahlen würden in den nächsten Jahren dramatisch einbrechen. Weitere Schulschließungen wären nicht zu vermeiden. Auch unter diesem Aspekt mache es Sinn, dass sich Städte und Gemeinden bzgl. des Schulangebotes vernetzen, so wie es in anderen Landkreisen, wie z.B. in Holzminden, bereits geschehen ist.
Der Vollständigkeit halber erwähne ich noch, dass die beiden Mitglieder der SBL-Fraktion für ihren Antrag stimmten.
Eine letzte Bemerkung: Eine Kreistagssitzung ist trotz der gewöhnlich vorherrschenden fraktionsübergreifenden Einigkeit immer wieder ein höchst interessantes Erlebnis! Schade nur, dass sich die Sauerländer Bürgerinnen und Bürger so desinteressiert zeigen!
Zuhörer – Fehlanzeige. Klar ist doch, wenn niemand das Parlament kontrolliert, macht das Parlament was es will.
Werden Kreistagssitzungen nicht ab und zu von Schulklassen im Rahmen des Politikunterrichts besucht? Das wäre doch der erste Schritt, um die Tätigkeit dieser Institution den Bürgern (egal welcher Couleur) nahe zu bringen. Ich denke drüber nach …
Seit über 2 Jahren verfolge ich regelmäßig die Kreistagssitzungen und ab und zu auch Ausschußsitzungen. Bisher habe ich im Zuschauerbereich keine Schulklassen entdeckt. Gewöhnlich verfolgen von da oben lediglich 5 oder 6 Kreistagsbeschäftigte die Sitzung. Einmal hörte der FDP-Vorsitzende von Meschede interessiert zu. Ein anderes mal war, aus einem ganz bestimmten Grund, der Bürgermeister von Bestwig anwesend. Ab und an sitzen ein oder zwei Mitglieder der Grünen da. Nur ganz selten entdeckte ich Zuhörer/innen die ich nicht zuordnen konnte.
Die Kreistagssitzung beginnt regelmäßig an einem Freitag um 15.00 Uhr mit einer Bürgerfragestunde. So steht es zumindest in der Tagesordnung. Noch nie habe ich einen Bürger etwas fragen gehört.
Schüler zu einer Sitzung ins Kreishaus zu verfrachten, ist eine gute Idee!
Momentan liegen mir die Sitzungstermine 2009 nicht vor.
Aber da komme ich bald ran. So viele sind es ja eh nicht.
Hier die (vorläufigen) Sitzungstermine des Kreistags für das kommende Jahr:
Freitag der 27.02.2009 (vermutlich ab 15.00 Uhr)
Freitag der 26.06.2009 “
Freitag der 25.09.2009 “
Freitag der 04.12.2009 „
Vielen Dank 🙂