Regionale 2013 für Meschede: Leitprojekt oder Leid-Idee?

Ist die Regionale eine Leid-Idee? (grafik: denkmal)
Ist die Regionale eine Leid-Idee? (grafik: denkmal)

Meschede hat in den vergangenen Jahren einen gewaltigen Problemberg angehäuft. Ich* möchte hier nur vier nennen, die nicht von der MbZ* herbeigeredet werden, sondern auf neutralen Quellenangaben beruhen:

1. Die wirtschaftliche Lage gem. Haushaltsplan unter den angegebenen Seiten:
Meschede hat 40 Mio. € Schulden(Seite 40), der Fehlbetrag nur für 2011 beträgt fast weitere 20 Mio. bestehend aus 8,5 Mio. € Neuschulden (Seite 19), zusätzlich benötigtem Eigenkapital 8,5 Mio. € (Seite 37) und einen zusätzlichen Fehlbetrag von 2,6 Mio. € den man medial der SPD anhängt.

Fazit: Der Haushaltsplan wird immer abgenickt, Vorschläge zur positiven Veränderung der wirtschaftlichen Lage Meschedes sind Mangelware. Mit den bisher eingeleiteten Maßnahmen zur Steigerung der Einnahmen der Stadt können keine wesentliche Verbesserung in Verbindung gebracht werden, also sind sie nutzlos.

2. Die Entwicklung des Einzelhandels gem. Untersuchungen des „GFK“:
Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) untersucht regelmäßig die Veränderungen im Bereich des Einzelhandels und stellte für Meschede folgende Entwicklung fest:

2001 = Wert 102,2; 2003 = Wert 97,3; 2005 = Wert 93,5; 2007 = Wert 90,1; 2009 = Wert 84,5. 100 ist der Mittelwert; alles, was darüber ist, ist erfreulich und alles, was sich darunter bewegt, ist sehr unerfreulich. Der Wert von 84,5 im Frühjahr 2009 ist deshalb so erschreckend, weil es vor der Hertie-Schließung war.

Fazit: „Meschede – hier gefällts mir“ sagen statistisch gesehen immer weniger Menschen und kaufen woanders ein.

3. Die Stadtgestalt:
Meschede ist an zentralen Punkten hässlich wie die Nacht dunkel ist.
Wir glauben nahezu jeder wünscht sich eine vergleichbar hohe Lebens- und Innenstadtqualität wie sie in Münster existiert und zusätzlich eine wirtschaftliche Entwicklung der Innenstadt mit seinen Geschäften wie wir Sie z.B. aus Neheim kennen.

4. Die Kommunikation
In Meschede herrscht die Meinung vor, dass ignorieren, verschweigen, falsch darstellen und über Werbung unerfüllbare Wünsche wecken, sei ein guter Weg mit den Problemen um zu gehen. Statt die Probleme zu lösen, werden nach Vorbild der „0815-Bank“ aus dem TV-Spot Plakate aufgeklebt. Meschedes Probleme sind nicht fehlende Werbung. Der Ausdruck „wir sind auf einem guten Weg“ bei stetig steigender Verschuldung erinnert stark an die ständigen Erfolgsmeldungen von Erich Honecker nach dem Motto: „Vorwärts immer, rückwärts nimmer!“

Zur Regionale:
Eine Kommune ohne Probleme braucht auf eine erfolgreiche Teilnahme nicht zu hoffen. Das Regionaleprojekt der Stadt Meschede zeigt, insbesondere dann wenn man 3 Sterne erhält, wie erschreckend groß die Probleme sind und gibt, ungeachtet dessen wer die Misere hat entstehen lassen, die Chance das Ruder herum zu reißen. Die MbZ hat bei jeder Gelegenheit, Kreativwoche, Ausschüssen, etc. das Regionaleprojekt immer unterstützt und versucht mit Ergänzungen eine größere Wirkung zu erzielen.

Die Regionale hätte Ausgangspunkt sein können für ein tatsächliches Angehen der Probleme und zur Stadtgestaltung. Leider wurden frühzeitig Grenzen gesetzt an denen übergreifende Gedankengänge abprallen und das freundliche Gesicht des Projektes mutiert zur Oberflächenretusche.

Beispiel:
Ruhrpromenade (Fritz-Honsel-Str. oder besser „Straße der Insolvenz“?). Die Optik dieser Promenade wird in Zukunft geprägt werden durch, das ehem. Hertie-Kaufhaus, Ersatzparkplätze für die entfallenden am Winziger Platz, das große Zweckgebäude der Feuerwehr mit großen Rangierflächen, dann kommen weitere Parkflächen der Feuerwehr, ein Verkehrskreisel, eine Betonbrücke und auf der anderen Seite Parkplätze. Bei soviel Verkehrsplanung wird mein Auto bestimmt ein „Promenadengefühl“ bekommen.

