Buchbesprechung
Konrad, oder: Bei Anruf Schock – ein Jugendroman von Helga Lezius

„Konrad, oder: Bei Anruf Schock“ ist ein Buch, das vor allem zwischen 10 und 12 Jahren Freude macht. (Buchcover)
„Konrad, oder: Bei Anruf Schock“ ist ein Buch, das vor allem zwischen 10 und 12 Jahren Freude macht. (Buchcover)

Konrads Zukunft sieht positiv aus. Mirays Freundin wird das nächste Schuljahr in den USA verbringen, so dass er sich auf mehr Zeit mit ihr freuen kann. Und er wird richtig tanzen lernen.

(Eine Buchbesprechung unseres Autors Detlef Träbert)

Aber sein bester Freund Lenni zieht mit seiner Mutter und ihrer Chefin Ina sowie Willi nach Berlin – er wird sie alle sehr vermissen. So endet der dritte Konrad-Band von Helga Lezius – fröhlich entspannt und gleichzeitig spannend, weil in der Zukunft alles möglich ist. Doch vor diesem Ende ist die Geschichte noch viel spannender!

Konrad und der gehbehinderte Lenni bekommen den Auftrag, sich ein bisschen um die alte Frau Krämer zu kümmern, die in der Nachbarschaft von Inas Frisiersalon wohnt. Weil sie umgeknickt ist und nun einen Gips ums Bein trägt, braucht sie jemanden, der für sie einkaufen geht. Die beiden Jungs freunden sich rasch mit der alten Dame an, die allein lebt und sich von ihnen Granny nennen lässt.

Während Konrad und Lenni unterwegs sind, erhält Granny einen Anruf von einem Mann. Er nennt sich Fred, so wie ein Freund ihres Enkels Matthew, der in den USA lebt, sich aber schon viele Jahre lang nicht mehr gemeldet hat. Matthew habe sie besuchen wollen, sei jedoch in New York schwer verunglückt. Nun liege er im Krankenhaus und brauche Geld für die Behandlung, denn er habe alles für die Überfahrt ausgegeben. Eine sehr unwahrscheinliche Geschichte – das merkt Granny selbst, als sie sie Konrad und Lenni erzählt. Nun soll in einer halben Stunde ein Mann kommen,der morgen nach New York fliegt, um 1.000 Euro abzuholen. Granny hat jedoch in ihrem Geheimversteck, einer Spardose in Form einer Konservenbüchse, gerade mal 400 Euro. Konrad überzeugt sie, den Abholer auf etwas später zu vertrösten, während er sich verstecken und den Mann fotografieren will. Das klappt leider nicht, aber am nächsten Tag kommt der Mann wieder, gerade als Konrad auf der Toilette sitzt. Lenni lässt ihn herein, verlässt aber anschließend die Wohnung und schließt von außen ab. Konrad ruft vom Bad aus mit seinem Handy die Polizei, die rasch kommt und den Betrüger festnimmt. Die 400 Euro aus dem Geheimversteck schenkt die dankbare Granny den beiden Jungs.

Eine abenteuerliche Geschichte ist das, die beim Lesen fesselt und einen vor Spannung kaum loslässt. Natürlich besteht sie auch nicht nur aus dem hier geschilderten Erzählkern, sondern enthält Zutaten, die Kinder und Jugendliche kennen: eine Bande, die vor allem Lenni immer wieder nachstellt; ein ausgesprochen strenger Mathelehrer; eine Notfall-Sirene, um sich in einer bedrohlichen Situation helfen zu können. All das mischt die Autorin geschickt zusammen, so dass man sich leicht in Konrads und Lennis Situation hineinversetzen kann.

„Konrad, oder: Bei Anruf Schock“ ist ein Buch, das vor allem zwischen 10 und 12 Jahren Freude macht. Der Verlag gibt es in mehreren Versionen heraus. Neben dem Taschenbuch gibt es eine Ausgabe im Großdruck sowie das Mini-Buch und zwei eBook-Formate..

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*) Helga Lezius: KONRAD oder Bei Anruf Schock, Hohen Neuendorf bei Berlin (AAVAA Verlag) 2017, 143 S., € 11,95 (Jugendroman)

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Helga Lezius: „Auf die Geschichte des dritten Bandes kam ich durch wiederholte Zeitungsberichte über den Enkeltrick. Ich stellte mir vor, dass die Kooperation von jung und alt da sehr helfen könnte.“ (foto: traebert)

Interview mit der Autorin (D.T. = Detlef Träbert; H.L. = Helga Lezius):

D.T.: Frau Lezius, kennen Sie Konrad persönlich? Oder Lenni?

