Im März 1945, kurz vor Kriegsende ermordeten Wehrmacht, SS und Zivilisten im Arnsberger Wald grausam und kaltblütig 208 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter – darunter drei Kinder.
(Siehe auch die Vorberichterstattung der ARD)
Der Film „Die Massaker im Arnsberger Wald“ von Max Neidlinger und Marco Irrgang dokumentiert und erzählt die Geschichte der Opfer und der Täter. Es geht um Mord, Schuld, Sühne und die Aufdeckung der letzten Geheimnisse eines Verbrechens, das die Region noch heute beschäftigt.
Als die US-Armee ins Sauerland einrückt, findet sie die Leichen von 208 Männern, Frauen und Kindern, die aus Polen und der Sowjetunion stammen. In den 1950er-Jahren kommt es zu mehreren Prozessen am Arnsberger Landgericht gegen sechs der Haupttäter. Sie werden entweder freigesprochen oder kommen mit niedrigen Strafen davon.
Die Erstausstrahlung des Films ist am Montag, den 31.10.22 um 23:35 Uhr in der ARD. Am Dienstag, den 01.11.22 um 03:15 Uhr wird er wiederholt.
Für alle, die nicht so lange aufbleiben wollen oder können: Die Sendung wird nach der Ausstrahlung ein Jahr lang in der ARD Mediathek verfügbar sein.
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Vor über sieben Jahren haben wir hier im Blog die sehr informative Dokumentation „70 Jahre danach: MASSENMORDE AN ZWANGSARBEITERN IM SAUERLAND VOR KRIEGSENDE“ über die Massaker im Raum Meschede/Warstein (20.-22 März 1945) und die Geschichte des „Mescheder Sühnekreuz“ besprochen. Sie kann kostenlos als PDF heruntergeladen werden. Link im Artikel:
https://www.schiebener.net/wordpress/70-jahre-danach-massenmorde-an-zwangsarbeitern-im-sauerland-vor-kriegsende-dokumentation-ueber-die-massaker-im-raum-meschedewarstein-20-22-maerz-1945-und-die-geschichte-des-me/
Der Film ist jetzt in der Mediathek zu sehen. Werde ihn mir gleich angucken.
Im Film wird aus einem Dokument vorgelesen, dessen 1. [1], 2. [2], 3. [3], 4. [4], 5. [5] und 45. [6] Seite – die ID-Nummern sind fortlaufend, die Seitenzahlen sind es nicht – in der Datenbank der „Arolsen Archives“ (bis Mai 2019 „ITS” [7]) online bequem von zuhause aus erreichbar sind [8]. Zu sehen ist im Film im Hintergrund an dieser Stelle ein Tonbandgerät. Warum gibt es keinen Hinweis zu diesem (mindestens) 45seitigen Dokument vom 18.5.1945, das auf den ersten fünf Seiten 60 Namen der 128 in Warstein und Suttrop Erschossenen und Erschlagenen aufführt, unter ihnen Wera Beesan als „(40)“ und Gregorij Bossenko als „(51)“ auf Seite 5.
Wir haben auch ein Photo von Gregorij Bossenko. Es ist auf seiner „Arbeitskarte“, und „The identification of these bodies were made from German Arbeitskarte, passports, birth vertificated, and papers found on bodies“. So steht es auf der 2. Seite des Dokuments [2].
Wo sind die Seiten 6 bis 44 von 1945, und was steht darauf? Die Exhumierungsberichte? Diejenigen der in Eversberg Erschossenen und Erschlagenen – von Medizinalrat Dr. Petrasch vom 28./29.3.1947 und vom Amtsdirektor von Meschede vom 31.3.1947 stehen im Netz [9]. Wo sind die Exhumierungsberichte der in Suttrop und Warstein Erschossenen und Erschlagenen?
„Wenn die Familie zusammenkam, haben wir immer an Wera gedacht; Mutter mußte dabei immer weinen“, sagt Nina Simonowitsch, die Nichte von Wera Beesan im Film. Wie viele Angehörige mögen heute noch nach ihren Liebsten suchen? Suchen wir gemeinsam! [10]
Mit 80 Jahren noch weinte eine Frau in Belarus und hat nie erfahren, daß ihre Schwester mit 22 Jahren in Suttrop ermordet wurde.
In unendlicher Trauer
Nadja Thelen-Khoder
(„Der ,Franzosenfriedhof‘ in Meschede“ [11] – dort liegen die Toten anonym.)
Anmerkungen:
[1] ID 120848141, ITS Digital Archive, Arolsen Archives auf https://collections.arolsen-archives.org/archive/7-6-1_1100012340/?p=1&doc_id=120848141
[2] ID 120848142 auf auf https://collections.arolsen-archives.org/archive/7-6-1_1100012340/?p=1&doc_id=120848142
[3] ID 120848143 auf https://collections.arolsen-archives.org/archive/7-6-1_1100012340/?p=1&doc_id=120848143
[4] ID 120848144 https://collections.arolsen-archives.org/archive/7-6-1_1100012340/?p=1&doc_id=120848144
[5] ID 120848145 https://collections.arolsen-archives.org/archive/7-6-1_1100012340/?p=1&doc_id=120848145
[6] ID 120848146 auf https://collections.arolsen-archives.org/archive/7-6-1_1100012340/?p=1&doc_id=120848146;
die ID-Nummern sind fortlaufend, die Seitenzahlen sind es nicht.
[7] Datei 182: „ITS – International Tracing Service. Ein neuer Name und eine neue alte Bitte“ auf https://www.schiebener.net/wordpress/wp-content/uploads/2019/09/182.-ITS-ein-neuer-Name-und-eine-neue-alte-Bitte.pdf; dazu „Evangelii Gaudium“ von Papa Francesco vom 24.11.2013 auf https://www.schiebener.net/wordpress/wp-content/uploads/2019/09/papa-francesco_esortazione-ap_20131124_evangelii-gaudium_ge.pdf
[8] https://collections.arolsen-archives.org/search
[9] https://collections.arolsen-archives.org/de/document/82416675,
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/82416678,
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/82416676 und
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/82416677.
Vollständige Abschrift auf http://www.hpgrumpe.de/ns_verbrechen_an_zwangsarbeitern_suttrop,_warstein,_meschede/Augenzeugen_3_Exhumierungsbericht.htm
[10] „Zur ,Thüringer Erklärung’ am 75. Jahrestag der Befreiung des KZ Buchenwald. Jugend forscht im ITS”
https://lisa.gerda-henkel-stiftung.de/zur_thueringer_erklaerung_am_75._jahrestag_der_befreiung_des_kz_buchenwald_jugend_forscht_im_its?nav_id=9132
[11] Datei 263: „Zur besseren Übersicht über die Toten auf Meschedes „Waldfriedhof-Fulmecke“, dem „Franzosenfriedhof“ in Meschede. Work on Progress“ auf http://www.hpgrumpe.de/ns_verbrechen_an_zwangsarbeitern_suttrop,_warstein,_meschede/263._Uebersicht_ueber_die_Toten_auf_Meschedes_Waldfriedhof.pdf; siehe auch „ ,Einsatz fremdvölkischer Arbeitskräfte‘ oder Woran erkennt man einen ,Ostarbeiter‘“, S. 4 unter „Das Kennzeichen ,OST‘ und der ,Internationale Frauentag‘“ auf https://lisa.gerda-henkel-stiftung.de/das_kennzeichen_ost_und_der_internationale_frauentag?nav_id=10429