Der Bahnhof Winterberg heute Abend: melancholische Nostalgie

Melancholische Nostalgie am Bahnhof in Winterberg (foto: zoom)
Melancholische Nostalgie am Bahnhof in Winterberg (foto: zoom)
Der Bahnhof Winterberg am Abend. Ein Sonderzug auf dem zweiten Gleis. Die Diesellok mit historischen Waggons gehört zu einer Gesellschaft aus Wesel am Niederrhein.

Heute sei man aus Siegen nach Winterberg gefahren, erklärt mir einer der Reisenden. Im Waggon flackert ein Ofen.

Ich habe zwischen zwei Terminen nur fünf Minuten, um das Bild zu knippsen und Fragen zu stellen.

Aus dem Fenster des Stellwerks schaut der Bahnmitarbeiter heraus. Letzte Schicht am Samstag, sagt er.

Der Fahrkartenverkauf am Schalter in Winterberg wird diese Woche eingestellt, das Bahnhofgebäude demnächst abgerissen.

Investoren sind eingeladen. Winterberg will zur Bob-WM 2015 modern aussehen.

Ich muss zurück zum Auto. „Sie waren die besten Fahrkartenverkäufer des hohen Hochsauerlandes!“, rufe ich noch -Danke!- und ein paar ältere Damen nicken mir zu.

Es waren wirklich nur fünf Minuten, aber ich habe den alten Bahnhof von Winterberg noch einmal gesehen – und den kundigsten Fahrkartenverkäufer des hohen Hochsauerlandes.

Außerdem habe ich gelernt, dass man nur ungefähr 250 Leute und deren Geld braucht, um mit einem nostalgischen Zug jenseits der normalen Fahrpläne durch die Lande zu zockeln.

Vergessen habe ich allerdings, wie viel jeder der 250 Reisenden bezahlen musste 😉

13 Gedanken zu „Der Bahnhof Winterberg heute Abend: melancholische Nostalgie“

  1. Ein wirklich sehr schön nostalgisches Bild. Ist es denn nun wirklich Fakt, dass der Bahnhof komplett abgerissen wird??
    Bald sind alle alten Gebäude in Winterberg weg. Eishalle, Kurhaus, Freibad und der Bahnhof. Ich persönlich finde es sehr schade drum. Bleiben nur Fotos als Erinnerung….

  2. Ich muss dir beipflichten. Ich habe noch nirgends so kompetente Bahnauskünftler getroffen, wie hier in Winterberg. Ich hatte besonders mit Herrn Harbecke und Herrn Schauerte oft zu tun, die beide stets sehr zuvorkommend und geduldig nach den besten und preiswertesten Verbindungen gesucht haben und mich manchmal, wenn es etwas länger dauerte, sogar zurückriefen. Das war ein Superservice, den ich sehr vermissen werde. Wir werden immer häufiger mit leblosen Maschinen Vorlieb nehmen müssen. Tja, manche Entwicklungen stimmen einen traurig und das Novemberwetter tut das seine dazu. – Aber der nächste Frühling kommt! Ganz sicher!

  3. Zum Glück bietet in Meschede die Bahn auch noch einen tollen Service in Gestalt eines leibhaftigen und ausgesprochen hilfsbereiten Mitarbeiters an. Der Mann und seine „Dienstleistung“ sind ihr Geld wert!

  4. Der Bahnhof ist ein weiteres Beispiel dafür wie kaltherzig Winterberg mit seinen historischen Gebäuden umgeht. Genauso kaltherzig sollten die Bürger mit dem Rat umgehen und ab sofort bei jedem Projekt auf die Barrikaden gehen. Langsam aber sicher kenne ich mein schönes Winterberg nicht mehr wieder. Das wird jetzt für ein!!! Wochenende mit zig Millionen umgebaut und später verrottet dann alles wieder, weil’s keiner nutzt. Das ist die Winterberger Ratspolitik!

  5. Echt schade dass Menschen weg-rationalisiert werden für angeblich modernere Erscheinungsbilder,es geht nun mal nichts über persönliche Beratung und dafür gilt allen Mitarbeitern des Winterberger Bahnhof´s großer Dank !
    Ich konnte für meine Taxi-Kunden,weil wir knapp dran waren,den Zug durch einen kurzen Anruf bei den Kollegen am Schalter gut 2 min. warten lassen,ich denke dass gab es nur hier in Winterberg!Vielen Dank an alle !!!

  6. Also bitte, das Gebäude ist so was von marode, da ist mind. 30 Jahre nix passiert. Im Obergeschoss bricht man durch die Decke und muss dafür keine 2 Zentner wiegen. Für die paar Quadratmeter der Mitarbeiterräumlichkeiten ist jedes Jahr Heizöl in einer Menge verfeuert worden, da kommen drei Eigenheime mit hin. Eine Kernsanierung müsste her, wer soll die bezahlen? Respekt vor den kompetenten und freundlichen Mitarbeiter, aber der klassische Ticketverkäufer der Bahn stirbt so oder so aus, geht doch heute schon per Handy. Über den Beruf des Tankwarts spricht heute niemand mehr, obwohl es ihn bei Nagel in Siedlinghausen noch gibt.

