Als ich heute Abend bei REWE in Olsberg die Westfalenpost aus dem Regal fischte, um mir die Zeitung zu kaufen, sah ich auf das pixelige Foto des Co-Piloten, kopiert aus dem Facebook-Profil des jungen und wahrscheinlich kranken Mannes.
Die Zeitung habe ich gleich wieder ins Regal gelegt.
@hskzoom Sehr positiv überrascht bin ich von der Halterner Zeitung. Leider verstehen die anderen nicht die Kritik an der Medienpräsenz :/
— Ms_TuLi (@Ms_TuLi) 27. März 2015
Die Halterner Zeitung war gestern und heute überall ausverkauft. Der Verlag (Lensing) hat sich entschieden, die Print-Ausgaben kostenlos zum Download anzubieten.
@hskzoom http://t.co/t56nXd7TWC und http://t.co/QZWAcL6zFr
— Ms_TuLi (@Ms_TuLi) 27. März 2015
Hier kann man oder frau sich die beiden Ausgaben der „Halterner Zeitung“ als PDF herunterladen:
Ich empfehle als Einstieg, die Kommentare der Donnerstagsausgabe auf S. 17, linke Randspalte, zu lesen, unter anderem „Opferschutz hat Vorrang“ mit Hinweis auf den Pressekodex.
Der Mantelteil der WP vom Freitag zeigte (wenigstens in der Hagener Ausgabe) den Kopiloten unverpixelt und – mit vollem Namen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Auge_%28Meteorologie%29
Der Halterner Zeitung resp. erweitert der Bürgerschaft von Haltern am See muss zwingend in hohem Maße Respekt gezollt werden.
Aus/in (einem) vom A320-Absturz wahrlich bis ins Mark erschütterten Zentrum wird mit „Augenmaß“ mit der Tragödie umgegangen.
Die medialen Randwolken sind permanent damit beschäftigt, den schlagzeilenträchtigen Mainstream nicht zu verpassen.
Und ja:
Bei PHOENIX moderiert(e) tlw. ein Frau Mareike Bokern die Berichterstattung über den Crash.
Ein bei „ntv“ absolviertes Volontariat kann anscheinend „journalistisches Selbstverständnis“ nachhaltig in Richtung „Ein bisschen Boulevard muss sein …“ verbiegen.
@Winfried Symanzik
Vielleicht ein kleines Missverständnis. Wir beide haben wahrscheinlich das gleiche Bild in der Zeitung gesehen. Es war eben nur von schlechter Qualität = „pixelig“. Der Co-Pilot war „unverpixelt“, also deutlich zu sehen.
@gp
Das „Auge des Wirbelsturms“ ist eine sehr passende Metapher.
Bin in Haltern aufwachsen und dort aufs Gymnasium gegangen. Ich finde die Medienpräsenz in der Stadt erschreckend. Einem Schüler wurde sogar Geld geboten, wenn er bei einer internen Trauerfeier mit dem Handy Aufnahmen macht. Wer weiß, was sonst noch alles vorgefallen ist. Auch sollte wohl der Besuch von Gauck vorab nicht an die große Glocke gehängt werden, das Bundespräsidialamt hat dann aber Journalisten informiert. Die Halterner Zeitung, eigentlich auch eher ein Käseblatt, ist in den letzten Tagen über sich hinausgewachsen. Wahrscheinlich ist die Sichtweise auch einfach etwas anders, wenn man selbst betroffen ist.
Ich vermute übrigens, dass dieser „Hype“ um Haltern dadurch ausgelöst wurde, dass anfangs so wenig über die Absturzursache zu berichten war und dann auch noch der Bürgermeister sehr schnell eine Pressekonferenz gegeben hat. Also strömten Journalisten aus aller Welt erst mal dorthin – und blieben leider. Die Geister, die ich rief… Ich hoffe sehr, dass die Menschen bald in Ruhe trauern können. Bilder von weinenden Teenagern brauchen wir noch weniger als Privatfotos des Co-Piloten.
Kleine Ergänzung, da heute gesehen:
http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/germanwings-absturz-und-die-folgen-empoerung-ueber-jagd-auf-trauernde-in-haltern/11567712.html
Die Journalisten waren heute übrigens endlich weg.