Kommentar zu Sensburg: Hat er oder hat er nicht?

Sensburg in der Mitte, aber wer ist Carsten Rudolph? Die Lage scheint verworren. Die Internetplattform VroniPlag meint, dass Dr. Patrick Sensburg, geb. 1971, bei der Fernuniversität Hagen 1998 2003 ein Dissertation eingereicht habe, die den wissenschaftlichen Standards nicht genüge.

Auf zwanzig Prozent der Seiten befänden sich Plagiate und – so unsere Nachfrage – es seien noch weitere Plagiate zu erwarten.

Sensburg, nach dem Abgang des neoliberalen Merz aus der Politik, junger Hoffnungsträger der Union im schwarzen Sauerland, steht nun mit dem Rücken zur Wand.

Die Untersuchungen von VroniPlag haben sich in vielen Fällen als solide und gut recherchiert erwiesen. Politiker wie Jorgo Chatzimarkakis und Silvana Koch-Mehrin sind letztendlich als Windbeutel entlarvt worden.

Auf seiner Website greift Patrick Sensburg die Methoden von VroniPlag an und glaubt,  die Plagiatsvorwürfe entkräften zu können.   Seine Karriere ist auf dem Doktortitel aufgebaut. Sollten seine Argumente fehlgehen, ist diese beendet.

In seiner Erwiderung und Verteidigung hat der Verwaltungsprofessor Sensburg leider ein paar ganz dumme Argumente gebraucht. Das allerdümmste Argument zielt auf die Anonymität der Mitarbeiter von Vroniplag: „Es ist nicht erkennbar, welche Umstände diese anonym agierenden Personen für ihre Tätigkeit qualifizieren und motivieren.“

Die Qualifikation liegt auf der Hand. Es ist die bislang saubere wissenschaftliche Arbeit, die zur Aberkennung zahlreicher Doktortitel geführt hat.

Falls sich Sensburg und seine Anhänger fragen sollten, warum Wissenschaftler auf VroniPlag unerkannt forschen wollen, so sei ihm verraten, dass dies nicht zuletzt aus einem Schutzbedürfnis gegenüber den korrupten Seilschaften geschieht, die ihre Leute aus politischen und nicht aus wissenschaftlichen Gründen auf Lehrstühlen platzieren.

Ich habe mir die von Patrick Sensburg beanstandeten Stellen in VroniPlag angeschaut. Es geht im Grunde genommen darum, ob der Doktorand Sensburg damals in seiner Arbeit fremde Gedanken klar ausgewiesen hat: „Das habe ich von anderen – das ist von mir.“

Ich bin mir bei den von Sensburg angeführten Stellen nicht sicher, ob die Widerlegung gelungen ist.

Sensburg hat zur Zeit außer seiner Partei noch den „DerWesten“ auf seiner Seite. Im heute erschienen Beitrag verteidigt Autor Harald Ries den CDU-Politikers.

Ries schreibt machtopportunistisch:

„Inzwischen hat sich der Briloner mit den angegriffenen Passagen genauer auseinandergesetzt und kann dort weder Plagiate, noch ein anderes kritikwürdiges Verhalten erkennen. In der Tat finden sich immer Fußnoten, die auf Übernahmen verweisen. Auffällig ist auch, dass Cassiopeia30, von dem/der fast alle Fundstellen stammen, merkwürdige Kommentierungen vornimmt, inhaltliche Anmerkungen macht und sich darüber wundert, dass Sensburg ein Buch aus dem Jahr 1896 benutzt („Man möchte den Autor um seine Bibliothek beneiden“). Was den CDU-Politiker noch stutzig macht: Zeitgleich seien die Vorwürfe in seinem Wikipedia-Eintrag aufgetaucht und in mehreren Internet-Foren habe eine Diskussion begonnen, in der betont worden sei, er habe das gleiche Alter wie Guttenberg. Fazit: „Hier scheint jemand Stimmung machen zu wollen.““

Soweit der Journalist, der keine eigene Meinung, sondern nur die Antenne für die Mächte hat.

Es ist doch völlig egal, ob ein „Cassiopeia30“ oder ein Pipapo alle Stellen = Fragmente meldet. Wichtig ist, ob das Zeug bewiesen werden kann.

Im Grunde genommen steht es doch Spitz auf Hack‘: Entweder hat VroniPlag gut gearbeitet und Sensburg hat betrogen oder Vroniplag hat Fehler gemacht und verliert gewaltig an Renommee.

Entscheiden wird dies die Fernuniversität Hagen.

5 Gedanken zu „Kommentar zu Sensburg: Hat er oder hat er nicht?“

  1. Eine interessante Verteidigungsstrategie von Herrn Prof. Sensburg. Er hat die grenzwertigsten Fragmente herausgesucht, und will so zeigen, dass die Analyse auf Vroniplag haltlos sei… Na ja, zum einen sind auch diese Stellen zu beanstanden, auch wenn da keine Stellen dabei sind, die für sich allein genommen seine Fakultät zur Entziehung des Doktorgrades bewegen können. Aber dafür gibts ja auch diese Stellen: http://de.vroniplag.wikia.com/wiki/Pes/Herausragende_Fundstellen und die können es schon

  2. Die Verteidigungsstrategie zielt mE nach nicht auf die Wissenschaftscommunity, sondern auf die Wähler ab, die kaum oder keine Ahnung von wissenschaftlicher Arbeit haben. Es hat den Zweck Stimmen zu erhalten.

  3. @hindemith @hans: Jetzt hat die FU-Hagen ihre Pressemeldungen herausgegeben. Wird es irgendeine Öffentlichkeit zum Verfahren der Überprüfung geben? Name des Ombudsmannes? Kommissionsmitglieder? Mal schauen … Da ich den Fachbereich und auch die Doktormutter von Sensburg nicht „kenne“, kann ich die Geschichte dort zur Zeit überhaupt nicht einschätzen.

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