Ob sich dieses Gefühl bei Fußgängern und Radfahrern einstellt ist fraglich.

Prägend für die Optik ist auch das Hertie-Kaufhaus. Der Investor Bövingloh will ein möglichst billig saniertes Gebäude möglichst teuer verkaufen. Die Abwicklung dieses Geschäftes wird kaum länger als 2 bis 3 Jahre dauern. Danach ist der Investor weg und die Stadt hat eine die Innenstadt maximal prägende Immobilie.
Man braucht höchstens 1 Stunde im Internet um zu ermitteln, welche Bestandteile im Zusammenhang mit großen Einkaufszentren für eine Stadtentwicklung positiv sind und welche man vermeiden sollte. Ergebnis: Hier hat der Deal eines Geschäftsmannes größtes Gewicht. Die Zukunft Meschedes findet bei Entscheidungen keine Beachtung. Dabei geht es nicht um Zukunftsideen, sondern um Grundlagen nach denen seit Jahren verantwortungsvolle Stadtplaner arbeiten und Projekte fertiggestellt wurden. Eine Mal mit Shop in Shop streben heute nur noch auf Profit versessene Investoren an.

Auf der einen Seite beteuert die Stadt, sie hätte gerne Studenten hier und würden diese auch gerne nach dem Studium halten, aber welche Bestandteile eine Stadt dafür bieten muss, findet man zuhauf im Internet nicht aber im Rahmen eines Stadtentwicklungsprozess. Dafür infrage kommende Flächen werden im blinden Eifer munter so von der Planung berührt, dass eine spätere Umsetzung nur noch schwerer umsetzbar ist und für Investoren nicht mehr in Frage kommt. Dort wo noch in der Kreativwoche „Neues Wohnen“ steht, fällt ein Teil der Verkehrsplanung zu, ein weiterer der Feuerwehr.

Das größte Trauerspiel daran ist aber, dass es von den politische Richtung kaum eigene Vorschläge gibt. Stattdessen werden die Vorlagen der Verwaltung nahezu kommentarlos abgenickt. Deshalb beginnt doch jede zur Abstimmung stehende Ratsvorlage mit dem Satz „ Der Rat der Stadt Mes beschließt …..“

Der großen Papierstöße ließen sich wahrscheinlich auf 10 bis 20 % tatsächlich wichtigen Inhalt zusammenkürzen. Aber die Papiermenge macht doch die Beteiligten so schön müde. Ein Schelm ist wer da …..

Alles in allem ist die Regionale wahrscheinlich die letzte Möglichkeit, um vor der völligen Überschuldung -also der Zustand wo auch der letzte Euro an Bürgereigentum (Eigenkapital der Stadt) ausgegeben ist- das Ruder herumgerissen werden kann.

Davon aber, ist Meschede Meilen entfernt.
Mittlerweile habe ich aus zwei unabhängigen Quellen gehört, dass Meschede an Hochschulen als schlechtes Beispiel Erwähnung findet. Selbst bei Zugfahrten wird man darauf angesprochen. Die tatsächlich einzigartige Chance der Regionale wird wegen ihrer dürftigen Ausgestaltung daran nichts ändern können. Denk mal darüber nach.

*Unser Autor steht der Wählerinitiative Meschede braucht Zukunft (MbZ) nahe.

6 Gedanken zu „Regionale 2013 für Meschede: Leitprojekt oder Leid-Idee?“

  1. Pflichtlektüre für Mutbürger sowie Ratsmitglieder

    Plakativ wird in Meschede die Vielfalt beschworen. Könnte dies mit vielfach an den Tag gelegter Einfalt im Umgang mit Bürgervorstellungen zusammenhängen?
    Bspw.: Gewerbegebiet Enste Nord, Hünenburgstraße, Verkehrsführung Ostring, Abriss Portugiesenheim …

    Treffend der Hinweis, dass die Planer in Meschede das „Promenadengefühl“ für Autos engagiert im Blick haben. Tja, vielleicht getreu dem Motto, das Auto ist halt des Deutschen liebstes Kind. Doch wo bleiben Wohn- und Lebensqualität?

    Mehr Mutbürger braucht das Land unabhängig von politischem Blendwerk, diejenigen, die sich eine eigene Meinung bilden, jenseits der Schönrederei und dann auch handeln …

  2. „dass Meschede an Hochschulen als schlechtes Beispiel Erwähnung findet“

    Dafür wäre ein Beleg wünschenswert.

