Absicherung von Krediten: Winterberger Skiliftbetreiber wollen Hüttengrundstücke von der Stadt kaufen.

Möppis Hütte am Poppenberg 2012 (archiv): zoom)
Möppis Hütte am Poppenberg 2012 (archiv:  zoom)

Die Winterberger Skiliftbetreiber wollen die von der Stadt gepachteten(?) Grundstücke, auf denen ihre Skihütten stehen, kaufen. Dies geht aus den Unterlagen zur Haupt- und Finanzausschusssitzung vom 4. Februar 2014 hervor (siehe Ratsinformationssystem).

Insgesamt  31 Betriebe, für die zur Zeit ein Kaufgesamtkonzept verhandelt wird,  stehen auf einer Liste, welche dem Ausschuss Anfang Februar vorgelegt wurde.

In einem Papier von November 2013 hieß es zu den Hintergründen des Verkaufs:

„Vor dem Hintergrund der veränderten Rahmenbedingungen bei der Besicherung von Investitionskrediten kann sich der Rat einen Verkauf von städtischen Grundstücken in Skigebieten grundsätzlich vorstellen.“

In einem Sammelschreiben von sieben Skiliftbetreibern vom 29. Januar 2014 wird beantragt „die Immobilien zum Zweck der Besicherung und Absicherung künftiger Investitionen -in Abhängigkeit vom Kaufpreis- zu erwerben.“

Die Stadt verhandelt also derzeit wohl a) über den Verkaufspreis und b) über die Gesamtmodalitäten des Verkaufs. Wo liegt das Problem?

Die städtischen Grundstücke können von den Skiliftbetreibern nicht in Verhandlungen zur Kreditaufnahme in die Verhandlungen mit den Banken eingebracht werden. Kredite sind für die großen Investitionen der Vergangenheit getätigt worden und werden aller Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft nötig.

Gelangen die Grundstücke in Besitz der Skiliftbetreiber, werden sie zur Gewerbeflächen und können zur Absicherung von Krediten herangezogen werden.

Damit haben die Grundstücke einen potentiellen Wert, der höher ist als der derzeitige Verkehrswert als städtische Fläche.

Würde die Stadt jetzt sagen „Liebe Skiliftbesitzer, Ihr habt soviel für Winterberg getan, dass wir euch die Flächen zu dem niedrigen Preis verkaufen“, machte sie sich versteckter Subventionen schuldig, weil ja in der Differenz zwischen niedrigem Wert als Pachtfläche und dem höheren Wert als Gewerbefläche ein geldwerter Vorteil steckt.

Das ist gesetzlich nicht so einfach, denn dann könnten andere Gewerbe in Winterberg gleichfalls Subventionen verlangen. Außerdem würde die Stadt, das „Eigentum“ der Bürgerinnen und Bürger, nämlich die städtischen Flächen, unter Wert „verscherbeln“ und gewissermaßen die Differenz verschenken.

Weiterhin könnte man annehmen, dass die Skiliftbetreiber durch die in der Vergangenheit getätigten hohen Investitionen ihren jetzigen finanziellen Rahmen eingeschränkt haben. Sie bräuchten in diesem Fall weitere Kredite, um ihre Spielräume wieder zu erweitern. Diese Kredite gibt es von Banken gemeinhin nur, wenn es etwas zu besichern gibt, nämlich in diesem Fall die noch zu erwerbenden Grundstücke.

Noch ein Punkt könnte wichtig sein. Es ist anzunehmen, dass nicht alle Betriebe in gleichem Maße Investitionskredite aufgenommen haben, bzw. aufnehmen werden. Diese Betriebe würden trotzdem auf Gleichbehandlung pochen.

Ein Gesamtkonzept muss also her. Dies wird unter Federführung der Tourismus- und Wirtschaft GmbH (Michael Beckmann) verhandelt und erarbeitet („runder Tisch“).