H.L.: (Lacht) Naja, auf Konrad kam ich durch einen Zeitungsbericht über einen Unfall mit einem Schulbus, wo ein Junge tatsächlich beherzt eingegriffen hatte und dann von der Polizei öffentlich für seinen Mut gelobt wurde. Der Junge sah so aus, als würde das Lob der Polizei viel für ihn bedeuten. Und Kinder wie Lenni lernte ich kennen, als ich nach der zweiten Lehramtsprüfung zunächst in der Schule für Körperbehinderte unterrichtete. Damals fiel mir auf, dass die meisten der dortigen Kinder eigentlich immer fröhlich waren und so herzlich lachen konnten, wie eben Lenni. Auch heute erlebe ich, wie die Gehandicapten in dem integrativen Sambaorchester meiner Tochter immer gute Laune mitbringen. Das berührt mich sehr.

D.T.: Was hat sie eigentlich dazu gebracht, Kinderkrimis zu schreiben?

H.L.: Brrrr – keine Ahnung. Ich habe immer gerne geschrieben und bin deshalb nach der Pensionierung bei den Zeitschreibern gelandet, einem Nürnberger Projekt, bei dem interessierte Leute biografische oder auch zeitgeschichtliche Texte verfassen und zum Beispiel vor Schulklassen oder Seniorengruppen lesen. Jetzt hatte ich einfach mehr Zeit zum Schreiben und das genieße ich sehr. Und als mir dann Konrad „begegnete“, entstand die erste längere Geschichte.

D.T.: Sie lesen gerne aus Ihren Konrad-Büchern vor Schulkindern. Wie reagieren die auf seine Abenteuer? Und was möchten Sie ihnen dabei vermitteln?

H.L.: Vermitteln möchte ich einfach die Freude am Lesen und an Büchern. Schon als Lehrerin war es mir ein zentrales Anliegen, dass die Kinder gerne lesen und gerne Geschichten schreiben. So habe ich nach den Lesungen ab und zu einen der Kurztexte aus „Kurz und bündig – Die schnellsten Geschichten der Welt“ vorgelesen und sie damit unmittelbar angeregt, selber zu schreiben.
Inhaltlich war im ersten Buch Mobbing das Thema, das nach wie vor ein großes Thema in und um Schulen ist, wie mir ein Heilpädagoge gerade wieder bestätigte. Im zweiten Buch ging es dann um Inklusion. Bei den Körperbehinderten habe ich nämlich Kinder kennen lernen dürfen, die heute noch darunter leiden, dass sie nicht viel mehr lernen durften, als die Sonderschule ihnen anbot.
Auf die Geschichte des dritten Bandes kam ich durch wiederholte Zeitungsberichte über den Enkeltrick. Ich stellte mir vor, dass die Kooperation von jung und alt da sehr helfen könnte.

D.T.: Konrads Freunde werden nach Berlin ziehen und er selbst kommt im nächsten Sommer schon ins siebte Schuljahr. Haben Konrad-Krimis da noch eine Perspektive?

H.L.: Oh, Ich hätte schon Ideen. Sehr gerne würde ich das Tanzen in den Mittelpunkt stellen. Viele Jungen haben Interesse daran, aber gleichzeitig wird es in der klassischen Form von männlichen Jugendlichen abgelehnt. Mal schauen, wann mich die Konrad-Muse ein nächstes Mal küsst.

D.T.: Möchten Sie nicht auch mal ein Buch für Erwachsene verfassen? Ihre Artikel für die Zeitschrift „Humane Schule“ haben doch auch einen literarischen Anspruch.

H.L.: Hm, da müsste mir mal ein erwachsener Konrad oder Lenni begegnen. Bisher habe ich da noch keine Idee für erwachsene Leser. Auch bin ich ja immer noch bei den Zeitschreibern. Und mein großes Thema ist und bleibt die Schule, die humane Schule. Sie nimmt einen großen Raum ein in meinen Leben, früher als Lehrerin, heute als Autorin.

D.T.: Frau Lezius, herzlichen Dank für das Gespräch!

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Konrad I und II sind nicht mehr im Buchhandel erhältlich, können aber über die Autorin bezogen werden: lezius-ahs@web.de