    Weitere Frage an denkmal:
    Soll die Ruhr im Inenstadt denn keine Flaniermeile werden? Nachdem ich das Flüßlein von Honsel bis zum Rewe/ALDI bewandert hatte, war bei mir die Vision einer echten Promenade zum Schlendern und Verweilen entstanden. Den Herti-Klotz und so manchen anderen Kasten müsste man wahrscheinlich schleifen.

  3. Ist schon komisch, wenn ich mir die Pläne so ansehe. Es gibt Herti, dann die Feuerwehr, dann den alten Bauhof und dann kommt Honsel (solange es noch produziert).
    Die Luftbilder in den Zeitungen waren schon interessant.
    An dieser Stelle könnte Meschede ein ‚optisches Schmankerl‘ hinbekommen; mit dem entsprechenden Willen und einem guten Investor.
    Hier könnte ein wirklicher Boulevard entstehen. Geschäfte auf der Herti-Seite und an der Ruhr-Seite Cafés.
    Diese Cafés hätten ihre eigenen Terrassen und würden von der Herti-Seite aus bedient werden.
    Wer sich das nicht vorstellen kann, soll mal nach Düsseldorf oder Berlin fahren und es sich dort ansehen. Nicht das ich falsch verstanden werde, Meschede ist nicht Düsseldorf, kann sich jedoch das gute absehen, das ist erlaubt.
    Weiter könnte an der Ruhr eine Strandbar öffnen. Ein LKW mit Sand, eine Bude mit Getränken, Strandkörbe, Liegestühle, etwas Musik und fertig ist das Beachfeeling und die Strandbar.
    Warum wird so eine Lösung nicht angestrebt?
    Was reitet die Politiker aller Parteien noch eine RIESEN Brücke in die Innenstadt zu bauen?
    In 20 Jahren muss die Brücke saniert werden, die anderen Brücken auch und was ist dann mit der Stadtkasse?
    Dann ist Meschede pleite und was passiert dann?

    Nun ja jedenfalls haben wir dann einen anderen Bürgermeister und ich bin vielleicht in Düsseldorf. Eigentlich schade, aber so wird es kommen.
    Und spätere Generationen werden Fragen „Warum habt ihr das zugelassen?“

  4. Man braucht nicht den Weg bis D-Dorf auf sich nehmen:

    Das neue „R-Cafe“ in Neheim (Dicke Hecke 30, 59755 Arnsberg) direkt an der Ruhr, mit angrenzendem Spielplatz, Holzterrasse etc. zeigt wie es geht. Nicht nur Beachfeeling an guten Sommertagen, sondern ein Glanzjahreserlebnis.
    Wenige Meter weiter im Garten der Villa Wesco (Bahnhofstraße 205, 59759 Arnsberg) das nächste Beispiel zum Teil mit Beachfeeling also Sand und Liegestühle und zum anderen Teil aber auch mit Holzterrasse, Tischen und Stühlen Cocktail und ein Italiener -kurz: alles was den Sommer abrundet.
    Weil ja das Portugiesenheim plattgemacht wird und wegen der Lage zum Licht kann ich mir auch ein Plätzchen auf der Nordseite vorstellen.Wer aber sagt, dass er am Nordufer nichts entwickeln will, wer eine attraktive und lebendige Innenstadt mit einer Feuerwehrzentrale (die noch erweitert wird) verwirklicht sieht, der plant in meinen Augen für Meschede eine STATT-ENTWICKLUNG!

    Zwei Dinge noch zum Investor/Bauträger und Hertie-Bau:
    Erstens:
    Ein Investor macht ausschließlich Geschäfte für seinen eigenen Geldbeutel. Er ist in keinem Fall ein Gönner oder Mäzen.
    Wenn ich ein Stück Auto für ein Stück Geld bestelle und nicht näher beschreibe, muss ich mich nicht wundern, wenn ich nur einen Lada geliefert bekomme. Das liegt nicht am Investor, sondern am Besteller. Daraus resultierend muss eine Qualität von vorne herein bindend also vertraglich vereinbart werden.
    Meschede hofft hier auf Herrn Reiner.
    Mit vollem Namen heißt er reiner Zufall der mit seinem Kollegen Gutdünken immer im Keller nachschaut ob noch ein Pott Farbe übrig ist, um die Braut auf zu hübschen.

