Die Not der freien Journalisten

Das ZAPP-Magazin berichtete gestern abend  über das Schicksal freier Journalisten.
Zum Zähneknirschen: Das ZAPP-Magazin berichtete gestern abend über das Schicksal freier Journalisten (screenshot: zoom)

In der Sendung ZAPP des NDR wurde gestern Abend ein Beitrag von Josy Wübben über die Lebens- und Arbeitsumstände freier Journalisten gesendet:

In Deutschland bangen viele Journalisten um ihre Existenz. Auflagen und Werbeeinnahmen sinken, Titel werden eingestellt, Mitarbeiter gekündigt. Die Krise trifft die Freien Journalisten allerdings mehr als alle anderen. Sie können von ihrer Arbeit kaum noch leben. Laut einer neuen Studie des Deutschen Journalisten Verbandes müssen knapp 40 Prozent der Freien mit weniger als 1.000 Euro im Monat klarkommen. Und trotzdem bleiben sie Überzeugungstäter.

Es treten auf:

  • Ein Journalist, der nach 24 Jahren als fest angestellter Redakteur von seinem Verlag in die „Freiheit entlassen“ wurde. Er schlägt sich jetzt materiell schlechter gestellt als Online-Journalist durch.
  • Ein betriebswirtschaftlich denkender Journalist, der sich und seine Arbeit auf vielen Vertriebswegen vermarktet.
  • Eine Journalistin, die mit viel Idealismus und sehr guten Artikeln sehr wenig Geld verdient.

Im Blog zur Sendung kommentiert einer der dargestellten Journalisten:

… Gleichzeitig müssen die Redaktionen mit immer weniger Angestellten immer mehr produzieren. So hat dort kaum noch jemand Zeit, sich die Themenvorschläge der „Freien“ anzusehen und darauf zu reagieren. Ich verschicke Angebote, telefoniere hinterher, erreiche die Redakteurin oder den Redakteur mit viel Glück beim 10. oder 15. Versuche um dann zu erfahren, dass er oder sie „noch keine Zeit hatte, den Themenvorschlag zu lesen“. Das geht so oft über Wochen, manchmal über Monate bis das Thema vielleicht gar nicht mehr aktuell ist. Viele Redaktionen wollen gar keine Angebote mehr, weil sie kein Budget dafür haben oder weil niemand die Zeit findet, sich mit den Vorschlägen zu beschäftigen.

Warum das alles? Das Mediengeschäft wandert ins Internet ab. Die Leute lesen, gucken und hören online. Deshalb kaufen sie immer weniger Zeitungen und Zeitschriften. Die Anzeigenkunden folgen den Leser/innen ins Netz. Aber im Internet verdienen nur sehr wenige Verlage Geld. So versuchen sie, ihre Kosten zu verringern, indem sie Redakteure entlassen und Stellen streichen. Dazu kommt der Shareholder-Value-Druck auf die Verlagsmanager. Die meisten Verlage sind an der Börse notiert. Wenn die Rendite sinkt, fällt der Aktienkurs und der Manager zittert um seinen Job. Oft reicht es schon, die Erwartungen der Anleger nicht zu erfüllen. Selbst satte Gewinne lassen die Aktienkurse sinken, weil „Anleger mehr erwartet hatten“ …

Insgesamt hat mich die Sendung ziemlich ratlos zurückgelassen. Das Elend ist geschildert, doch was sollen und können freie Journalisten tun, um mit ihrer Arbeit Geld zu verdienen?

Gleichzeitig bildet das Heer der „Hartz-IV-Journalisten“ ein willkommenes Drohpotential der Verleger und Geschäftsführer gegenüber ihren festangestellten Redakteuren.

Die Zukunft des Journalistenberufs scheint ungewiss und die Kräfte, die gegensteuern könnten sehe ich zur Zeit nicht.