  7. In seiner Haushalthaltsrede 2014 formuliert Bürgermeister Werner Eickler das Ziele der Winterberger Ratsmehrheit folgendermaßen:

    „Ziel ist es, den großen Schandfleck im Entreebereich Winterberg`s (sic!) zu beseitigen und hierbei gleichzeitig ein Privatinvest auf der städtischen Potentialfläche „Grüne Wiese“ einschl. der nach Abriss des alten Bahnhofsgebäudes aufbereiteten Fläche einzubeziehen, um die Einkaufs- und Freizeitattraktivität Winterberg`s (sic!) deutlich zu steigern…“

    Von Nostalgie oder Melancholie ist da nichts zu spüren. Stattdessen soll optimiert, investiert und deutlich gesteigert werden. Möge es gelingen.

    http://www.rathaus-winterberg.de/Politik/Finanzen/Haushalt-2014

  8. @Josef: Ich sagte ja auch dass Winterberg viele Gebäude baut ohne sich drum zu kümmern. Der Bahnhof ist neben der ehemaligen Eishalle das beste Beispiel dafür! Aber alles in Schuss zu halten wäre ja schon zu viel verlangt. Besser ein paar Millionen (für ein einziges Wochenende!!!) aus dem Fenster schmeißen. Ist ja auch viel einfacher als sich mal ein paar Minuten sinnvolle!! Gedanken darüber zu machen.
    In Hessen würde solch eine schöner alter Bahnhof saniert werden und ein Cafe oder Museum darin intergriert werden.
    Zum Thema Mitarbeiter: Glauben Sie allen ernstes dass die ältere Bevölkerung gerne an hochtechnisierten Automaten steht und jeder Renter ein I-Phone 5 oder sonstiges Hightechgerät sein eigen nennt?
    Hier wird grade ein menschlicher Ansprechpartner bevorzugt und geschätzt.
    Die menschliche Informationsquelle kann so ein dämlicher Automat niemals ersetzen.

  9. Wer ist eigentlich für die Erhaltung des Bahnhofsgebäudes zuständig gewesen?

    Wer war denn so doof, das ganze Heizöl für fast Nichts zu verfeuern?

    Hätte da nicht schon seit Jahren oder Jahrzehnten an Sanierung gedacht werden müssen?

    Winterbergs Wirtschaftsstruktur hängt zum großen Teil am Wintersport. Ich frage mich, ob der Eingangsbereich Winterbergs ohne Bahnhofsgebäude wirklich attraktiver wird, oder ob er zur bloßen Eingangsrampe für die Skigebiete degeneriert.

    Winterberg fehlt sowieso schon die „Heimeligkeit“ anderer Sauerländer Dörfer und Städte (Schmallenberger Sauerland!)

    Klar, werden auch in den Dienstleistungsbereichen unserer Gesellschaft Menschen mehr und mehr durch Maschinen ersetzt, aber die Frage ist, ob nostalgische Menschlichkeit in einer Ferienwelt nicht auch ein Alleinstellungsmerkmal wäre, gerade wenn man (demografischer Wandel!) auch die ältere Bevölkerung mitnehmen bzw. ansprechen will.

    Ich persönlich habe jahrelang meine Bücher bei Amazon bestellt und meine Flüge und Züge im Internet gebucht.

    Jetzt suche ich mehr und mehr den/die Buchhändler/innen und das Reisebüro auf.

    Der Bundesbahn-Ticket-Automat in Siedlinghausen ist eine Katastrophe oder ein Glück – je nach dem, wie man es betrachtet. Aber darüber schweige ich hier lieber …

    Noch etwas @Johanna: wie wäre es mit einer Petition für die flächendeckende Einführung des Deppenapostrophs in allen Schriftsätzen der Winterberger Verwaltung? Winterberg’s … Oversum’s haben wir ja schon geschafft 😉 Da geht doch noch was … http://www.stupidedia.org/stupi/Deppenapostroph

  10. @Markus. L. / Winterberg R.v.L.

    „Die menschliche Informationsquelle kann so ein dämlicher Automat niemals ersetzen.“

    Genau! Darum erlaube ich mir den Luxus meine Bahn-Fahrkarten immer beim freundlichen, hilfsbereiten und leibhaftigen Mitarbeiter der Deutschen Bahn in dem scheußlichen „Schlichtbauweise-Aldi-Bahnhofs-Ersatzgebäude“ in Meschede zu kaufen. Zum Glück haben sie wenigstens den Mann noch nicht weg rationalisiert!

  11. Der Bahnhof wird also auch abgerissen, wie ich hier gerade lese? Winterberg entledigt sich nach und nach also seiner schönen traditionellen Gebäude…
    Ich habe meine Meinung zu diesem Thema speziell was das Freibad angeht hier ja schon sehr deutlich geäußert, das ist einfach ein Unding!

    Verstehen kann ich aber ehrlich gesagt auch die teilweise (ja ich bin so frech und schreibe das jetzt) „treudoofen“ Bürger nicht. Man muss sich gegen solche Sachen doch auch einfach mal wehren, bzw. ganz klar die Meinung der Bürger darstellen. Schließlich steht mit dieser Meinung ja nicht nur eine Person da?!
    Passiert im Sauerland leider sehr selten, dass die Bürger mal sagen: „Halt stopp, so geht das nicht!“.
    Die meisten vertrauen einfach darauf, dass die „hohen Herren“ das Richtige tun, spätestens nach der Schwimmbadgeschichte + Oversum sollte man mal gemerkt haben, dass hier etwas falsch läuft.

    Wie dem auch sei, ich bin kein Winterberger, ich beobachte das ganze Geschehen nur traurig und mag das Flair meiner Geburtsstadt immer weniger…

    Schönen Gruß
    Leon

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