Heute vor 75 Jahren: Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald bei Weimar – Thüringer Erklärung

Die weltberühmte von Fritz Cremer geschaffene Figurengruppe (2002–2005 restauriert) auf der Mahnmalsanlage ist dem Widerstandskampf im Lager gewidmet. (foto: zoom)

„Als US-amerikanische Truppen am 11. April 1945 das KZ Buchenwald erreichten, fanden sie hunderte von Toten, viele lagen gestapelt im Krematoriumshof“.

So steht es in mehreren Sprachen neben einem sehr expliziten Bild in der Ausstellung der Gedenkstätte Weimar-Buchenwald. Ich verzichte auf die Abbildung hier im Blog. Mir reichen die Worte.

Abgebildet habe ich stattdessen die von Fritz Cremer geschaffene Denkmalsgruppe der Mahnmalsanlage außerhalb des Lagers.

„Auf Beschluss der Regierung der DDR wurde 1954 mit dem Aufbau der „Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald“ begonnen. Bis 1958 entstand auf der Südseite des Ettersberges ein monumentales Nationaldenkmal. In die Gestaltung wurden drei große Massengräber einbezogen. Das didaktische Konzept der Anlage weist dem Besucher einen Weg vom Tod ins Leben: vom Krematorium durch das Lager kommend, führt der Weg hinunter zu den Gräbern und anschließend hinauf zum Glockenturm als dem Symbol der Freiheit und des Lichts. Im Zentrum stehen die deutschen kommunistischen Widerstandskämpfer.“

Auf der Seite der Gedenkstätte Buchenwald heißt es über den 11. April 1945:

„Das 37. Panzerbataillon der 4. US-Panzerdivision erreicht das KZ Buchenwald. Nach der Flucht der SS besetzen Häftlinge des Lagerwiderstandes die Türme und übernehmen die Ordnung und Verwaltung des Lagers. 21.000 Häftlinge erleben ihre Befreiung und die Ankunft der US-Armee.

Seit Jahresbeginn 1945 bis zum 11. April sind im KZ Buchenwald 15.000 Menschen gestorben. Hunderte gehen noch nach der Befreiung an den Folgen der Haft zugrunde. Über die Toten der Evakuierungsmärsche gibt es nur Schätzungen. Sie liegen bei 12. bis 15.000 Opfern.“

Sämtliche Zitate sind der Website „Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora“ entnommen. Dort findet man reichlich Text- und Bildmaterial.

Hier noch ein Hinweis auf die Thüringer Erklärung aus Anlass des 75. Jahrestages der Befreiung der nationalsozialistischen Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora am 11. April 1945, die man anschließen auch selbst unterzeichnen kann:

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.

Allgemeine Erklärung der Menschenrechte 1948, Artikel 1

Thüringer Erklärung

Aus Anlass des 75. Jahrestages der Befreiung der KZ Buchenwald und Mittelbau-Dora: Historische Verantwortung wahren — Demokratie und Menschenrechte verteidigen

Thüringer Erklärung aus Anlass des 75. Jahrestages der Befreiung der nationalsozialistischen Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora am 11. April 1945

Auch 75 Jahre nach der Befreiung sind uns Unmenschlichkeit und Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands bewusst. Wir ehren all jene, die sich widersetzten. Wir nehmen wachen Anteil an der Geschichte und dem Leid der Millionen Menschen, die von den Nationalsozialisten zunächst in Deutschland und dann in den vom „Dritten Reich“ besetzten Ländern entrechtet, entwürdigt, ausgegrenzt, ausgeplündert und ermordet worden sind: allen voran die deutschen und europäischen Juden, aber auch Sinti und Roma, Kranke und Behinderte, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, sozial Diskriminierte und alle, die im besetzten Europa oder als Deportierte im Reichsgebiet Zwangsarbeit leisten mussten oder Opfer von Besatzungs- und Kriegsverbrechen wurden.

Wir sind uns bewusst, dass die Verachtung von Demokratie und Menschenrechten, dass Antisemitismus, Rassismus, soziale und kulturelle Vorurteile, ethnischer und nationalistischer Größenwahn, dass Habgier und Ausbeutungsbereitschaft Ursachen für die Verbrechen waren und dass diese Motive von vielen Deutschen der Zeit geteilt worden sind. Wir wissen und nehmen ernst, dass Deutschland sich nicht aus eigener Kraft vom Nationalsozialismus befreit hat, dass eine Vielzahl von Verbrechen ungesühnt blieb und zu viele Täter und Tatgehilfen nach 1945 ihr Leben fortführen konnten, als sei nichts geschehen. Wir sind uns bewusst, dass die Etablierung und Festigung der Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland nicht zuletzt auf der selbstkritischen Auseinandersetzung mit den Untaten beruht, die ihr vorausgingen. Einen Schlussstrich darf es deshalb nicht geben.

