Das Schweigen der Lenker – mein Abschied vom diesjährigen Stadtradeln

Auf der Höhe bei Wasserfall (foto: zoom)

Die dreiwöchige Aktion Stadtradeln geht mit dem heutigen Freitag im Hochsauerland und damit auch für die Kommune Winterberg zu Ende.

Auf der Website des bundesweiten Wettbewerbs heißt es:

Damit noch mehr Menschen dauerhaft vom Auto aufs Rad umsteigen, braucht es eine Radinfrastruktur, auf der sie schnell und sicher ans Ziel kommen.

https://www.stadtradeln.de/darum-geht-es

Auch dieses Jahr habe ich wieder viele Kilometer beim Stadtradeln zurückgelegt, mit dem Ziel, „alle mir bekannten und sympathischen Radtouren im hohen Hochsauerland neu zu sehen„.

Meine persönliche Auswertung:

Es gab nichts Neues zu sehen.

Eine Infrastruktur, auf der ich im Alltag schnell und sicher mit dem Rad ans Ziel komme, ist nicht vorhanden, daher sind sämtliche Ziele außerhalb meiner Alltagswege und Besorgungen.

An keinem Tag habe ich notwendige Autofahrten durch das Rad ersetzt. Das Radfahren ist stets „on top“ und nicht integraler Alltagsbestandteil.

Um entspannt Kilometer zu sammeln, bin ich häufiger außerhalb Winterbergs geradelt: Diemelradweg, Ederradweg, Fuldaradweg…

Einige asphaltierte und naturgebundene Wege sind nur mit großer Vorsicht zu befahren, weil sie sich in einem erbarmungswürdigen Zustand befinden.

Der als Radroute ausgeschilderte Fahrweg zwischen Silbach und Golfplatz Winterberg ist voller tiefer Schlaglöcher sowie Quer- und Längsrinnen. In einer dieser Längsrinnen wäre ich um ein Haar gestürzt. Die gefährlichste Straße ist noch nicht einmal die kaputte Landstraße von Siedlinghausen hoch zum Bildchen, sondern die Straße hinunter von Mollseifen nach Züschen. Auch dort sind gerade auf der von oben gesehen rechten, talseitigen Straßenseite große Schäden; am gefährlichsten sind meiner Meinung nach die Spalten in Längsrichtung, die die Wirkung von Straßenbahnschienen haben können. Wer in Schienen gerät, stürzt unmittelbar und unvermeidbar, weil in Sekundenbruchteilen die Pendelbewegungen des Rads, die für das Gleichgewicht notwendig sind, aufhören.

Die Augen immer auf den Asphalt gerichtet halten.

Manche offiziellen Radrouten führen über vielbefahrene Straßenabschnitte. Diese meide ich möglichst im Berufs- und Urlaubsverkehr. Als Beispiel sei hier die Landstraße 740 zwischen Bödefeld und Westernbödefeld sowie ebenfalls die L 740 vor Remblinghausen genannt. Sehr gefährlich ist auch der Straßenabschnitt vom Kreisverkehr in Winterberg Richtung Silbach, wobei der Abschnitt bis zur Abbiegung Landal als Radroute gilt. Ab hier soll man dann den oben beschriebenen Holperweg unterhalb des Golfplatzes befahren.

Nichts geändert hat sich an der Situation zwischen Siedlinghausen und Olsberg (L 742). Obwohl sich die Straße im Tal schlängelt, gibt es hier keinen Radweg. Eine große Gefahr ist hier unter anderem der Schwerlastverkehr aus und zum Silbacher Steinbruch.

Eine positive Bemerkung, bevor ich wieder Wasser in den Wein schütte: die Sauerländer Autofahrer*innen überholen inzwischen in der Regel mit Abstand und Vorsicht. Das war nicht immer so.

Gefährlich nahe kommen mir nun häufig Autos mit gelbem Nummernschild. Auf engen Straßen, mit Minimalabstand in den Gegenverkehr hinein überholen: gelbes Nummernschild. Vor Altenfeld in der durch Straßenteilung stark verengten Spur mit <30 cm Abstand schon zwei Mal fast angefahren: gelbes Nummernschild.

Ich erkläre mir dieses Verhalten damit, dass die niederländischen Autofahrer*innen auf Grund ihres hervorragenden Radwegesystems den Begegnungsverkehr mit Radler*innen nicht kennen.

Ein Letztes: die Regel, dass man durchgezogene Mittellinien nicht überfahren darf – gilt die noch?

Ein Allerletztes: gibt es inzwischen sichere Radabstellplätze (bspw. Bügel, Unterstände) vor dem Kreishaus in Meschede, der Schaltzentrale für das kreisweit koordinierte Stadtradeln?

Das Schweigen der Lenker: die Evaluation des Stadtradelns durch die Stadt Winterberg und den Kreis in Bezug auf:

Damit noch mehr Menschen dauerhaft vom Auto aufs Rad umsteigen, braucht es eine Radinfrastruktur, auf der sie schnell und sicher ans Ziel kommen.

siehe oben

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