Das weitere Verfahren wird laut Beschlussvorlage vom 4. Februar*** folgendermaßen sein (Hervorhebungen von mir):

„Der Haupt- und Finanzausschuss nimmt die Ausführungen dieser Verwaltungsvorlage zur Kenntnis und verweist die Angelegenheit zur weiteren Vorberatung an die Ratsfraktionen. Anschließend soll in einer der nächsten Sitzungen des Haupt- und Finanzausschusses eine Grundsatzentscheidung im öffentlichen Teil getroffen werden. Im nicht-öffentlichen Teil sollen anschließend die konkreten Verkaufsmodalitäten und Rahmenbedingungen festgelegt werden.“

*** sämtliche Angaben, Protokolle, Grundstückspläne usw., sind den Unterlagen zur Sitzung am 4. Februar zu entnehmen, die im Ratsinformationssystem einzusehen bzw. herunterzuladen sind.

6 Gedanken zu „Absicherung von Krediten: Winterberger Skiliftbetreiber wollen Hüttengrundstücke von der Stadt kaufen.“

  1. @zoom: Es sei „…gesetzlich nicht so einfach, denn dann könnten andere Gewerbe in Winterberg gleichfalls Subventionen verlangen. Außerdem würde die Stadt, das “Eigentum” der Bürgerinnen und Bürger, … unter Wert “verscherbeln” “

    Frage: Wie können die Winterberger Bürger bzw. „andere Gewerbe“ sicherstellen, dass sie nicht übervorteilt werden? Wer nimmt am „runden Tisch“ ihre Interessen wahr?

    Zwischen Bürgermeister, CDU Fraktion und die Liftbetreiber passt nach meiner Beobachtung in Winterberg kein Blatt. Herr Beckmann hat sich in den letzten Jahren nicht gerade als Kritiker der Ratspolitik hervorgetan (siehe Oversum).

    Die Investitionen zahlreicher Liftbetreiber waren vermutlich sehr hoch, der Winter ist ausgefallen.

    [ … moderiert, bitte Gerüchte belegen …] sondern städtischer Grund und Boden. Wer sollte einem solchen Verkauf im Weg stehen? Wer sollte sich am „runden Tisch“ für einen fairen Preis stark machen? Und wie ist das Geschäft überhaupt zu kontrollieren, finden doch die entscheidenden Verhandlungen im nicht-öffentlichen Teil der Ratssitzung statt.

    Am Rande gefragt: Was sagt eigentlich die Opposition?

  2. @Johanna

    „Am Rande gefragt: Was sagt eigentlich die Opposition?“

    Aus dem Hinterland gefragt: Gibt es überhaupt ne Opposition?

  3. @Reinhard Loos
    @Gabi
    „Gibt es im Winterberger Rat jetzt eine “Opposition”?“

    Im Winterberger Rat gibt es keine Parteien, die „im Widerspruch oder im Gegensatz zu etwas stehen (z. B. zur öffentlichen Meinung, zur Regierung).“

    Keine der im Rat vertretenen Parteien stellt sich „(als Minderheit) gegen die Regierung und die Parteien der (Regierungs-)Mehrheit“.

    Dabei wäre eine Opposition so wichtig, denn die“ politische Opposition ist insofern wesentliches Element moderner Demokratien, als sie (mehr noch als die Parteien der Regierungsmehrheit) die parlamentarischen Kontrollaufgaben gegenüber der Exekutive wahrnimmt.“

    Soweit die Definition der Bundeszentrale für politische Bildung.
    http://www.bpb.de/wissen/2NPTQV

    Klare Antwort: NEIN, im Winterberger Rat gibt es keine Opposition und somit gibt es auch niemanden, der Bürgermeister und CDU-Fraktion kontrolliert.

  4. Zur „Opposition“ in Winterberg:
    Bis Montag, 07.04.2014, 18 Uhr, kann man Wahlvorschläge einreichen…
    Falls wir (SBL) bei den Formalia behilflich sein können, tun wir das gerne!

  5. @Johanna

    „Klare Antwort: NEIN, im Winterberger Rat gibt es keine Opposition …“

    Kein Wunder! Die, die nicht mit der Mehrheit stimmen, haben hier im Sauerland ja schließlich Fürchterliches zu befürchten. Wie ein Beispiel aus den letzten Tagen zeigt, laufen sie Gefahr, in aller Öffentlichkeit von Bürgermeistern für „destruktives Verhalten“ gegeißelt zu werden. Wer will das denn seinen Nerven antun? 😉

    Klick:

    http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-meschede-eslohe-bestwig-und-schmallenberg/wahlprogramme-pruefen-id9019339.html

Kommentare sind geschlossen.