    Zweitens es gibt Veröffentlichungen seitens des Landes NRW „Zum Umgang mit großen innerstädtischen Einkaufszentren“ (kostenlos im Internet als PDF). Hier lässt sich nachlesen was alles fehlt für eine wirkliche Stadtentwicklung im Zusammenhang mit dem Hertie-Bau.
    Städtebauliche Eingliederung:
    Ein EKZ sollte eine möglichst offene Gebäudestruktur haben und sich mit den umgebenden öffentlichen Wegen und Plätzen verzahnen. Vorgaben durch die Stadt: Keine. Bezugnahme auf die Umgebung: Keine. Der B-Plan für Hertie gilt nur für dieses Gebäude.
    Architektonische und Stadtbild prägende Gestaltung:
    Für die Stadt sollte frühzeitig der architektonische Anspruch geklärt und ausformuliert werden: Im Bebauungsplan zum Hertie-Bau wird dieser Anspruch wie folgt formuliert: Eine Gebäudeseite soll nicht mehr als 2/3 z.B. in Beton haben. Eine schöne und den Gewinn des Investors schmälernde Fassade ist also eher unwahrscheinlich. Wem das Stadtbild wichtig ist, der hätte hier vertragliche Vorgaben gemacht.
    Angebotsergänzung statt Angebotsduplizierung beim Branchenmix.
    Wenn wie schon mal gemutmaßt im Hertie-Kaufhaus einen Elektronik-Supermarkt entsteht, können direkt 4 kleine Fachgeschäfte und ein Fotogeschäft auf einmal wirtschaftliche Schwierigkeiten bekommen. Ob unsere Stadtverwaltung dies durch Verträge verhindert ist unbekannt.
    Die Gefahr der Center-Autarkie:
    Wenn man im Einkaufscenter oder in unmittelbarer Nähe parken kann freut das den Investor. Die Besucher fahren bis kurz vor das Geschäft erledigen alles in einer „Schön-Wetter-Mal“ und sind wieder weg. Der Rest von Meschede hat das Nachsehen. Wer aber im Stiftcenter parkt kommt auch an anderen Geschäften vorbei. Alles weitere entscheidet der Wettbewerb.

    Da Informationen frei zugänglich sind, verständlich und nachvollziehbar als Arbeitshilfe auch für Stadtplaner geschrieben wurden, ist mir völlig schleierhaft was die Verwaltung für die Zukunft unserer Stadt erreichen will.

  5. Es hat begonnen: Vertreibung der Portugiesen

    Beschwichtigen der Bürger in Meschede ist wohl erste Medien- und Politikerpflicht. Auf der Titelseite des aktuellen Sauerlandkuriers wird berichtet, dass die Portugiesen den heiligen Antonius feiern sowie ihren Abschied vom langjährigen Vereinsheim (>20 Jahre) nehmen.

    Der heilige Antonius von Padua entstammt einer portugiesischen Adelsfamilie und ist Schutzpatron der „Suchenden“. Scheinbar ist das Anrufen des heiligen Antonius auf der Suche nach einer neuen Unterkunft des portugiesischen Kulturvereins das letzte Mittel, um die Auflösung noch abzuwenden. Der Abschied vom angestammten Vereinsheim trifft ins Mark, ein Überleben des portugiesischen Vereins ist kaum gegeben.
    Dabei könnte eine Win-Win-Win-Situation für Portugiesen, Stadt und Anwohner leicht verwirklicht werden. Die Portugiesen haben angeboten das Vereinsheim für 50.000 € zu kaufen. Die Stadt hätte diesen Kaufpreis und weitere 50.000 €, die der Abriss kosten soll in petto. Eine Stadt, die im Nothaushalt ist und bis auf weiteres wohl bleibt, muss jede Chance nutzen um den Schuldenberg zu verringern. Die Anwohner könnten von einem portugiesischen Café profitieren, welches von den Portugiesen direkt am Ruhrtalradweg geplant war. Dies wäre für mich kulturelle Vielfalt!
    Aber die Stadt sieht sich nicht in der Lage, die geplante bombastische Autobrücke um ein paar Meter zu versetzen oder die von vielen Bürgern geforderte kleinere einspurige Brücke zu bauen. Die noch viele weitere Vorteile bietet.
    Meschede ist verkehrsplanerisch und finanziell entgegen plakativen Behauptungen hier wieder auf keinem gute Weg, sondern auf dem Holzweg.
    Dies wird durch den heutigen Leitartikel im Lokalteil der WP/WR „ HSK verliert jährlich 2000 Einwohner“ nochmals erschreckend deutlich. Die bald stark geschrumpfte Einwohnerschaft in Meschede -Rückgang um mehr als 14% über 20 Jahre- kann dann gemütlich die überdimensionierte Ostringbrücke befahren und überlegen wie aufgetürmte Schulden u. a. für Brückenbau und künftige Sanierung beglichen werden.

    Fazit: Sand wird dem Bürger in die Augen gestreut. Kulturelle Vielfalt muss in Meschede unausgegorener Verkehrsplanung weichen!

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