Zu den Lehren aus der Geschichte gehört für uns die Gewissheit, dass eine demokratische, die Menschenwürde schützende Verfassung und funktionierende Gewaltenteilung das Rückgrat eines liberalen Rechtsstaates bilden. Ohne sie fallen Staat und Demokratie auseinander. Heute aber sind Rechtsradikalismus und autoritäre Gesinnung ebenso auf dem Vormarsch wie völkisches Überlegenheitsdenken, Nationalismus und die Unterminierung der Einheit Europas. Weltweit verwischen die Grenzen der Gewaltenteilung, Grundrechte werden bedroht oder sind bereits außer Kraft gesetzt. Rassismus und Antisemitismus werden offen propagiert und führen auch in Deutschland zu Gewalttaten, die vor einigen Jahren undenkbar gewesen wären. Im Licht der historischen Erinnerung wird deutlich erkennbar, dass die zerstörerischen Gifte von Gestern erneut als Allheilmittel angepriesen werden.

Menschenrechte, Demokratie und Freiheit sind trotz der Erfahrung des Nationalsozialismus leider keineswegs selbstverständlich. Sie müssen immer wieder neu verteidigt werden. Dafür treten wir ein.

Wir laden Sie ein, gemeinsam ein Zeichen zu setzen und sich dieser Erklärung mit Ihrer Unterschrift anzuschließen. Hier gelangen Sie zur Seite.

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Eine Initiative der Repräsentanten obersten Thüringer Verfassungsorgane und der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora

5 Gedanken zu „Heute vor 75 Jahren: Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald bei Weimar – Thüringer Erklärung“

  1. -> „Abgebildet habe ich stattdessen die von Fritz Cremer geschaffene Denkmalsgruppe der Mahnmalsanlage außerhalb des Lagers.“

    Fritz Cremer | *22.10.1906 in Arnsberg | † 01.09.1993 in Berlin

    https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Cremer

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    WP Arnsberg | 16.08.2012

    Bedeutender DDR-Künstler Fritz Cremer in Arnsberg geboren

    https://www.wp.de/staedte/arnsberg/bedeutendster-ddr-kuenstler-fritz-cremer-wurde-in-arnsberg-geboren-id6989222.html

    Auszug aus o.g. Artikel:

    „Nur einige Skulpturen im öffentlichen Raum

    Wie eingangs erwähnt erinnert heute nicht mehr viel an den Künstler in Arnsberg. Wer sucht, findet aber einige Skulpturen. Dazu gehört die Büste „Sterbender Soldat, die im Foyer des Sauerlandmuseums zu sehen ist. Zum anderen existiert die Skulptur „Chile – schmales Blütenblatt“, eine Stiftung des Arnsberger Unternehmers Otto Puschner. Diese ist im Bürgersaal des Alten Rathauses zu finden. Die Skulptur „Stehender Akt“ ist im Flur des Arnsberger VHS-Gebäudes zu sehen und die Skulptur „Anklagende“, ein Erwerb der Firma BJB anlässlich ihres 125-jährigen Bestehens steht im Brökelmanns Park. Ansonsten erinnert nicht mehr viel an Fritz Cremer.“

    Und ja, die in Brökelmanns Park (Neheim) stehende Cremer-Skulptur wurde leider in vergangenen Jahren mehrfach durch Idioten mittels Farbauftrag aus Spraydosen verunstaltet.

    1. @gp
      Danke für den Hinweis!

      Auf der Website der Gedenkstätte Buchenwald heißt es:

      „Zur Biografie
      Fritz Cremer wurde am 22. Oktober 1906 in Arnsberg an der Ruhr geboren. Er wuchs in einer Bergarbeiterfamilie auf; der Vater starb, als er ein Jahr alt war, die Mutter verlor er mit 15 Jahren. In Essen absolvierte er eine Lehre als Steinbildhauer und übersiedelte 1929 nach Berlin, wo er nach einem Probesemester an den Vereinigten Staatsschule für freie und angewandte Kunst (Berlin-Charlottenburg) bis 1937 studierte, zuletzt (1934 bis 1938) als Meisterschüler Wilhelm Gerstels. Im Arbeitermilieu des Ruhrgebiets sozialisiert, war Cremer seit 1926 Mitglied im Kommunistischen Jugendverband, schloss sich 1929 der Kommunistischen Partei an und war Mitbegründer des Roten Studentenbunds an der Kunsthochschule. Als Preisträger im Wettbewerb um den „Preußischen Staatspreis für Bildhauerei“ bezog er 1937/38 für ein Jahr ein Atelier in der Villa Massimo in Rom. Seit 1940 war er Wehrmachtssoldat und geriet 1944 in jugoslawische Gefangenschaft.

      Nach seiner Rückkehr lehrte Cremer zwischen 1946 und 1950 an der „Hochschule für angewandte Kunst Wien“. 1951 wurde er an die Akademie der Künste der DDR nach Berlin berufen. Fritz Cremer starb am 1. September 1993 in Berlin.“

      https://www.buchenwald.de/836/

  2. Die Geschichte mahnt uns Deutsche auf Grund der grausamen Menschenverbrechen der Faschisten, Nazis der Opfer zu gedenken. Es darf und soll sich nie wieder solch ein Barbaren Regime entwickeln, entstehen.

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